Greenpeace: „Stromlücke ist Wahlkampfpropaganda“ – neue Studie zur Stromversorgung in Deutschland

Die von Politik und Industrie oft vorausgesagte Stromlücke werde es nicht geben, betont die Umweltorganisation Greenpeace in einer Pressemitteilung. Das belege eine Studie des Ingenieurbüros EU-Tech, die Greenpeace in Auftrag gegeben hat und Mitte September in Berlin präsentierte. Die Deutsche Energieagentur (Dena) habe im März behauptet, Deutschland drohe im Jahr 2020 eine Stromlücke von 12.000 […]

Die von Politik und Industrie oft vorausgesagte Stromlücke werde es nicht geben, betont die Umweltorganisation Greenpeace in einer Pressemitteilung. Das belege eine Studie des Ingenieurbüros EU-Tech, die Greenpeace in Auftrag gegeben hat und Mitte September in Berlin präsentierte. Die Deutsche Energieagentur (Dena) habe im März behauptet, Deutschland drohe im Jahr 2020 eine Stromlücke von 12.000 Megawatt, so die Umweltorganisation. Das entspräche der Leistung von 15 Großkraftwerken. Nach der neuen Greenpeace-Studie sei dagegen mit einer Überkapazität von etwa 12 Großkraftwerken zu rechnen.
„Angesichts dieser Irreführung warnt Greenpeace vor weiteren falschen Behauptungen von Wahlkämpfern und der Energiewirtschaft. Diese wollen mit Hinweis auf die angebliche Stromlücke vor allem verlängerte Laufzeiten für Atomkraftwerke und eine viel zu hohe Zahl klimaschädlicher Kohlekraftwerke durchsetzen“, heißt es in der Greenpeace-Pressemitteilung.

Chance zum Umbau der Energieversorgung
„Über die Öffentlichkeit schwappt derzeit eine Welle aus Wahlkampfpropaganda und Halbwahrheiten zur Energiepolitik“, erklärt Roland Hipp, Kampagnengeschäftsführer von Greenpeace. „Atomkraft muss keine Lücke füllen, sie hilft weder gegen den Klimawandel noch sorgt sie für sinkende Strompreise. Der Skandal um den maroden Salzstock Asse zeigt, dass die Probleme der Atomkraft nicht in den Griff zu bekommen sind“; so Hipp weiter. Die Energiedebatte drehe sich darum, wie der deutsche Kraftwerkspark modernisiert werden soll. Diese Situation biete die Chance, die Energieversorgung umzubauen. Sogar die Szenarien der Bundesregierung belegten, dass der Atomausstieg Innovation und Investitionen für Erneuerbare Energien vorantreibe – und damit den Klimaschutz.
„In der Branche der Erneuerbaren Energien sind mittlerweile über 250.000 Menschen beschäftigt, mehr als in der Atom- und Kohle-Industrie zusammen“, so Hipp. „Wer den Wirtschaftsstandort Deutschland wirklich stärken will, der muss die Energieversorgung weiter modernisieren. Wir müssen weg von klimaschädlichen Kohlekraftwerken und hochriskanten Atomkraftwerken. Es droht keine Stromlücke, sondern eine Investitionslücke, wenn sich die Stromkonzerne dieser Entwicklung verweigern.“
„Unsere Studie belegt genau, wie die von der Energiewirtschaft finanzierte Dena-Prognose die tatsächlichen Kapazitäten so berechnet hat, dass sie eine Stromlücke konstruieren konnte“, sagt Andree Böhling, Energie-Experte von Greenpeace. Wesentliche Annahmen der Dena-Prognose seien höchst fragwürdig. So gehe sie von einem zu hohen Strombedarf im Jahr 2020 aus, der auch nicht den Zielen der Bundesregierung entspreche. Dagegen nehme die Dena eine deutlich geringere Leistung von erneuerbaren Energien oder Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen an als andere Studien. Zudem würden kürzere Laufzeiten bestehender Großkraftwerke angesetzt als in der Praxis. Dadurch komme die Dena für das Jahr 2020 zu einer gesicherten
Kraftwerksleistung, die um 22.000 bis 27.000 Megawatt niedriger liegt als bei vergleichbaren Berechnungen.
Bereits der Regierungsbericht zur Sicherheit der Stromversorgung vom August 2008 habe die Dena-Behauptungen widerlegt, betont Greenpeace. Dieser stellte fest, dass die Stromversorgung in Deutschland trotzt Ausstieg aus der Atomenergie und trotz Protesten gegen den Neubau von Kohlekraftwerken sicher ist.

19.09.2008 | Quelle: Greenpeace e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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