DESERTEC antwortet EUROSOLAR: Potenziale von Solarstrom aus der Wüste und dezentraler Photovoltaik nutzen

„International vernetzte und dezentrale erneuerbare Energien sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, kommentiert die DESERTEC-Foundation die Kritik von EUROSOLAR-Präsident Hermann Scheer an dem Wüstenstrom-Projekt deutscher Konzerne. Als Beitrag zu Klimaschutz und günstigen Strompreisen sollten beide Potenziale genutzt werden, und das würden sie auch, betont DESERTEC in einer Pressemitteilung. International vernetzte und dezentrale erneuerbare Energien ergänzten sich […]

„International vernetzte und dezentrale erneuerbare Energien sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden, kommentiert die DESERTEC-Foundation die Kritik von EUROSOLAR-Präsident Hermann Scheer an dem Wüstenstrom-Projekt deutscher Konzerne. Als Beitrag zu Klimaschutz und günstigen Strompreisen sollten beide Potenziale genutzt werden, und das würden sie auch, betont DESERTEC in einer Pressemitteilung. International vernetzte und dezentrale erneuerbare Energien ergänzten sich ideal, da solarthermische Kraftwerke (concentrating solar power; CSP) mit ihren thermischen Speichern Strom nach Bedarf liefern können; auch nachts oder bei Windstille.
Ein weiterer Aspekt sei der enorm steigende Strombedarf außerhalb Europas, z. B. in der Region Mittlerer Osten und Nordafrika (MENA) sowie in Indien und China für Industrie, Klimaanlagen und Meereswasserentsalzung. Durch die Nutzung von Wüstenstrom könnte dieser Energiebedarf auf eine umweltschonende Weise gedeckt werden.
Auf teure, ineffiziente Stromspeicher für dezentrale Anlagen sei man somit nicht mehr unbedingt angewiesen, was die dezentrale Stromerzeugung finanziell noch attraktiver mache, heißt es in der DESERTEC-Pressemitteilung. Während Wüstenstrom die Stromerzeugungskosten senke, sorgten die sinkenden Kosten für dezentrale Photovoltaik dafür, dass die großen Stromversorger mit ihrer Preisgestaltung in die Schranken gewiesen würden.

„Supernetz“ mit Reservekapazitäten
Eine Schlüsselrolle bei DESERTEC spiele der zügige Aufbau eines verlustarmen, von den Energieversorgungsunternehmen unabhängigen, Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsnetzes (HGÜ), ein „Supernetz“. Es werde also nicht nur eine Leitung und ein großes solarthermisches Kraftwerk geben, sondern ein eher dezentrales Netz mit genügend Reservekapazitäten für den Ausfall von Leitungen und Kraftwerken, betont DESERTEC. Da HGÜ-Leitungen ohne wesentliche Mehrkosten unterirdisch verlegt werden können und keine nennenswerte elektromagnetische Strahlung aufweisen, seien hier im Gegensatz zu Wechselstrom keine größeren Widerstände von Anwohnern zu erwarten.

Alte Atommeiler und Kohlekraftwerke in Deutschland könnten schneller vom Netz gehen
„Wenn südeuropäische Länder Einspeisegesetze für Wüstenstrom schaffen und etwa fünf Jahre später der erste Strom über das Mittelmeer importiert wird, kann der Klimaschutz in Deutschland schon vor der Fertigstellung des europäischen Supernetzes davon profitieren: Sobald deutsche Stromexporte nach Südeuropa nicht mehr benötigt werden, können alte Atommeiler und Kohlekraftwerke in Deutschland schneller vom Netz gehen. Von E.ON gibt es bereits eine aktuelle Pressemeldung in der Investitionen in solarthermische Kraftwerke in Südeuropa und Nordafrika angekündigt werden, während man sich gleichzeitig darauf einstellt die Netze abzugeben“, betont die DESERTEC-Foundation.

Alternativen zu Solarstrom-Importen?
„Ob es dem Industriestandort Deutschland nutzt, unter enormen Mehrkosten für Strom energieautark zu sein, ist zu bezweifeln. Und selbst wenn Deutschland dieses Ziel rechtzeitig erreichen sollte, ist die Welt damit nicht gerettet. Andere europäische Länder sehen in Wüstenstrom einen günstigen Beitrag zu ihrem Energiemix, der ihre Anstrengungen für den Klimaschutz beschleunigen kann. Aufgrund der notwendigen Regelkapazität (‚Strom nach Bedarf‘) wäre die einzig bezahlbare Alternative zu Solarstrom-Importen der verstärkte Einsatz von Erdgas und ’sauberer‘ Kohle, selbst wenn die verfügbaren heimischen Wasserkraft-, Geothermie- und Biomassepotenziale zur Stromerzeugung, wie von uns vorgeschlagen, ebenso weitgehend genutzt würden“, heißt es in der Pressemitteilung.
Nach Ansicht von Hans-Josef Fell, einem der geistigen Väter des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), bestehe durch die Einspeisung von Wüstenstrom keine Gefahr für dieses vorbildliche Gesetz. Es müsste einfach ein weiteres Gesetz geschaffen werden, das die Vergütung der Einspeisung von Wüstenstrom regelt, so DESERTEC.
Dass die Spiegel der Kraftwerke durch den Wüstensand verschmutzt oder zerstört werden, könne nach zwanzigjähriger Betriebserfahrung mit solarthermischen Kraftwerken in der Mojave-Wüste nicht bestätigt werden, stellt DESERTEC fest. Dort seien noch immer die Originalspiegel im Einsatz, die mit einer regelmäßigen Entstaubung auskämen. Es böten sich zudem genügend geeignete Standorte in Steinwüsten, in denen Sandstürme keine Bedrohung darstellen.

Weitere Informationen
– http://www.desertec.org
Solar-Report: Solarstrom aus der Wüste statt Wüste in Deutschland: Erneuerbare Energien im transeuropäischen Verbund
– Interview mit Michael Straub, Marketingleiter der DESERTEC Foundation, und Hermann Scheer, Präsident von EUROSOLAR: http://www.solarserver.de/solarmagazin/interview_index.html.

19.06.2009 | Quelle: DESERTEC Foundation | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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