Unserer Wirtschaft geht das Benzin aus und noch immer will es keiner wahrhaben!

von Josef Jenni Der Schweizer Solar-Pionier Josef Jenni hat kürzlich in Oberburg ein Mehrfamilienhaus gebaut, das ganzjährig und ausschließlich mit einer Solarthermie-Anlage warm gehalten wird. Für Josef Jenni ist klar, dass das Erdöl einmal knapp werden und irgendwann ganz versiegen wird. Deshalb warnt der Solarthermie-Unternehmer Politik und Wirtschaft eindringlich vor den Folgen des Nichtstuns und […]

von Josef Jenni

Der Schweizer Solar-Pionier Josef Jenni hat kürzlich in Oberburg ein Mehrfamilienhaus gebaut, das ganzjährig und ausschließlich mit einer Solarthermie-Anlage warm gehalten wird. Für Josef Jenni ist klar, dass das Erdöl einmal knapp werden und irgendwann ganz versiegen wird. Deshalb warnt der Solarthermie-Unternehmer Politik und Wirtschaft eindringlich vor den Folgen des Nichtstuns und plädiert für die solare Alternative.

In fünf Jahren werden täglich 11 Millionen Barrel Öl fehlen

Der Ölpreis1 hat in diesen Tagen ein neues Allzeit-Hoch erreicht! Na und? Alles doch schon mal gehabt? Der wird wieder sinken und alles bleibt wie bisher!? – Viele Zeichen deuten darauf hin, dass es anders kommen wird. Die Internationale Energie Agentur (IEA2), das Sprachrohr der OECD-Interessen, bislang eher eine Instanz zur Problemverdrängung, schlägt dieses Jahr plötzlich ganz neue besorgte Töne an und zeigt auf, dass die Erdölnachfrage in den nächsten zehn Jahren enorm steigen wird, bis auf 96 Millionen Barrel pro Tag im Jahre 2012. Die Welt-Erdölförderung jedoch stagniert seit fast drei Jahren bei +/- 85 Millionen Barrel pro Tag. Nichts deutet darauf hin, dass sie noch wesentlich gesteigert werden kann, vielmehr zeigen immer mehr Indizien, dass der Peak Oil (Maximum der Erdölförderung) möglicherweise im Jahr 2006 erreicht wurde. In fünf Jahren werden 11 Millionen Barrel pro Tag fehlen, mehr als zwei Drittel dessen, was Europa heute verbraucht.

Globale Erwärmung beschleunigt sich

Die Konsequenzen werden höchst unangenehm sein: fehlendes Erdöl bedeutet Hunger und Verteilungskämpfe, auch in Form von Kriegen, in denen sich der Stärkste seinen Anteil zu holen sucht. Ein noch nicht veröffentlichter Bericht3 der Regierung von Queensland (Australien) spricht in den Schlussfolgerungen Klartext, welches die Konsequenzen des bevorstehenden "Öl-Schocks" sind: "We will have to re-think the way we live and travel." Gleichzeitig beschleunigt sich die globale Erwärmung, beispielsweise nimmt die Eisfläche der Arktis dramatisch ab. Dies reduziert die Reflektion der Sonneneinstrahlung, was die Erwärmung des arktischen Meeres zusätzlich beschleunigt. Die höhere energetische Dynamik des Wettergeschehens wird unausweichlich zu neuen Katastrophen und zu hohen zusätzlichen Kosten für ihre Bewältigung sowie für Präventionsmaßnahmen führen.

Politik lenkt von den tatsächlichen Problemen ab

Und was tut unsere Politik? Sie verkeilt sich in völlig nebensächliche Komplottgeschichten und lenkt von den tatsächlichen Problemen ab oder schlägt eine verhängnisvolle Ausweichstrategie wie Bio-Treibstoffe, die einen weiteren Angriff auf die globale Nahrungsgrundlage darstellen, vor. Führende Kreise der Wirtschaft wollen den Ernst der Lage nicht wahrhaben und meinen, mit Nichtstun eine Verstetigung der momentanen Konjunktur zu sichern. Ein Fehlschluss, der brutal danebengehen wird.
Dabei hätten wir die Mittel und die Möglichkeiten, um uns sukzessive von den belastenden Abhängigkeiten zu lösen: Die Förderung der einheimischen CO2-neutralen Energien (Holz, Sonne, Wind, Geothermie etc.), Niedrigenergie-Baustandards, die Förderung des öffentlichen Verkehrs und eine ökologische Steuerreform, welche einen umweltverträglichen Lebensstil belohnt, die übermäßige Belastung der Umwelt jedoch mit den gerechten Kosten belastet. Dies sind Maßnahmen, die Arbeitsplätze im eigenen Land schaffen, die lokale Wirtschaft stärken und die Abhängigkeit von den Erdöl-Lieferstaaten reduzieren.
Wenn wir weiter machen wie bisher und unvorbereitet von einer globalen Wirtschaftskrise getroffen werden, werden wir nicht oder zu spät reagieren können. Was fehlt, ist der konkrete politische Wille. Und weil 5 vor 12 wohl vorbei ist, sind nun ganz konkrete Maßnahmen gefordert, wie eine Verlangsamung des mit erdölbasierten Treibstoffen betriebenen Verkehrs (Tempo 80 auf Autobahnen könnte insgesamt eine Treibstoffreduktion von 25 – 30 % bewirken) oder eine Eindämmung des Flugverkehrs.Solarenergie pur: Mehrfamilienhaus wird ausschließlich mit Sonnenkollektoren beheizt. Seit Jahren weist Jenni Energietechnik AG auf die Gefahren hin, die sich durch den verstärkten CO2-Eintrag in die Atmosphäre und den unvermeidlichen Rückgang der Welt-Erdölförderung einstellen werden. Vor zwei Jahren haben wir mit unserer Broschüre4 "Unserer Wirtschaft geht das Benzin aus …und keiner will es wahrhaben" auf die Problematik aufmerksam gemacht. Heute zeichnen sich die dramatischen Konsequenzen noch viel offensichtlicher ab – und noch immer wollen wir es nicht wahrhaben.
Fußnoten
1http://www2.barchart.com/mktcom.asp?code=BSTK&section=energies
2www.jenni.ch/pdf/iea%20medium%20term%20marktet%20report%20july%202007.pdf
3http://www.news.com.au/couriermail/story/0,23739,22419825-952,00.html
4http://www.jenni.ch/pdf/Wirtschaft_Broschuere.pdf

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