Alzenauer Solar-Dialoge: Parteien diskutieren „Jobmotor Erneuerbare Energien“
09/2009
Rund einen Monat vor der Bundestagswahl trafen die Direktkandidaten von CSU, SPD, FDP und den Grünen aus dem Wahlkreis Aschaffenburg bei den Alzenauer Solar-Dialogen aufeinander. Geladen hatten die beiden Unternehmen SCHOTT Solar und Applied Materials zu einer Podiumsdiskussion, welche die erneuerbaren Energien in ihrer Rolle als zukunftsweisende Energiequelle sowie als Jobmotor für die Region Unterfranken aus den verschiedenen Blickwinkeln beleuchtete. Intensiv wurde auch die Frage diskutiert, ob der deutsche Solarboom – gefördert durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) – hauptsächlich chinesischen Herstellern nütze. Als Solar-Standpunkt präsentiert der Solarserver die Positionen der vier Bundestagskandidaten sowie zwei einleitende Stellungnahmen von Michael Harre, Vorstand der SCHOTT Solar AG, und Dr. Winfried Hoffmann, Geschäftsführer Applied Materials GmbH. |
Michael Harre, Vorstand SCHOTT Solar AG:
"Die Solarenergie als Branche und SCHOTT Solar als Unternehmen blicken auf eine über fünfzigjährige Tradition zurück. Diese Erfahrung haben wir in eine konsequente Qualitätsstrategie umgesetzt und sehen dies als das zukunftsfähige Unterscheidungsmerkmal, das uns von chinesischen Herstellern abhebt. Dadurch leisten wir einen Beitrag, dass die deutsche Solartechnologie weltweit Spitze ist. Wir als Unternehmen investieren viel dafür, dass dies so bleibt. Dafür ist aber auch Unterstützung durch die Politik nötig. Unsere Forderung lautet daher, mit dem EEG auch in Zukunft stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Außerdem muss in den verschiedenen Weltregionen Handel zu denselben fairen Bedingungen möglich sein. Nicht zuletzt sind Investitionen in die Forschung wichtig, um unseren technologischen Vorsprung behaupten zu können und auch in Zukunft die Führungsposition einzunehmen."
Dr. Winfried Hoffmann, Geschäftsführer Applied Materials GmbH:
"Wir müssen als Industriestandort in Deutschland und Europa zusammen mit der Politik daran arbeiten, dass unter allen Wirtschaftsregionen gleiche Bedingungen für Kapazitäten und Märkte geschaffen werden. Wir brauchen zum einen eine gleiche Berechnungsgrundlage, zum Beispiel Abschreibungsmodelle und steuerliche Aspekte und vieles mehr, für die Produktionskosten. Zum anderen werden gleiche Bedingungen für die Belieferung der regionalen Märkte benötigt. Es geht hier nicht um plumpen Protektionismus, sondern um freien Zugang zu allen Märkten. Wenn bestimmte Regionen Einfuhrzölle und Forderungen nach hohem Wertschöpfungsanteil erheben, muss das in anderen Regionen entsprechend berücksichtigt werden. Es müssen adäquate Instrumente geschaffen werden, um die Industrie in Deutschland und Europa im Kampf gegen unfairen Wettbewerb zu schützen. Wir haben in Deutschland eine weltweit einzigartige Zusammenarbeit zwischen Forschung und Industrie aufgebaut und sind daher technologisch an vorderster Stelle. Wir müssen nun dafür Sorge tragen, dass Volumenzuwächse für deutsche Unternehmen im fairen Wettbewerb ausgebaut werden können."
Norbert Geis, CSU:
"Die Förderung erneuerbarer Energien ist politisches Programm und sollte gerade im Bereich der Solartechnik vorangetrieben werden. Die Atomenergie ist für mich in diesem Zusammenhang eine Übergangstechnologie, bis die erneuerbaren Quellen ausreichend ausgebaut sind. Unser energiepolitisches Ziel, 30 Prozent bis zum Jahr 2020 aus erneuerbaren Energiequellen zu beziehen, ist nur mit der Förderung des EEG, das ich in seiner jetzigen Form befürworte, zu realisieren. Im Wettbewerb mit den Chinesen sollten wir unsere Anstrengungen auf die Forschung konzentrieren: Deutsche Modultechnik muss so vorangebracht werden, dass sie der chinesischen immer ein Stück weit überlegen ist und sich dadurch auf dem Markt durchsetzt. Diese Ingenieurleistung entsteht hier bei uns und ist eine Motivation für die gesamte Region, weshalb ich mich weiter für deren Förderung einsetzen werde."
Andreas Parr, SPD:
"Erneuerbare Energien sind unsere Zukunft. Das gilt sowohl für die Frage, woher wir künftig unsere Energie beziehen wollen, als auch im Hinblick auf Arbeitsplätze. Deutsche Qualitätsprodukte sollten nicht nur hier entwickelt, sondern auch produziert werden – genau dies ist auch die Intention des Deutschlandplans unseres Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier. Auch in Zukunft brauchen wir daher Förderungsinstrumente wie das EEG. Sicherlich müssen wir auch darüber nachdenken, wie man die Solarindustrie vor chinesischen Modulen, die in Deutschland zu Dumping-Preisen angeboten werden, schützen kann. Hier bin ich dafür, eine Lösung auf EU-Ebene anzustreben. Durch höhere Standardvorschriften in der Produktion können wir den Vorsprung, den wir in Deutschland haben, weiter erhalten."
Christine Scheel, Die Grünen:
"Es ist richtig, dass wir das Anreizprogramm EEG für den Solarmarkt weiterhin benötigen. In seiner künftigen Entwicklung muss das EEG eng am Markt ausgerichtet und gemäß Angebot und Nachfrage austariert werden, bis die so genannte Netzparität erreicht ist. Hier handelt es sich schließlich nicht um Subventionen wie bei der Atomenergie, die schon rund 100 Milliarden Euro erhalten hat. Dass chinesische Hersteller auch vom EEG profitieren, darf nicht im Umkehrschluss bedeuten, dass wir die Förderung durch das EEG eindämmen, denn dadurch würden wir das starke Wachstum der deutschen Solarbranche empfindlich stören. Um uns auf dem Weltmarkt zu behaupten, sollten wir viel eher mehr Geld in die Forschung investieren. Darüber hinaus müssen wir politisch auf die chinesische Regierung einwirken, um unlautere Marktmethoden wie Dumping einzudämmen."
Dr. Helmut Kaltenhauser, FDP:
"Energiemix ist ein wichtiges Stichwort bei der Überlegung, woher wir in Zukunft unsere Energie beziehen wollen. In diesem Zusammenhang werden die Erneuerbaren Energien und sicherlich auch die Solarenergie eine große Rolle spielen. Um dem Solarstrom zur Marktfähigkeit zu verhelfen, ist das EEG ein wichtiges Mittel. Sobald diese erreicht und die Solarbranche alleine lebensfähig ist, sollte die staatliche Unterstützung allerdings beendet werden. In der Frage, wie wir unseren Vorsprung gegenüber China beibehalten, ist sicherlich viel Fingerspitzengefühl nötig. Wir dürfen unseren Markt nicht abschotten, allerdings wollen wir auch das, was wir erfolgreich aufgebaut haben, erhalten und ausbauen. Dazu sind auch Investitionen in Forschung und Bildung unabdingbar, denn die Qualität der Ausbildung wie der Produkte ist entscheidend für die Zukunft."
Quelle: SCHOTT Solar AG