Udo Möhrstedt, Vorstandsvorsitzender der IBC SOLAR AG: Vorgezogene Kürzung der Photovoltaik-Einspeisevergütung geht am ursprünglichen Ziel des EEG vorbei

"Von Anfang an war es das Ziel des Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG), den Ausbau einer umweltfreundlichen, CO2-freien und die Energieressourcen der Erde schonenden Energieversorgung voranzutreiben. Das EEG hatte Vorbildfunktion und wurde deshalb zu einem Exportschlager: Rund 50 Länder haben es in der Zwischenzeit übernommen und mehr oder weniger erfolgreich implementiert", erinnert Udo Möhrstedt, Vorstandsvorsitzender der IBC SOLAR AG, in einer Pressemitteilung. "Der Kompromiss zwischen dem Bundesverband Solarwirtschaft und dem Bundesumweltminister, die Vergütung zusätzlich zur bestehenden Vorgabe des EEG nochmals Mitte des Jahres in Abhängigkeit des Zubaus abzusenken, geht aus unserer Sicht an dem ursprünglichen Ziel des EEG vorbei, die Energieversorgung möglichst schnell…

. "Investitionen in Solarstromanlagen sind langfristig angelegt; potenzielle Anlagenbetreiber zeigen sich zunehmend verunsichert darüber, dass die Politik laufend in ein bestehendes Gesetz eingreift."

Käufer halten sich zurück
"Bereits im vergangenen Jahr gab es wegen der zusätzlichen Absenkung zum 1. Juli eine totale Verzerrung der Nachfrage mit dem Effekt, dass Module und Wechselrichter im 1. Halbjahr nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung standen. Wegen der enormen Absenkung der Einspeisevergütung von insgesamt etwa 30 Prozent zwischen dem 1.1.2010 und dem 1.1.2011 gerieten die Preise im Verlauf des Jahres so unter Druck, dass bereits im Herbst die Nachfrage deutlich zurückging. Auch momentan beobachten wir eine deutliche Kaufzurückhaltung", berichtet Möhrstedt.

Fester Deckel abgewendet
Der Kompromiss sieht eine zubauabhängige Degression vor: Sobald mehr als 3,5 Gigawatt Photovoltaik-Leistung im Jahr installiert werden, wird die Einspeisevergütung je Gigawatt um 3 Prozent gekürzt. "Immerhin konnte so der drohende feste Deckel, der in der Diskussion zuletzt immer wieder genannt wurde, abgewendet werden. Dennoch bleibt der Zubau damit weit unter dem, was in Deutschland sinnvoll wäre", kritisiert Möhrstedt.

Möhrstedt: Zubau von 6 GW pro Jahr könnte Solarstromanteil um ein Prozent pro erhöhen
"Wir sind eindeutig der Meinung, dass Deutschland einen Zubau von 6 Gigawatt pro Jahr braucht und dieser zur Erreichung unserer Klimaziele auch notwendig ist. IBC SOLAR setzt sich dafür ein, dass Solarstrom wettbewerbsfähig wird und Verbraucher entlastet werden; hierfür brauchen wir weiter sinkende Kosten für Solarstrom, für die wiederum sinkende Systempreise zwingende Voraussetzung sind. Sinkende Systempreise ergeben sich aber im Wesentlichen aufgrund von Produktionsmengensteigerungen. Mit einem Zubau von 6 GW pro Jahr könnte der Anteil des Stroms aus Photovoltaik um etwa 1 Prozent pro Jahr gesteigert werden, Solarstrom käme in wenigen Jahren in die Größenordnung des Windstromanteils am Strombedarf und die Kosten für Solaranlagen würden weiterhin kontinuierlich sinken. Dies hätte zur Folge, dass wir in kurzer Zeit Grid Parity erreichen könnten. Außerdem wird nur eine ausreichend hohe Nachfrage im Bereich von 6 GW pro Jahr deutschen produzierenden Firmen die Möglichkeit geben, ihren Marktanteil zu halten.

Probleme für deutsche Unternehmen erwartet
Der Versuch, die Nachfrage durch eine "drastische Reduzierung der Einspeisetarife" zu stoppen, wird laut Möhrstedt dazu führen, dass die in Deutschland aufgebauten Produktionskapazitäten zu einem hohen Prozentsatz nicht ausgelastet sind und deutsche produzierende Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten bekommen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Ausbau der erneuerbaren Energien werde dadurch massiv verzögert. Ein durchaus relevanter Teil des Handwerks werde Personal entlassen müssen. Und die Grid Parity werde nicht so schnell wie ursprünglich möglich erreicht.

Solarstrom soll dort verbraucht werden, wo er erzeugt wird
"Ein schneller Ausbau der Photovoltaik dient einer nachhaltigen, umweltfreundlichen und den Primärenergieverbrauch reduzierenden Stromversorgung und damit einer von der Mehrheit der Bevölkerung gewünschten Energiewende. Unser Ziel ist es, den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben und vor allem die dezentrale Nutzung zu stärken. Solarstrom soll dort verbraucht werden, wo er erzeugt wird, um den Bau riesiger Überlandleitungen zu vermeiden. Die Möglichkeiten des Eigenverbrauchs, die das EEG bietet, müssen gestärkt werden. Zudem müssen Speicherlösungen marktfähig gemacht werden. IBC SOLAR arbeitet kontinuierlich daran, die ökonomisch und ökologisch richtigen Lösungen für diese Anforderungen zu bieten", so Möhrstedt. 
24.01.2011 | Quelle: IBC SOLAR AG | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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