Solarserver-Interview mit dem Vorstand der SOLPOWER AG: „Für den Endkunden wird 2009 ein gutes Jahr“
Vor zwei Monaten wurde die Solar Projekt Holding AG mit Sitz im baden-württembergischen Weingarten in SOLPOWER AG umbenannt. Der Vorstandsvorsitzende der Holding, Emanuel Senz, und Finanzvorstand Dr. Joachim v. Bergwelt, berichten im aktuellen Solar-Interview vor dem Hintergrund der globalen Finanzkrise und sich abzeichnender Veränderungen auf den Solar-Märkten über die Umfirmierung zur SOLPOWER AG und die organisatorische Neuausrichtung des Unternehmens.
Außerdem nehmen die mittelständischen Solar-Unternehmer exemplarisch Stellung zur künftigen Preisentwicklung und berichten über neue Wege zum Recycling von Solarmodulen.
Der Solarserver: Hat sich ihre Vertriebsstrategie ein Quartal nach Ihrer Umbenennung und der Bündelung der Aktivitäten in der Holding SOLPOWER AG geändert?
Emanuel Senz: Das gemeinsame Interesse der SOLPOWER-Gruppe liegt im stetigen Ausbau der erfolgreichen Kundenbeziehung. Unsere Strategie im Privat- und Gewerbekundengeschäft ist daher unverändert. Der Schwerpunkt liegt nach wie vor auf dem privaten Hausbesitzer, den Landwirten, öffentlichen Institutionen und dem Gewerbe. Vier Bereiche, in denen wir durch unsere langjährige Tätigkeit ein hohes Vertrauen bei unseren Kunden genießen. Mit der organisatorischen Bündelung wichtiger Unternehmensbereiche in der Holding wie auch neuen Produkten und Dienstleistungen unter der Marke SOLPOWER können wir den Kunden einen noch besseren Leistungsumfang bieten.
Der Solarserver: Welche Produkte und Dienstleistungen unter dem Namen "SOLPOWER" sind neu?
Emanuel Senz: In Bezug auf die Produktentwicklung ist uns ein Durchbruch gelungen. Gemeinsam mit unseren Vertriebsgesellschaften haben wir eine Produktfamilie entwickelt, in die das Know-how vom Vertrieb und der Produktion eingeflossen ist. Mit einer kompletten Photovoltaik-Anlage unter dem Namen SOLPOWER bieten wir von der Finanzierung, über den Aufbau und die Online-Betriebsführung bis hin zum Recycling ein "Produkt" mit Garantie an, das in dieser Form nur innerhalb unserer Gruppe entstehen konnte.
Der Solarserver: Was dürfen Verbraucher von dem Produktbündel und der Garantie erwarten?
Emanuel Senz: Um nur zwei Beispiele zu nennen: Anlässlich unseres 20-jährigen Firmenbestehens werden wir unseren Kunden eine kostenlose 20-jährige Garantie auf unsere SOLPOWER-Wechselrichter geben. Diese basieren auf der bewährten Technologie von SMA. In der Praxis zeigt sich, dass viele Wechselrichter unabhängig vom Hersteller nach einer bestimmten Einsatzzeit repariert oder ausgetauscht werden müssen. Darüber hinaus geben wir über die gesamte Mindestlebensdauer unserer Anlagen eine Ertragsgarantie. Schließlich umfasst unser Produktbündel auch die Online-Betriebsführung, sodass wir dem Kunden hier ein Optimum an Sicherheit und Ertrag garantieren können.
Der Solarserver: Welchen Stellenwert hat bei Ihrem Unternehmen die Kundenzufriedenheit?
SENZ: Als Solarunternehmen mit der Ausrichtung zum Endkunden ist die Kundenzufriedenheit der entscheidende Erfolgsfaktor. Im Zuge unserer Umfirmierung haben wir uns während der letzten 6 Monate intensiv zur Verbesserung unserer Serviceleistungen mit unseren Vertriebspartnern auseinandergesetzt. In der Vergangenheit haben wir nur stichprobenartig die Kundenzufriedenheit erfasst. Dies haben wir jetzt geändert und führen nun regelmäßig Umfragen bei unseren Kunden durch.
Um Ihnen ein konkretes Beispiel zu geben: Durch die starke Nachfrage auf dem spanischen Markt hatten wir bis in den Spätsommer, wie alle Unternehmen, mit Lieferengpässen bei den Modulen seitens der Hersteller zu kämpfen. Als stark wachsendes Unternehmen war dieser Engpass zwar nicht neu für uns, bescherte uns aber dennoch einige schlaflose Nächte. Als Folge wurden an unser Customer Relationship Management Anforderungen in nie da gewesener Art gestellt. Ein entscheidender Garant für den Erfolg unseres Unternehmens in 2008 waren die engen Kundenbeziehungen. Diese sind wichtiger denn je, schließlich stehen wir 2009 vor einer veränderten Situation, der Markt dreht sich vom Verkäufer- zum Käufermarkt.Der Solarserver: Wie gewinnen Sie neue Kunden?
Joachim v. Bergwelt: Besonders stolz sind wir auf die Leistung unserer Vertriebspartner, die die SOLPOWER-Anlagen vermarkten. Wir verfolgen eine Strategie, die sich individuell auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichtet. Man könnte es "Customer Choice" nennen. Außerdem konnten wir feststellen, dass wir viele Neukunden über die Empfehlung von bestehenden Kunden gewinnen, unabhängig über welche Vertriebsform wir den bisherigen Kunden gewonnen hatten.
Der Solarserver: Was zeichnet ein erfolgreiches Unternehmen im Markt aus?
Joachim v. Bergwelt: Aufgrund der hohen Investitionssumme für eine Solaranlage spielen neben dem Preis eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle. Entscheidend ist doch bei einer Laufzeit von über 20 Jahre, mit welcher Qualität der Auftrag ausgeführt wird. Daher sind eine zuverlässige Betriebsführung, die Leistung und Garantie des Produkts die entscheidenden Faktoren. Wichtig für den Kunden ist sicherlich auch die Betreuung vor Ort, die wir durch unser bundesweites Vertriebsnetz gewährleisten. Das Ganze ist letztlich mehr als die Summe seiner Teile.Der Solarserver: Die Photovoltaik entwickelt sich aufgrund gestiegener Produktionskapazitäten und veränderter förderpolitischer Rahmenbedingungen vom Angebotsmarkt zum Nachfragemarkt. Welche Preisentwicklung erwarten Sie 2009?
Emanuel Senz: Die Modulpreise für 2009 liegen derzeit um 15 bis 20 Prozent unter den Höchstpreisen 2008. Dieser Kostenrückgang ist natürlich nicht eins zu eins auf den Gesamtanlagenpreis übertragbar. Wir werden aber mit Sicherheit einen Preisrückgang bei den Solarstromanlagen von rund 10 Prozent im Vergleich zu 2008 sehen. Eines ist jedenfalls für mich klar, für den Endkunden wird 2009 ein gutes Jahr. Wir fangen die Degression, also die Absenkung der Einspeisevergütung, im kommenden Jahr mehr als auf. Wenn man dann noch bedenkt, dass trotz der Finanzkrise und dem Risikoaufschlag bei der Kreditvergabe die Zinsen 2009 wahrscheinlich unter dem Satz dieses Jahres liegen werden, ist eine PV-Anlage hoch rentabel und vor allem eine krisensichere Geldanlage! Darüber hinaus beobachten wir, dass die Banken die staatliche Sicherheit der Einspeisevergütung mittlerweile erkannt haben und ihr zögerliches Verhalten bei der Finanzierung von Solaranlagen aufgeben.
Der Solarserver: Photovoltaik ist eine nachhaltige Investition für mehr als 20 Jahre. Was geschieht eigentlich mit ausgedienten Solarstromanlagen?
Emanuel Senz: Mit dieser Frage beschäftigt sich PV CYCLE. Im Rahmen dieser EU-weiten Initiative setzt wir uns dafür ein, die Umwelt bei der Entsorgung von Photovoltaik-Anlagen bzw. beim Recycling geringst möglich zu belasten sowie die Wiederverwertung zunehmend wertvoller Bestandteile der Module zu verbessern. Ab Frühjahr 2009 soll mit der praktischen Umsetzung der Modulrücknahme begonnen werden. Geplant ist, schrittweise ein flächendeckendes Netz von Sammelstellen und Zwischenlagern aufzubauen, bevor die Module in den Recyclinganlagen verarbeitet werden, die maximal 400 Kilometer von den Endkunden entfernt sein sollten. Im PV CYCLE sind bisher 25 führende Solarunternehmen aus der ganzen Welt vertreten.
Die SOLPOWER AG unterstützt die Initiative. Als bislang einziger Systemintegrator und PV-Anlagenbauer mit dem Schwerpunkt im Endkundengeschäft. Wir können durch unser dichtes Netz von Handwerkern und Partnern das Anliegen gezielt vorantrieben, ein flächendeckendes Recyclingsystem für Module aufzubauen. Wir wollen ein nachhaltiges Lebenszyklusmanagement in der Industrie etablieren: von der Produktion über den Betrieb beim Kunden bis hin zur Wiederverwertung.
Der Solarserver: Wo sehen Sie SOLPOWER im Markt und welche Perspektiven können Sie erkennen?
Emanuel Senz: Der Erfolg unseres Unternehmens setzt sich aus vielen Teilen zusammen. Wie mein Vorstandskollege schon ausführte, ist es letztlich die Nähe zum Kunden, das hervorragende Preis-Leistungsverhältnis unserer Anlagen und der Service rund um unsere Produkte. Ich möchte in dem Zusammenhang aber auch unsere Unternehmensphilosophie herausstreichen. Als Solarunternehmen mit einer 20jährigen Geschichte in dieser noch jungen Branche haben wir uns schon sehr früh der gesellschaftlichen Verantwortung eines umweltschonenden Umgangs mit der Natur verschrieben – und mit uns auch unsere Kunden.
Joachim v. Bergwelt: Als Finanzvorstand möchte ich noch auf unsere Umsatzentwicklung verweisen, die zeigt, dass wir in den letzten Jahren uns sehr erfolgreich am Markt positioniert haben. Wir haben in den letzten drei Jahren unseren Umsatz nahezu verdreifacht, von 54 Mio. Euro im Jahr 2006 auf erwartete 150 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2008. Und wir rechnen trotz der Finanzkrise, gesunkener Rohstoffpreise und zurückgehender Einspeisevergütung auch im kommenden Jahr mit einer weiter steigenden Nachfrage nach klimaschützenden Solaranlagen.
Der Solarserver: Was sind Ihre Ziele?
Emanuel Senz: Wir wissen natürlich um die hohen Anlaufsubventionen für unsere Branche, die einigen wenigen Politikern ein Dorn im Auge sind. Unser Unternehmensziel – wie auch das Ziel der ganzen Branche – muss es letztlich sein, schnellstmöglich die so genannte Netzparität zu erreichen. Wir forcieren den ökologischen Umbau der Gesellschaft und setzen alles daran, schnellstmöglich den aus der Sonneneinstrahlung gewonnen Strom zu gleichen Preisen wie aus herkömmlichen fossilen Kraftwerken dem Endkunden anzubieten. Bis dahin ist es noch eine Wegstrecke zurückzulegen, wenn ich aber zurückblicke, kommen wir dem Ziel mit immer größeren Schritten näher. Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Photovoltaik in 10 Jahren ein Stück Alltag geworden ist und wir viele Dinge sehen werden, die heute noch als Utopie abgetan werden.
Der Solarserver: Herzlichen Dank für diese Auskünfte, Herr Senz und Herr Dr. von Bergwelt.