UNEP: Entwicklungsländer investierten 2008 rund 27 % mehr in saubere Energieversorgung
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Environment Programme; UNEP; New York, London, Nairobi) kommentierte am 03.06.2009 in einer Pressemitteilung die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise auf die Branche der erneuerbaren Energien. Während sowohl die Europäische Union als auch die Vereinigten Staaten von Amerika deutlich von der Krise betroffen seien, hätten die Entwicklungsländer 27 Prozent mehr in saubere und erneuerbare Energien investiert und insgesamt 36 Milliarden US-Dollar (25,8 Mrd. Euro) dafür aufgebracht.
Laut Pressemitteilung hatten Geothermie-Technologien die höchsten Wachstumsraten während die größten Investitionen in die Windenergie flossen. Solar-Technologien konnten laut UNEP die größten Erträge für sich verbuchen. UNEP berichtet, dass im Jahr 2008 weltweit 155 Milliarden US-Dollar (111 Mrd. Euro) in Unternehmen und Projekte mit sauberen Energien investiert wurden, ohne große Wasserkraftprojekte. Hiervon seien private Investitionen im Umfang von 13,5 Milliarden US-Dollar (9,69 Mrd. Euro) in Unternehmen geflossen, die neue Technologien entwickeln. 117 Milliarden US-Dollar (84 Mrd. Euro) seien in erneuerbare-Energien-Projekte mit Geothermie, Wind, Solar oder Biotreibstoffen geflossen.
40 % der neu installierten Leistung aus erneuerbaren Quellen
Die Investitionen in saubere Energien, welche die Redkordzahlen von 2007 um 5 Prozent übertrafen, wurden zu großen Teilen Ländern wie China, Brasilien und anderen Entwicklungsländern getätigt. Laut UNEP wurden von den insgesamt 155 Milliarden allein 105 Milliarden US-Dollar (75 Mrd. Euro) unmittelbar für den Aufbau von 40 Gigawatt (GW) Leistung aus Wind, Sonne, kleiner Wasserkraft, Biomasse und Geothermie verwendet. Weitere 35 Milliarden US-Dollar (25,1 Mrd. Euro) wurden in große Wasserkraftanlagen mit einer Leistung von 25 GW investiert, heißt es in dem Bericht.
Mit Investitionen von 140 Milliarden US-Dollar (100 Mrd. Euro) und 65 GW neuer Leistung zur Nutzung sauberer Energiequellen im Jahr 2008 und Gesamtinvestitionen in die Energieproduktion von 250 Milliarden US-Dollar (179 Mrd. Euro) für insgesamt 157 GW, ging der Großteil der Neuinvestitionen auf das Konto der erneuerbaren Energien: mehr als 40 Prozent der neu installierten Energie-Kapazität sind regenerativ.
Entwicklungsländer mit glänzender Bilanz im Jahr 2008
„Ohne Zweifel hat sich die Wirtschaftskrise negativ auf Investitionen in erneuerbare Energien ausgewirkt, wenn man sie mit den Rekord-Ergebnissen der vergangenen Jahre vergleicht“, kommentiert Achim Steiner, Untergeneralsekretär der UNO und Geschäftsführender Direktor des UNEP. „Die Investitionen in den USA sanken um zwei Prozent, und das Wachstum in Europa wurde gedämpft. Trotzdem gab es 2008 auch einige Höhepunkte, besonders in Entwicklungsländern. China wurde hinsichtlich der neu installierten Leistung zum zweitgrößten Windmarkt und zum weltweit größten Produzenten von Photovoltaik. In einigen Ländern, von Australien über Japan bis hin nach Kenia, zeichnet sich ein Wachstum der Energieerzeugung mit Geothermie ab“. Steiner fügte hinzu, dass andere Schwellen- und Entwicklungsländer wie Brasilien, Chile, Peru und die Philippinen daran arbeiten, Gesetze und Vorgaben zur Förderung sauberer Energien als Teil einer „grünen Wirtschaft“ einzuführen.
Konjunkturpakete fördern Investitionen in saubere Energien
Die höchsten Neuinvestitionen (51,8 Milliarden US-Dollar, im Vergleich zu 2007 ein Prozent Wachstum) wurden laut UNEP in die Windenergie getätigt, doch die Solarenergie verzeichnete den größten Zuwachs (33,5 Milliarden US-Dollar, 49 Prozent Wachstum). Die Investitionen in Biotreibstoffe hingegen gingen etwas zurück (16,9 Mrd. US-Dollars, minus 9 Prozent). Eine Antwort auf die weltweite Wirtschaftskrise sind laut UNEP Ankündigungen von Konjunkturpaketen mit speziellen und umfassenden Vorgaben für Energieeffizienz und erneuerbare Energien im Umfang von mehreren Milliarden US-Dollar. „Diese ‚grünen New Deals,‘ die von einigen Volkswirtschaften wie z. B. China, Japan, der Republik Korea, europäischen Ländern und den USA angestoßen wurden, enthalten beträchtliche Vorgaben für erneuerbare Energien und werden den Markt stärken“, sagte. „Aber das größte Konjunkturpaket für erneuerbare Energien kann in etwas mehr als 180 Tagen bei der UNO-Klimakonferenz in Kopenhagen ins Leben gerufen werden. Dort müssen sich die Regierungen über ein neues Klimaabkommen einigen, das Gewissheit für den Emissionshandel gibt und Investitionen in schlanke und saubere Technologien anstößt“, fügte Steiner hinzu.
Kosten der Erneuerbaren sinken, Emissionshandel soll an Bedeutung gewinnen
UNEP geht davon aus, dass die Kosten für „grüne“ Energien weiter sinken werden, weil sich Engpässe in der Wertschöpfungskette auflösen werden, besonders in der Wind- und in der Solar-Branche. Die Kosten der Solarenergie sollen beispielsweise um 43 Prozent sinken, heißt es in dem Bericht der UNEP. Trotz der Krise am weltweiten Finanzmarkt sei der Handelswert der Emissionszertifikate für Treibhausgase im Jahr 2008 um 87 Prozent gestiegen und belaufe sich nun auf 120 Milliarden US-Dollar (86 Mrd. Euro). Dem Vorbild der EU und dem Kyoto-Abkommen folgend setzten nun etliche Länder ein System vernetzter CO2-Märkte in Kraft und arbeiteten an einer weltweiten Einigung im Rahmen der Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention (UN Framework Convention on Climate Change, UNFCCC). Laut Pressemitteilung hat sich das Cleantech-Wachstum hin zur sich Dritten Welt verschoben, obwohl das Wirtschaftswachstum dort jüngst ebenfalls still stand. Doch die Entwicklungsländer haben im Vergleich zu 2007 um 27 Prozent auf 36,6 Mrd. US-Dollar (26 Mrd. Euro) zugelegt und nun geht ein Drittel der weltweiten Investitionen auf deren Konto. China tätigte die höchsten Neuinvestitionen, Indien und Brasilien folgten auf Platz zwei und drei.
2009 und danach: Klimawandel, Energiesicherheit und „grüne“ Arbeitsplätze
Die weltweiten Neuinvestitionen in erneuerbare Energien sanken im ersten Quartal 2009, was den Einfluss der weltweiten Finanzkrise widerspiegle, heißt es in dem Bericht. Aber der Klimawandel, die Erholung der Wirtschaft und die Energiesicherheit könnten weit umfangreichere Investitionen in den kommenden Jahren auslösen. Die jährlichen Investitionen in erneuerbare Energien, Energieeffizienz und CO2-Speicherung müssen laut UNEP bis 2020 eine halbe Billion US-Dollar (395 Mrd. Euro) umfassen und eine durchschnittliche Investitionsrate von 0,44 Prozent des Bruttosozialprodukts ausmachen. Um dieses Ziel zu erreichen sei ein stärkeres gesellschaftliches Engagement für eine nachhaltigere Energieversorgung mit geringem CO2-Ausstoss nötig. Mit den gegenwärtig greifenden Konjunkturpaketen und dem von Kopenhagen erwarteten Klimaabkommen im Dezember sei die Chance zur Erreichung der Ziele größer denn je, auch in der aktuellen Wirtschaftskrise.
15.06.2009 | Quelle: UNEP | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH