Umweltbundesamt fordert Stromversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, hat die Energiewirtschaft dazu aufgerufen, alle Anstrengungen der Branche darauf auszurichten, bis zur Mitte des Jahrhunderts eine Stromversorgung zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Der Klimaschutz mache es erforderlich, die fossilen Energieträger nach und nach durch erneuerbare zu ersetzen. Auf dem 2. EVU-Gipfel in Heiligendamm sagte UBA-Präsident Jochen Flasbarth vor Branchenvertretern: „Eine Modernisierung der Stromversorgung kann aus meiner Sicht nur eine Stromversorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien bedeuten.“
Dies sei zwar ein äußerst ehrgeiziges, aber unvermeidliches und grundsätzlich erreichbares Ziel. „Nicht nur der Klimawandel, sondern auch die Endlichkeit fossiler Ressourcen machen diese Modernisierung unausweichlich“, betonte Flasbarth.
Strukturelle Veränderung des Kraftwerkparks erforderlich
In seiner Rede stellte Flasbarth erste Eckpunkte des Umweltbundesamtes für eine mögliche Umstellung der Energieversorgung auf 100 Prozent erneuerbare Quellen vor: „Die Stromnachfrage ist durch den Einsatz innovativer und effizienter Techniken zu senken. Erneuerbare-Energien-Potenziale müssen unter Berücksichtigung und weitgehender Vermeidung der auch bei diesen Techniken bestehenden Umweltbelastungen genutzt werden. Stromnetze müssen zukunftsfähig gestaltet werden.“ Für den wachsenden Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor müsse bereits jetzt mit einer strukturellen Veränderung des Kraftwerkparks begonnen werden. Grundlastkraftwerke auf Basis von Atom- und Kohlestrom würden immer weniger gebraucht. Dagegen seien zukünftig vor allem hochflexible Gaskraftwerke erforderlich. „Bei der Veränderung des Kraftwerkparks sollten als erstes die Atomkraftwerke, danach die Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Gegen Mitte des Jahrhunderts können die erneuerbaren Energieträger dann auch die Gaskraftwerke ersetzen und die Stromversorgung vollständig übernehmen“, meinte Flasbarth. Die Energiewirtschaft trägt laut UBA mit rund 40 Prozent zu den deutschen Kohlendioxidemissionen bei.
Mischform aus dezentraler Energieversorgung und Importen
Flasbarth skizzierte in seiner Rede mehrere Grundszenarien. So sei eine extrem dezentral geprägte Energieversorgung denkbar, bei der zur Deckung des Energiebedarfs weitestgehend regionale Potenziale genutzt werden. Oder – am anderen Ende der Skala – sei eine auf großen Importanteilen basierende Stromversorgung denkbar. Hier werde Strom aus Wasserkraftwerken in Skandinavien, aus Solarthermie aus Südeuropa und Nordafrika sowie aus Windparks in der Nordsee bezogen. Eine Mischform aus beidem Optionen sei allerdings am wahrscheinlichsten. Zu dieser Frage sei noch viel Forschungsarbeit zu leisten. Entscheidend sei die Kostenentwicklung, insbesondere bei den Erzeugungskosten der einzelnen Techniken, diese müssten rasch gesenkt werden, sowohl durch intensive Forschung als auch durch wirksame Einführungsstrategien und den damit verbundenen Skaleneffekten.
Ausbau im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes muss fortgesetzt werden
„Der bereits begonnene Ausbau – vor allem durch die Wirkung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) – muss also fortgesetzt, die Forschung in den relevanten Gebieten weiter ausgebaut werden. Dabei darf auch die Energieeffizienz nicht auf der Strecke bleiben. Bei einer solchen Entwicklung brauchen wir keine Laufzeitverlängerung von AKW und auch keinen Neubau von zusätzlichen Kohlekraftwerken – weder für den Klimaschutz noch für die Versorgungssicherheit“, so Flasbarth. „Vor allem besteht kein Bedarf an zusätzlichen konventionellen Grundlastkraftwerken, da die residuale Last durch den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich sinkt. Was wir brauchen auf dem Weg bis 2050, ist ein Umbau des Kraftwerkparks“, betonte der UBA-Präsident.
Das Manuskript der Rede kann unter heruntergeladen werden unter
www.umweltbundesamt.de
25.03.2010 | Quelle: UBA | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH