EUROSOLAR: IRENA ist arbeitsfähig; Hans-Josef Fell kritisiert geringen deutschen Einfluss

„Dieser Tag ist ein historisches Datum für die weltweite Energiewende. 136 Staaten haben sich zusammengefunden, um den Erneuerbaren Energien global zum Durchbruch zu verhelfen“, kommentiert Hermann Scheer, Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energien (WCRE) und Präsident von EUROSOLAR, die Entscheidungen der Vollversammlung der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) in Sharm El Sheik (Ägypten) über […]

„Dieser Tag ist ein historisches Datum für die weltweite Energiewende. 136 Staaten haben sich zusammengefunden, um den Erneuerbaren Energien global zum Durchbruch zu verhelfen“, kommentiert Hermann Scheer, Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energien (WCRE) und Präsident von EUROSOLAR, die Entscheidungen der Vollversammlung der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) in Sharm El Sheik (Ägypten) über den Sitz und Vorsitz der Organisation. Es sei ein langer Weg bis hierher gewesen, betont Scheer: 1990 hatte EUROSOLAR erstmals die Idee für eine internationale Organisation, die erneuerbare Energien voranbringt. Auch wenn es 20 Jahre gedauert hat, bis sie gegründet wurde – Hartnäckigkeit und langer Atem hätten zu einem Ergebnis geführt, das sich sehen lassen kann.
„Ich betrachte dies auch als großen persönlichen Erfolg meines langjährigen Wirkens: Auf dem Weg zu IRENA galt es, viele Hindernisse und Zweifel zu überwinden und es war viel Überzeugungskraft nötig. Viele zweifelten lange, ob es in der internationalen Staatenwelt genug Bereitschaft geben würde, in einer Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien mitzuwirken, die als Gegengewicht zu den beiden internationalen Regierungsorganisationen im Energiebereich gedacht ist. Die IEA und die IAEA haben stets das Potential der Erneuerbaren klein geredet oder denunziert“, so Scheer.

„Es geht hier um eine technologische Revolution“
Dass jetzt 136 Staaten bei IRENA Mitglied geworden sind widerlege alle Skeptiker. Keine andere internationale Regierungsorganisation habe bereits zu Beginn eine vergleichbare Resonanz gefunden. „Mein Optimismus hat sich praktisch bestätigt. Jetzt kommt es darauf an, sehr schnell eine leistungsfähige Organisation aufzubauen und dafür zu sorgen, dass sie mit den dafür erforderlichen Mitteln ausgestattet ist um in allen Mitgliedsstaaten politische Strategien zur schnellen Einführung von erneuerbaren Energien entstehen zu lassen. Zum Vergleich: Der deutsche Beitrag zu IRENA wird zunächst in der Summe bei etwa 7 Millionen Euro liegen – der Mitgliedsbeitrag Deutschlands allein für die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) liegt bei 25 Millionen Euro. Das ist die Größenordnung, die für IRENA nach erfolgreicher Aufbauarbeit die Messlatte sein wird, nicht nur bei uns, sondern auch bei den anderen großen Industrieländern“, unterstreicht Scheer. Deutschland sei weltweiter Vorreiter bei der Verbreitung Erneuerbarer Energien und werde seine Erfahrungen in die Arbeit von IRENA einfließen lassen. Die Agentur werde auf regionale Gegebenheiten angepasste Konzepte erarbeiten und anbieten. „Es geht hier um eine technologische Revolution“, sagt Scheer. „Der WCRE und EUROSOLAR werden IRENA konstruktiv begleiten und dazu beitragen, dass die neue Organisation mit hohem Tempo alle jetzigen und künftigen Mitgliedsstaaten in die Lage versetzt, sich gemeinsam an dem zentralen Zukunftsprojekt zu beteiligen, allen Menschen eine sichere Energieversorgung zu bringen und zur Minderung der Folgen des Klimawandels beizutragen“.

Hans-Josef Fell: Die politische IRENA-Zentrale liegt im Erdölstaat Abu Dhabi
„Frau Merkel und Herr Gabriel haben versagt, die berechtigten deutschen Interessen durchzusetzen. Auf Grund ihres halbherzigen Einsatzes und diplomatischen Ungeschickes wurde nicht Bonn, sondern Abu Dhabi Sitzland der IRENA“, kommentiert Hans-Josef Fell MdB, Sprecher für Energie und Technologie der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen die Entscheidungen die IRENA. Bonn erhalte zwar ein untergeordnetes Technologiezentrum, die politische Zentrale liege aber im Erdölstaat Abu Dhabi. Da die Bundesregierung sich ausschließlich auf die Durchsetzung Bonns konzentriert habe, sei nicht einmal ein deutscher Bewerber bei der Wahl zum Generalsekretär ins Rennen geschickt worden. Somit habe sich die Französin Helene Pelosse durchsetzen können. Im Vorfeld habe die Bundesregierung zu wenig Einsatz gezeigt, kritisiert Fell. So sei für Bonn als Sitz weniger Finanzausstattung angeboten, als es dem Beitrag Deutschlands für die Internationale Atomenergiebehörde in Wien entspreche.

„Trotz der vernachlässigten Interessen Deutschlands ein großer Erfolg von EUROSOLAR“
„Auch den vielen Geldversprechungen Abu Dhabis für Investitionen in Entwicklungsländern setzte die Bundesregierung nicht offensiv genug ihr eigenes 500 Millionen Programm für Erneuerbare Energien in Entwicklungsländern entgegen. Obwohl Deutschland bereits höhere Leistungen erbringt, war es für Abu Dhabi leicht, mit zukünftigen Versprechungen viele Länder für sich zu gewinnen. Angesichts des schlechten Starts der IRENA bleibt nur zu hoffen, dass nun nicht auch noch die Erdölinteressen Abu Dhabis und die Atominteressen Frankreichs sich in der IRENA durchsetzen“, so der Grünen-Sprecher. „Trotz der vernachlässigten Interessen Deutschlands ist die Gründung der IRENA ein großer Erfolg EUROSOLARS. Noch vor einem Jahr hatte kaum jemand angenommen, dass heute 136 Staaten der IRENA beigetreten sind. Dies sind viel mehr als in vergleichbaren Gründungsprozessen ähnlicher Regierungsorganisationen. Dies zeigt auf: Der Siegeszug der erneuerbaren Energien hat längst weltweit Fuß gefasst“.

01.07.2009 | Quelle: EUROSOLAR; Hans-Josef Fell MdB | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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