Deutschlands modernste Biogasanlage geht an das Netz

Im südhessischen Bürstadt ist eine neue Biogasanlage mit der fortschrittlichsten Technologie, die es derzeit auf dem Markt gibt, erfolgreich im Testbetrieb und wird künftig 18 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Ralf Weigel, Geschäftsführer des Energieparks Bürstadt, stellte das Projekt gemeinsam mit Matthias Wilkes, Landrat des Kreis Bergstraße, und Alfons Haag, Bürgermeister der Stadt Bürstadt, […]

Im südhessischen Bürstadt ist eine neue Biogasanlage mit der fortschrittlichsten Technologie, die es derzeit auf dem Markt gibt, erfolgreich im Testbetrieb und wird künftig 18 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Ralf Weigel, Geschäftsführer des Energieparks Bürstadt, stellte das Projekt gemeinsam mit Matthias Wilkes, Landrat des Kreis Bergstraße, und Alfons Haag, Bürgermeister der Stadt Bürstadt, am 3. September 2008 auf einer Pressekonferenz vor. Der Effizienzvorsprung schlägt sich im Stromoutput nieder: Die beiden Gas-Otto-Generatoren mit einer Gesamtleistung von 2,25 Megawatt (MW) decken rechnerisch den jährlichen Strombedarf aller Privathaushalte einer 16.000-Einwohner-Stadt.
Thermisch Induzierte Hydrolyse (TIH) heißt das Verfahren, mit dem die Betreiber Ralf Weigel und Mathias Neuss noch effektiver Strom produzieren. „Gewöhnlich lässt man die Mais- und Grassilage 90 Tage gären und erzielt 60 Prozent des möglichen Gasertrages“, erklärt Ralf Weigel. Durch entsprechende Vorbehandlung der Rohstoffe holt der Bürstädter Energiepark binnen neun Tagen 90 Prozent an Gasen heraus. „Das ist wie der Umstieg von einem Neun- auf ein Zwei-Liter-Auto“, verdeutlicht Ralf Weigel den Technologievorsprung der Anlage. Und mehr noch: Dadurch wird Strom aus Biogas erstmals zu Marktpreisen produziert.
Der neue Energiepark in Bürstadt besteht aus zwei voneinander unabhängigen Biogasanlagen, eine für die Verarbeitung von nachwachsenden Rohstoffen sowie eine Anlage für die Verwertung von Biomasse verschiedenster Herkunft. In die Anlage für nachwachsende Rohstoffe liefern Landwirte aus einem Umkreis von fünf Kilometern jährlich 18.000 Tonnen Mais- und Grassilage. In der Biomasse-Anlage werden 18.000 Tonnen Reste aus Großküchen und Kantinen, überlagerte Lebensmittel, verdorbenes Obst und Gemüse sowie verpackte, nicht mehr verkaufbare Lebensmittel und Milchprodukte verarbeitet.
Derzeit produziert der Energiepark Bürstadt durchschnittlich 15.000 Kilowattstunden Strom pro Tag. Bis zum Jahresende sollen die beiden Reaktoren sukzessive auf Volllast umgestellt werden. „Wir erzeugen schon jetzt mehr Strom als erwartet“, berichtet Ralf Weigel. „Die neue Biogas-Technologie in Bürstadt gehört zu den modernsten und effizientesten Verfahren weltweit“. Das wirkt sich positiv auf die Bilanz der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien aus: Läuft die Anlage unter Volllast, können 16.000 Menschen und somit de facto alle Privathaushalte in Bürstadt vom Energiepark durch umweltfreundlichen Strom versorgt werden. Für 2011 planen die Betreiber ein weiteres Blockheizkraftwerk, das zusätzlich 9.000 Menschen mit Strom versorgen kann sowie die Aufbereitung des Biogases zu so genanntem Erdgas und die Einspeisung in das Gasnetz.

Auf dem Weg zum regionalen Energie-Cluster
Dank der räumlichen Nähe des Energieparks zur städtischen Kläranlage entstehen weitere Synergien in der Region: Die bei der Stromproduktion entstehende Abwärme heizt die städtische Kläranlage und hält deren Temperatur auf optimalem Niveau. In Zukunft soll die Wärme auch zur systematischen Klärschlammtrocknung eingesetzt werden. „Hier werden zum einen Energiekosten der Kläranlage eingespart, darüber hinaus wird bei diesem Netzwerk der Gedanke der Kreislaufwirtschaft konsequent zu Ende gedacht“, sagt Micha Jost, Umweltbeauftragter der Stadt Bürstadt. So liefern die Landwirte aus der Region nicht nur einen Teil der Biomasse als Input für die Gaserzeugung, sondern verwerten auch den Output, der nach den Produktionsvorgängen übrig bleibt. Bereits in den vergangenen Jahren hat sich Bürstadt mit der weltgrößten Aufdach-Photovoltaik-Anlage einen guten Namen beim Einsatz erneuerbarer Energien gemacht. Auf einer Fläche von 40.000 Quadratmetern verwandeln rund 30.000 Solarmodule auf dem Dach einer Spedition Sonnenkraft in Strom. Gemeinsam mit der neuen Biogasanlage deckt Bürstadt Ende des Jahres mehr als 40 Prozent des gesamten Strombedarfs (Gewerbe und Privathaushalte) eines Jahres mit erneuerbaren Energien. „Damit liegen wir weit über dem Bundesdurchschnitt von rund 14 Prozent“, betont Micha Jost.

Vom 5.-7. September finden in Bürstadt die „EnergieTrends+“ statt, eine Messe für erneuerbare Energien: www.energietrends-buerstadt.de.

05.09.2008 | Quelle: Energiepark Bürstadt GmbH & Biogas KG | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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