Photovoltaik-Unternehmen Q-Cells kündigt nach operativen Verlusten umfassendes Maßnahmenpaket an

Das Photovoltaik-Unternehmen Q-Cells SE hat den Halbjahresbericht zum 30. Juni 2009 vorgelegt. Nach einer deutlichen Verschlechterung des Geschäftsverlaufs für Q-Cells SE in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres stellte der Vorstand ein umfassendes Maßnahmenprogramm vor, mit dem die Ertragskraft deutlich verbessert werden soll. Wie bereits berichtet, sank der Umsatz im ersten Halbjahr von 579,5 […]

Das Photovoltaik-Unternehmen Q-Cells SE hat den Halbjahresbericht zum 30. Juni 2009 vorgelegt. Nach einer deutlichen Verschlechterung des Geschäftsverlaufs für Q-Cells SE in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres stellte der Vorstand ein umfassendes Maßnahmenprogramm vor, mit dem die Ertragskraft deutlich verbessert werden soll. Wie bereits berichtet, sank der Umsatz im ersten Halbjahr von 579,5 Millionen Euro in der Vorjahresperiode auf 366,2 Millionen Euro. Einem Gewinn im operativen Geschäft (EBIT) von 119,1 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres steht ein operativer Verlust von 47,6 Millionen Euro im gleichen Zeitraum 2009 gegenüber.
Beeinflusst durch eine weitere Abschreibung im Zusammenhang mit dem Verkauf der Anteile an der Renewable Energy Corporation ASA (REC) im Mai fiel für das erste Halbjahr 2009 ein Periodenverlust von 696,9 Millionen Euro an.

Produktionsvolumen konstant; Nachfrage deutlich geringer
Das Produktionsvolumen ist nach Angaben des Unternehmens mit 272,2 Megawatt (MWp) gegenüber dem ersten Halbjahr 2008 nahezu konstant geblieben. Im Wesentlichen sei das Geschäft negativ beeinflusst worden durch einen massiven Preisverfall bei Solarzellen und eine deutlich verringerte Photovoltaik-Nachfrage. Gegen den Trend verzeichnete das Photovoltaik-Projektgeschäft, das bei der voll konsolidierten Tochter Q-Cells International GmbH gebündelt ist, weiterhin starkes Wachstum bei der Planung und Umsetzung großer Solarparks. Das Unternehmen erzielte bei einem Umsatz von 128,0 Millionen Euro ein EBIT von 8,0 Millionen Euro im Halbjahr. Derzeit errichtet Q-Cells International unter anderem den mit rund 54 MWp bislang größten deutschen Solarpark im bayrischen
Strasskirchen.

Maßnahmenpaket zur Kapazitätsanpassung und Kostensenkung, Stärkung der Technologieposition und Sicherung der Liquiditätsreserven beschlossen
„Der Geschäftsverlauf zeigt, wie schnell und wie dramatisch sich die Märkte für uns verändert haben. Um hier rasch und umfassend gegenzusteuern, haben wir mit Q-Cells Reloaded ein dreiteiliges Maßnahmenprogramm entwickelt, mit dem wir Q-Cells an die strukturell veränderten Marktbedingungen anpassen werden. Ziel ist, mittelfristig wieder nachhaltig profitabel zu wachsen“, sagt Anton Milner, Vorsitzender des Vorstandes von Q-Cells SE. Milner weiter: „Natürlich bekommen wir den Preisdruck, der aus den Überkapazitäten resultiert, und die weiterhin schleppende Finanzierung von Großprojekten als Folge der Finanzmarktkrise zu spüren. Diese Problemfelder werden wir neben weiteren im Rahmen von Q-Cells Reloaded sehr entschlossen angehen.“ Daneben belasten langfristige Verträge mit Wafer-Lieferanten, die sich mittlerweile nachteilig auswirken, die im internationalen Vergleich in Teilen zu teure Fertigung und vergleichsweise hohe Gemeinkosten das Ergebnis.
Das Maßnahmenpaket „Q-Cells Reloaded“ sieht im Einzelnen vor, die Produktionskapazität anzupassen und Kosten zu senken, die Technologieposition zu stärken und die mittelfristigen Liquiditätsreserven zu sichern.

Kapazitätsanpassung und Kostensenkung: 500 Arbeitsplätze sollen dauerhaft wegfallen
Aufgrund des Überangebotes bei Siliziumwafern liegt der kurzfristige Marktpreis für dieses Vorprodukt seit Anfang des Jahres unterhalb des Preisniveaus, das Q-Cells mit seinen Lieferanten in den Verträgen für 2009 vereinbart hat. Daraus sei allein im ersten Halbjahr ein Wettbewerbsnachteil in Höhe von rund 50 Millionen Euro entstanden. 2010 sehen die Verträge eine Angleichung an den Marktpreis vor, so dass dieser Nachteil größtenteils entfalle. Daneben liegen laut Q-Cells die Kostenstrukturen der Produktionslinien der älteren Generation am Standort Thalheim um etwa 30 % über dem mittlerweile üblichen Niveau im internationalen Wettbewerb. Dies sei im Wesentlichen auf erhebliche Skalierungseffekte zurückzuführen, die mit größeren Linien erreicht werden können. Daher habe der Vorstand beschlossen, diese älteren Linien stillzulegen. Zusammen mit der notwendigen Senkung der Gemeinkosten über alle Bereiche werden damit nach Angaben des Unternehmens rund 500 Arbeitsplätze dauerhaft wegfallen. Zusätzlich werde das Instrument Kurzarbeit abhängig von der Marktentwicklung am Standort Thalheim weiterhin genutzt. Insgesamt soll damit eine Reduzierung der Produktionskosten um 25 % erreicht werden.

Stärkung der Technologieposition: Dünnschicht-Unternehmen im Portfolio gewinnen an Bedeutung
Q-Cells will seine Forschungsaktivitäten im Bereich der Solarzellen auf marktnahe und kurz- bzw. mittelfristig erfolgversprechende Projekte fokussieren. Zuletzt konnte bei monokristallinen Zellen ein Wirkungsgrad von 18,3 % erzielt werden. „Auf dieser Basis werden wir bis Ende 2011 einen Wirkungsgrad von 20 % in der Technologie erreichen“, erläutert Gerhard Rauter, im Q-Cells-Vorstand zuständig für die Produktion. Innerhalb seines Technologie-Portfolios konzentriere sich Q-Cells künftig auf die Dünnschicht-Unternehmen Solibro (CIGS) und Calyxo (CdTe), die von Q-Cells kontrolliert werden. Dabei sei vom Vorstand von Q-Cells SE der Auftrag an Calyxo ergangen, sein technologisches Potential bis zum Jahresende in der Massenfertigung unter Beweis zu stellen. Der Wirkungsgrad der besten Dünnschicht-Module von Solibro, die seit Beginn der Massenfertigung bereits rund 9 MWp produziert hat, betrug zuletzt 11,7 %. Für den weiteren Ausbau der übrigen Beteiligungen kooperiert Q-Cells weiterhin mit Partnern außerhalb des Unternehmens.

Sicherung der mittelfristigen Liquiditätsreserven: Investitionen auf dem Prüfstand
Um bis Anfang 2011 ausreichenden Spielraum für die Übergangsphase zu schaffen, soll die Innenfinanzierung von Q-Cells gestärkt werden. Sämtliche Investitionsprojekte insbesondere für 2010 sollen dazu auf den Prüfstand gestellt und die Kapitalbindung in Projekten und Vorräten verringert werden. Gegenüber der ursprünglichen Planung erwartet Q-Cells einen verminderten Mittelaufwand von rund 300 Millionen Euro. „Mit einem deutlich strafferen Working Capital-Management in der Produktion und im Projektgeschäft reduzieren wir den Cash-Bedarf um rund 200 Millionen Euro. Bis zu 100 Millionen Euro Mittelabfluss vermeiden wir durch eine Reduzierung unseres Investitionsprogramms“, sagt Dr. Nedim Cen, Finanzvorstand der Q-Cells SE.

Vorstand Milner: Maßnahmen inklusive des Personalabbaus sind unabdingbar
„Nach den großen Erfolgen in der Aufbauzeit, die wir auch einer einzigartigen Mannschaft zu verdanken haben, stehen wir heute vor großen Herausforderungen. Um Q-Cells sicher durch die Krise zu steuern und dem Unternehmen eine langfristige Perspektive am Standort Thalheim zu geben, sind die Maßnahmen inklusive des Personalbbaus unabdingbar – auch wenn uns das sehr schmerzt. Gleichzeitig werden wir im Bereich Forschung und Entwicklung, im Vertrieb und in der Dünnschicht selektiv sogar neue Stellen schaffen, um uns zukünftig wieder stärker durch einen technologischen Vorsprung vom Wettbewerb zu differenzieren“, schließt Milner.
Mit dem Wandel der Photovoltaik-Märkte werden sich laut Q-Cells auch neue Segmente und Regionen eröffnen. Aufbauend auf dem Projektgeschäft von Q-Cells International, die sich als feste Größe im Markt etablieren konnte, will sich Q-Cells ergänzend zum Produktgeschäft künftig stärker im Systemgeschäft engagieren. Milner: „Wir werden eigenes System-Know-how in ausgewählten Märkten anbieten.“

13.08.2009 | Quelle: Q-Cells SE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen