Christliche Demokraten gegen Atomkraft: „Billiger Atomstrom ist ein Ammenmärchen“

Die Atomenergie stehe ungerechtfertigt im Ruf günstigen Strom zu produzieren, kritisiert der Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) in einer Presseerklärung. „In Wahrheit handelt es sich um eine Branche, bei der trotz Privatisierung in realsozialistischer Manier immer noch der Staat haftet, falls etwas schief geht“, so der Verband, in dem sich CDU/CSU-Mitglieder für die Überwindung […]

Die Atomenergie stehe ungerechtfertigt im Ruf günstigen Strom zu produzieren, kritisiert der Bundesverband Christliche Demokraten gegen Atomkraft (CDAK) in einer Presseerklärung. „In Wahrheit handelt es sich um eine Branche, bei der trotz Privatisierung in realsozialistischer Manier immer noch der Staat haftet, falls etwas schief geht“, so der Verband, in dem sich CDU/CSU-Mitglieder für die Überwindung der Kernenergie engagieren. Die Befürworter der Kernenergie und damit eines Endlagers Gorleben behaupteten oft, der Kernkraftstrom sei preiswerter im Vergleich zu anderen, insbesondere erneuerbaren Energien. Betriebswirtschaftlich treffe dies sicher zu, denn da die Kernkraftwerke inzwischen größtenteils abgeschrieben seien, rechne sich dies sogar sehr gut. Bei der lediglich betriebswirtschaftlichen Rentabilitätsberechnung des Kernkraftstroms fehlten indes mehrere entscheidende Kostenblöcke, die als betriebs-externe Kosten für die Gesamtheit der deutschen Volkswirtschaft anfallen, so der CDAK.

2 Euro pro Kilowattstunde einschließlich der externen Kosten
Diese externen Kostenfaktoren bei der Erzeugung von Kernkraftstrom habe – übrigens schon unter der Regierung von Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl – das damalige Bundeswirtschaftsministerium 1992 durch die renommierte Baseler PROGNOS AG berechnen lassen. Die Studie der PROGNOS AG trägt den Titel: „Identifizierung und Internalisierung der externen Kosten der Energieversorgung“. Aus ihr gehe hervor, dass bei Berücksichtigung der externen Gesamtkosten der wirkliche für die deutsche Volkswirtschaft entstehende Preis einer Kilowattstunde Kernkraftstrom schon damals rund vier DM betragen hat, was heute zirka zwei Euro entspreche.

Kernkraftstrom volkswirtschaftlich deutlich teurer als die erneuerbaren Energien
Die günstigen Produktionskosten für Ökostrom betragen bei Windkraftstrom 0,06 Euro pro Kilowattstunde, so der CDAK. Der Höchstpreis für solaren Ökostrom aus Photovoltaik beträgt inklusive 19 % Mehrwertsteuer aktuell 0,68 Euro. „Wenn aber, volkswirtschaftlich gesehen, der Kernkraftstrom mindestens doppelt so viel kostet wie die erneuerbaren Energien, warum, in Himmels Namen, sollen wir, das deutsche Volk uns dann diese ganze entsetzliche Umweltproblematik (Tschernobyl!) der Kernenergie weiterhin ‚ans Bein binden?“, heißt es in der Erklärung des CDAK. „Man wird vielleicht einwenden, das Kind sei schon in den Brunnen gefallen, d.h. wir haben nun einmal Kernkraftwerke. Darauf antworten wir: errare humanum est, perseverare diabolicum! (Irren ist menschlich, aber im Irrtum verharren ist teuflisch). Anders gesagt, und um das Bild von eben aufzunehmen: man hole das Kind doch endlich aus dem Brunnen!“, so der CDAK weiter.

Strukturwandel hin zur dezentralen erneuerbaren Energieerzeugung erforderlich
Das werde zwar nicht von einer Sekunde auf die andere gehen, aber es gelte, so viel erneuerbare Energien wie irgend möglich, und so wenig Kernenergie, wie unumgänglich notwendig zu nutzen. „Wegen der Treibhausgefahr auf Kernkraft zu setzen, hieße den Beelzebub mit dem Teufel austreiben zu wollen. In 32 Jahren, die der Atomausstieg vorsieht, müsste eine Industrienation wie Deutschland doch in der Lage sein, diesen Strukturwandel hin zur dezentralen erneuerbaren Energieerzeugung zu bewältigen. Dadurch wäre Deutschland auch weniger verwundbar durch den Terrorismus“, betont der CDAK. „Jeder lange Weg beginnt nun einmal mit dem ersten Schritt, sprich mit dem ersten Kernkraftwerk, das abgeschaltet wird. Das würde ein Endlager, wo auch immer, zwar nicht überflüssig machen, aber das Entsorgungsproblem nicht unnötig noch mehr vergrößern und verschlimmern. Schadensbegrenzung ist angesagt“, stellt der CDAK fest.

31.07.2008 | Quelle: BUNDESVERBAND CHRISTLICHE DEMOKRATEN GEGEN ATOMKRAFT (CDAK) | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Schließen