PV Experts: Kürzung der Solarstrom-Vergütung um 16 % ist in der derzeitigen Lage der Photovoltaik‐Industrie ungerechtfertigt und übertrieben

Die deutsche Bundesregierung, allen voran der Umweltminister Dr. Norbert Röttgen, hat radikale Kürzungen der Einspeisevergütung für Solarstrom angekündigt. Ab Juni will Röttgen die Vergütung für Strom aus Photovoltaik-Anlagen im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) um bis zu 16% senken. Die Meinungen der Fachleute, ob der Zeitpunkt und die Höhe des Einschnittes klug gewählt ist, gehen sehr […]

Die deutsche Bundesregierung, allen voran der Umweltminister Dr. Norbert Röttgen, hat radikale Kürzungen der Einspeisevergütung für Solarstrom angekündigt. Ab Juni will Röttgen die Vergütung für Strom aus Photovoltaik-Anlagen im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) um bis zu 16% senken. Die Meinungen der Fachleute, ob der Zeitpunkt und die Höhe des Einschnittes klug gewählt ist, gehen sehr stark auseinander, so die PV Experts e.V. (Potsdam), ein Zusammenschluss von zehn Consulting‐ und Engineering‐Unternehmen über die gesamte Photovoltaik-Wertschöpfungskette, in einer Pressemitteilung. „Sicherlich ist der Zubau an Phovoltaik‐Anlagen in den letzten Jahren trotz der anhaltenden Wirtschaftskrise erfreulicher Weise hoch geblieben. Dementsprechend haben über das EEG einerseits die vielen kleinen Stromproduzenten Vergütungen erhalten, die andererseits den Stromkunden ‐ nicht dem Steuerzahler! ‐ über ihren Verbrauch berechnet wurden. Aber der Konsolidierungsprozess in der Branche ist in vollem Gange und die ehemaligen ‚Leuchttürme‘ innovativer PV‐Technologien geraten nicht nur durch die hausgemachte Bankenkrise ins Wanken.
Am östlichen Horizont lauern schon die asiatischen Konkurrenten mit günstigeren, staatlich subventionierten Angeboten für Solarmodule“, heißt es in der Pressemitteilung.

Weniger als 2 % des deutschen Stroms wird mit Photovoltaik erzeugt
Was wirklich dran ist an diesen Einschätzungen, und ob die deutsche Solarbranche wirklich „übersubventioniert“ ist, wollen die PV Experts klarstellen, die betonen, dass sie grundsätzlich nicht gegen eine moderate Kürzung der Photovoltaik-Einspeisevergütung sind: „Wir weisen sehr deutlich darauf hin, dass gerade mal weniger als 2 % des deutschen Stroms durch die Photovoltaik erzeugt wird. Die Vergütung für Solarstrom ist höher als bei anderen erneuerbaren Energieträgern, aber fällt bei ihrem geringen Anteil nicht so sehr ins Gewicht. Die geplante Kürzung um 16 % ist in der derzeitigen Lage der PV‐Industrie ungerechtfertigt und übertrieben“, kritisiert Thomas Schmitz, stellvertrender Vorsitzender der PV Experts und Geschäftsführer der mpm:tec GmbH, die Pläne des Umweltministeriums.

Kostenreduktionspotenziale ausgeschöpft und an die Kunden weitergegeben
Die noch relativ junge PV‐Industrie brauche Planungssicherheit und sei für die nächsten wenigen Jahre auf die Subvention über den Stromverbraucher angewiesen. „Die Degression muss mit dem nötigen Augenmaß und vor allem transparent geschehen“, so Markus Steinkötter, Gründungsmitglied der PV Experts und Geschäftsführer der Sunnyside upP GmbH.
In den letzten 18 Monaten seien beispielsweise die Modulpreise im Schnitt um 30% gefallen. „Weil es ein so stabiles politisches Instrument wie das EEG gibt, konnten durch dessen Erfolg erstaunliche Kostenreduktionspotenziale ausgeschöpft und an die Kunden weitergegeben werden“, betont Yakov Sadir, Mitglied der PV Experts und Geschäftsführer der dänischen RA Cell SA mit Sitz in Kopenhagen. Die drastischen Einschnitte in das EEG würden nur zu Verunsicherung bei potenziellen Kunden führen und die Branche in ihrem noch nötigen weiteren Innovationsprozess stark beeinträchtigen. Des Weiteren dürfe die Preisgestaltung für die Produktion nicht von nicht planbaren Variablen abhängen, wenn in naher Zukunft die Netzparität von Solarstrom mit der Konkurrenz der fossilen Energiequellen in vollem Umfang erreicht werden soll.

Photovoltaik-Hersteller dürfen sich nicht auf dem „Subventionskissen“ ausruhen
Die europäischen und insbesondere deutschen Hersteller von Solarzellen und ‐modulen dürften sich nicht auf dem „Subventionskissen“ ausruhen und müssten weiterhin und verstärkt ihre Rolle als Technologieführer weltweit ausbauen. Die Verbesserung der bereits bestehenden Technologien und die effizientere Herstellung von Solarzellen und ‐modulen biete sehr großes Potenzial für weitere Kostensenkungen. Dabei liege die Lösung des Kostenproblems nicht nur in der Erhöhung der F&E‐Aktivitäten sondern auch in der Produktionseffizienz. „Es ist schlicht kontraproduktiv, dass durch politische Willkür und fehlendes Detailwissen die PV‐Industrie, diese junge aufstrebende Branche mit erheblichem Beschäftigungspotenzial, vor weitere ökonomische Probleme gestellt wird. Die durch die Krise stark gebeutelten PV-Hersteller senken zunehmend die Preise und stellen sich somit der wichtigsten Herausforderung, die Netzparität zu erreichen, wenn die Politik sie lässt“, heißt es in der Pressemitteilung.

18.02.2010 | Quelle: PV Experts e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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