Solar- und Windenergieausbau: Forschungsprojekt untersucht politische Risiken für Investoren
Eine neue Studie des Instituts für Wirtschaft und Umwelt der Hochschule St. Gallen (IWOe, Schweiz) ist Teil des laufenden Programms der Internationalen Energieagentur (IEA) mit dem Titel „Politik und weltweite Märkte für erneuerbare Energien“ (Global Renewable Energy Markets and Policies Program; GREMPP). GREMMP konzentriert sich auf die Sammlung und Analyse von Daten zur Entwicklung politischer Rahmenbedingungen, welche die Verbreitung der erneuerbaren Energien vorantreiben. Ziel des Forschungsprogramms ist ein besseres Verständnis des politischen Umfeldes, in dem Technologien zur Nutzung der Erneuerbaren mit herkömmlicher Technik wettbewerbsfähig werden können.
Investoren sollen an einer aktuellen Internet-Umfrage teilnehmen, die das IWOe bis 31. Dezember 2009 durchführt. Als Gegenleistung für die Teilnahme werden die Befragten die Ergebnisse der Studie erhalten, die neue Einblicke liefern soll sowie Kriterien für Entscheidungen und Verhandlungen mit Vertretern der Industrie.
Barrieren für den Ausbau der Erneuerbaren ermitteln
Die Resultate der GREMMP-Phase I und weitere Vorhaben der IEA lassen erkennen, das besondern nicht-ökonomische Faktoren wie zum Beispiel administrative Hürden (Einschränkungen und Verzögerungen bei der Planung, mangelnde Zusammenarbeit zwischen Behörden und lange Genehmigungsverfahren), aber auch der Netzzugang, die Gestaltung des Elektrizitätsmarktes und die gesellschaftliche Akzeptanz, Barrieren für den Ausbau der erneuerbaren Energien und einen nachhaltigen Energiemix darstellen, betont die Hochschule. Dies belegten auch weitere Forschungsergebnisse. In der Schweiz beispielsweise, habe das Wind-Forschungsprogramm der Bundesregierung die fehlende Akzeptanz neuer Windenergiestandorte als ein Engpass für die Technologieentwicklung in diesem Sektor ausgemacht. Eine Studie der Forscher Lüthi und Wüstenhagen zeigte, dass die Höhe der Einspeisetarife für Ökostrom allein nicht ausreicht, um den Umfang des Photovoltaik-Zubaus in Deutschland, Spanien und Griechenland zu erklären, und unterstrich die Bedeutung der politischen Risiken.
Ein erstes Ziel des neuen Forschungsprojekts des IWOe im Rahmen der zweiten Phase von GREMPP ist die empirische Untersuchung der Bedeutung solcher nicht-ökonomischer Barrieren für private und öffentliche Investitionsentscheidungen. Die darauf gründende Studie soll den „Preis“ dieser Barrieren aus der Sicht der Investoren herausarbeiten, um Empfehlungen abzuleiten für wirksame politische Maßnahmen und Rahmenbedingungen, speziell in Brasilien, Kenia, Marokko, Thailand, Tunesien und Vietnam – in Ländern die wegen ihres hohen Potenzials in Sachen erneuerbare Energien ausgewählt wurden
Marktpotenziale der Photovoltaik und Windenergie als Schwerpunkte
Da die erneuerbaren Energiequellen und deren Marktbedingungen sehr unterschiedlich sind, beschränkt sich die Untersuchung auf zwei Technologien, die in allen Ländern eingesetzt werden können und große Marktpotenziale aufweisen: die Photovoltaik und die Nutzung der Windenergie.
Im Detail wollen die Forscher untersuchen, wie nicht-ökonomische Barrieren Investitionen in Windenergie und Photovoltaik beeinflussen, und wie die Investoren mit solchen Barrieren umgehen. Weiter wird gefragt, wie die Investoren solche Hürden bewerten und inwiefern sie bereit sind, diese zu akzeptieren. Schließlich soll ermittelt werden, wie hoch der „Preis“ ist, den die Investoren zu bezahlen bereit sind, um eine dieser Hürden zu überwinden.
Darüber hinaus untersuchen die Forscher die aktuellen politischen Rahmenbedingungen in den ausgewählten Ländern und fragen, wie sich die Änderung einzelner Faktoren auf die Investitionsbereitschaft auswirkt.
Online-Umfrage und „Conjoint“-Analyse
Das Forschungsprojekt umfasst sowohl Experteninterviews (Teil 1) als auch eine standardisierte Internet-Umfrage (Teil 2). Die Online-Befragung wird als so genannte Conjoint-Analyse durchgeführt, ein in der Marktforschung weit verbreitetes und ausgereiftes Verfahren. Auf dieser Grundlage sollen dann Simulationen der Wahrscheinlichkeit von Investitionen vor dem Hintergrund landesspezifischer politischer Rahmenbedingungen erstellt werden (Teil 3).
Investoren können sich an der Umfrage beteiligen unter den Internetadressen http://www.solarinvestment.ch und http://www.windinvestment.ch. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse soll auf den Solar-Portalen http://www.solarserver.de und http://www.solarserver.com veröffentlicht werden. Weitere Auskünfte und die Zugangsdaten per E-Mail an Sonja.luethi@unisg.ch oder nina.hampl@unisg.ch.
Eine Zusammenfassung der Studie „The Price of Policy Risk – Empirical Insights from Choice Experiments with European Photovoltaic Project Developers“ ist veröffentlicht als Solar-Report 9/2009 auf dem Solarserver.
14.10.2009 | Quelle: Hochschule St. Gallen | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH