Atom- und Kohlestrom als „Öko-Strom“ umdeklariert – Greenpeace-Studie warnt vor Mogelpackungen

Unter dem Namen „Ökostrom“ werden zahlreiche Produkte angeboten, die dieses Prädikat nicht verdienen, berichtet Greenpeace in einer Pressemitteilung. Dies sei das Ergebnis einer im Auftrag von Greenpeace erstellten Studie des Energiewissenschaftlers Uwe Leprich, Professor der Hochschule Saarbrücken. Viele Ökostrom-Geschäftsmodelle der Energiekonzerne basierten demnach lediglich auf dem Handel mit Herkunfts-Nachweisen wie RECS-Zertifikaten (Zertifikate zur Kennzeichnung von […]

Unter dem Namen „Ökostrom“ werden zahlreiche Produkte angeboten, die dieses Prädikat nicht verdienen, berichtet Greenpeace in einer Pressemitteilung. Dies sei das Ergebnis einer im Auftrag von Greenpeace erstellten Studie des Energiewissenschaftlers Uwe Leprich, Professor der Hochschule Saarbrücken. Viele Ökostrom-Geschäftsmodelle der Energiekonzerne basierten demnach lediglich auf dem Handel mit Herkunfts-Nachweisen wie RECS-Zertifikaten (Zertifikate zur Kennzeichnung von Strom aus erneuerbaren Energien). Dabei kaufe ein Stromunternehmen zum Beispiel in Skandinavien billige Zertifikate für Öko-Strom aus Wasserkraft, nicht jedoch den Strom selbst. In Deutschland werde dann der konventionelle Strom mit den Zertifikaten zu Öko-Strom umdeklariert, heißt es in der Pressemitteilung.

Ökostrom gibt es nicht zum Nulltarif
„Viele Energiekonzerne betreiben nichts anderes als Greenwashing“, sagt Andree Boehling, Energie-Experte von Greenpeace. „Wenn ganze Städte, so wie es in Kassel, Friedrichshafen und Saarbrücken der Fall war, ohne Aufpreis über Nacht auf Öko-Strom umstellen, sollten die Kunden stutzig werden. Jedem muss bewusst sein, dass es Ökostrom nicht zum Nulltarif gibt. Schließlich ist er mit zusätzlichen Investitionen in umweltfreundliche Kraftwerke verbunden.“

Investitionen in neue Öko-Kraftwerke und detaillierte Informationen unerlässlich
Die Greenpeace-Studie nennt zwei zentrale Kriterien für echte Ökostrom-Angebote: Investitionen des Stromanbieters in neue Öko-Kraftwerke und detaillierte Informationen über die tatsächliche Herkunft des Stroms. Die Studie empfiehlt auch die Einführung eines einheitlichen Labels für Öko-Stromprodukte. Das heutige Nebeneinander verschiedener Zertifikate sei laut Studie zu verwirrend. Bis es ein solches Label gibt, sollten Öko-Stromkunden ihren Anbieter genauer unter die Lupe nehmen. „Es gibt mittlerweile sehr viele Trittbrettfahrer auf dem Strommarkt. Besonders dreist versucht der Energiekonzern RWE, seine Kunden hinters Licht zu führen“, so Boehling, „wer glaubt, Atomstrom sei ökologisch, ist auf die gezielte Kampagne der Atomlobby reingefallen.“ RWE werbe in einer groß angelegten Kampagne für einen so genannten Pro Klima‘-Tarif, bei dem Atomstrom als Öko-Strom angepriesen werde.
Guter Ökostrom wird laut Studie von Unternehmen angeboten, die nachweislich alle Anstrengungen auf den Ausbau umweltfreundlicher Kraftwerke, ohne Atom- und Kohlestrom lenken. Informationen und Empfehlungen von Ökostromanbietern gibt es bei „Atomausstieg selber machen“, einer Initiative zahlreicher Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen.

19.04.2009 | Quelle: Greenpeace e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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