Neuer Erlass: Tschechische Solar-Unternehmen fürchten Geschäftseinbruch

Das tschechische Industrie- und Handelsministerium (MIT) gab am 23.03.2010 bekannt, dass es einen neuen Erlass vorbereite zur Regulierung des Baus neuer Photovoltaik-Anlagen ab Mai 2010, und der zudem die Solarstrom-Vergütung in Tschechien ab 2011 senken wolle. Laut diesem Erlass dürfen in sämtlichen in der Tschechischen Republik ab Juni 2010 installierten Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung von […]

Das tschechische Industrie- und Handelsministerium (MIT) gab am 23.03.2010 bekannt, dass es einen neuen Erlass vorbereite zur Regulierung des Baus neuer Photovoltaik-Anlagen ab Mai 2010, und der zudem die Solarstrom-Vergütung in Tschechien ab 2011 senken wolle. Laut diesem Erlass dürfen in sämtlichen in der Tschechischen Republik ab Juni 2010 installierten Solarstromanlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 20 Kilowatt (kWp) nur noch Module mit einem Wirkungsgrad von über 22 % eingesetzt werden, berichtet das Solarportal „SolarniNovinky“. Das MIT argumentiere damit, dass Tschechien nur noch die weltweit besten derzeit verfügbaren Solar-Technologien unterstützen sollte. Ein weiteres Ziel dieses Dekrets sei, Photovoltaik-Anlagen von Freiflächen weg in erster Linie auf Dächer zu verlagern.

Hocheffiziente Solarmodule nicht verfügbar
Derzeit scheine es tschechischen Solarunternehmen jedoch unmöglich, kristalline Module mit mehr als 22 % Wirkungsgrad einzukaufen, wie vom MIT gefordert, betont SolarniNovinky. Die einzige Möglichkeit seien Konzentrator-PV-Module (CPV) mit über 25 % Wirkungsgrad. „Allerdings eignen sich solche PV-Anlagen am ehesten für den Einsatz in Wüstenregionen (wie in Nevada oder auf dem spanischen Festland), nicht jedoch in Tschechien, wo es zu wenig direkte Sonneneinstrahlung gibt, und ein solches System deshalb nicht gut arbeiten würde“, betont Jaroslav Dorda, Direktor von SolarniNovinky.

„Ein weiterer Rückschlag für die angeschlagenen tschechischen Unternehmen“
Anfang Februar 2010 stellten die drei tschechischen Stromversorger (CEZ, E.ON und PRE) den Netzanschluss aller neuen PV-Anlagen ein, berichtet Dorda. Das Ergebnis sei, dass viele kleine und mittlere Solarinstallations- und Handelsunternehmen in Tschechien ihre Kunden verloren hätten und keine neuen Aufträge mehr erhielten- „Viele tschechische Solar-Installateure haben ihre Stelle verloren und sorgen sich sehr um ihre Zukunft“, sagt Dorda.
Laut Dorda ist es derzeit nicht erlaubt, selbst die kleinste Photovoltaik-Dachanlage in Tschechien an das Netz zu bringen. „Damit ist Tschechien wohl das einzige Land in der EU, das seine Bürger davon abhält, durch die Installation kleiner Solardachanlagen Stromkosten zu sparen“, betont er. Darüber hinaus seien viele Tschechen nicht in der Lage, in neue CPV-Anlagen zu investieren, da diese teurer als herkömmliche Anlagen auf Basis von kristallinen Modulen sind.
Der neue Erlass des MIT sei ein weiterer herber Rückschlag für die tschechischen Solarunternehmen, da sie nicht in der Lage seien, neue Solarstromanlagen über 20 kWh zu bauen, vermutet Dorda. „Diese überzogene Forderung des MIT, die es nirgendwo sonst in der EU gibt, wird nicht nur tschechische Bürger schwer schädigen, sondern auch unsere Solarunternehmen, die wohl bald ihre Angestellten entlassen müssen. Momentan sind über 2.000 Arbeitsplätze in Gefahr. Sie fallen weg, sobald der neue Erlass in Tschechien umgesetzt wird“, warnt Dorda.

Investitionen in tschechische Solarkraftwerke in Gefahr
Wenn der neue Erlass des MIT am 1. Mai 2010 in Kraft trete, habe dies grundlegende Auswirkungen auf die geplanten Investitionen vieler in- und ausländischer Investoren in tschechische Solarkraftwerke. Wenn diese Investoren keine gültigen Baugenehmigungen haben (ausgestellt vor dem 1. Mai), müssten sie sich dem neuen Erlass fügen. „Folglich müssen diese Investoren ihre Wirtschaftspläne ändern. Entweder müssen sie neue CPV-Module kaufen oder ihre Investitionspläne in Tschechien komplett aufgeben. Da viele Investoren darauf nicht langfristig vorbereitet waren, werden sie höchst wahrscheinlich durch diese Aktion des MIT geschädigt.“ Letzte Woche hat das tschechische Parlament ein neues Gesetz verabschiedet, das die Solarförderung in Tschechien ab 2011 kürzt, berichtet Dorda. Dieses neue Gesetz sei von den Mitgliedern der Vereinigung der tschechischen PV-Industrie (CZEPHO) begrüßt worden. Aber solange die neuen PV-Anlagen nicht an das Netz angeschlossen werden dürfen, sei die Zukunft vieler tschechischen Solarunternehmen und ihrer Angestellten sehr ungewiss, fasst Dorda zusammen.

29.03.2010 | Quelle: Jaroslav Dorda, SolarniNovinky.cz, | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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