Landesverband Erneuerbare Energie: Bis 2020 werden drei Viertel der Energie in Sachsen-Anhalt erneuerbar; Spitzenkandidaten von CDU, GRÜNEN und LINKE dafür, SPD und FDP skeptisch

Sachsen-Anhalt will bundesweiter Vorreiter werden: Bis 2020 sollen 75 Prozent der im Land erzeugten Energie regenerativ sein. Diese Forderung des Landesverbands Erneuerbare Energie (LEE) fand bei einer Podiumsdiskussion mit den Spitzenkandidaten für die Landtagswahl Ende Februar ein geteiltes Echo.

Während die Vertreter von CDU, LINKE und GRÜNEN Zustimmung signalisierten, äußerte Finanzminister und SPD-Spitzenkandidat Jens Bullerjahn (SPD) sich skeptisch; die FDP teilte seine Zweifel.

Erhebliches Aufholpotenzial bei Solarenergie, Biogas und Wasserkraft
Bislang kann Sachsen-Anhalt laut LEE 51 Prozent regenerativ gewonnene Elektroenergie und eine im Ländervergleich führende Position bei Windkraft vorweisen. Insgesamt liege das Land einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und Branchenberichten zufolge im bundesweiten Länderranking auf Platz fünf. Wie LEE-Präsident Dirk Tempke auf der Veranstaltung beim Windradhersteller Enercon betonte, habe Sachsen-Anhalt erhebliches Aufholpotenzial in den Sparten Solar, Biogas, Wasserkraft und Geothermie. "Langfristig streben wir natürlich die zu 100 Prozent umweltfreundliche Energieversorgung unseres Landes an", betont Tempke. Mit Blick auf das "realistische und vernünftige" Etappenziel für das laufende Jahrzehnt sei es wichtig gewesen, bereits vor den Wahlen mit den im Landtag vertretenen Fraktionen zu diskutieren, sagte Tempke. Sein Verband spricht für branchennahe Forschungseinrichtungen und Unternehmen mit rund 20.000 Mitarbeitern im Land; allein 4.000 davon arbeiten bei Enercon.

Wirtschaftsminister Reiner Haseloff: Ehrgeizige Ziele können erreicht werden
Wirtschaftsminister Reiner Haseloff (CDU), der Sachsen-Anhalt bundesweit als Regenerativ-Modellland weiter stärken will, nannte die Sicherung von drei Vierteln des Energieaufkommens aus erneuerbaren Quellen ein "ambitioniertes, aber erreichbares Ziel". Bedingungen seien jedoch entsprechende Investitionen und die Lösung einer Reihe technischer Probleme, etwa bei der Speicherung von Energiespitzen.

Finanzminister Bullerjahn: Kosten und Nachholbedarf erlauben keine 75 %
Dem widersprach Finanzminister Bullerjahn (SPD). Er halte ein solch ehrgeiziges Ziel aus Kostengründen und wegen Nachholbedarfs etwa bei der Wärmversorgung bis 2020 für "nicht erreichbar". Während der weitere Ausbau der Wind-, Biogas- und Solarenergie allgemeine Zustimmung fand, blieb die Rolle der Braunkohle bei den Politikern ebenfalls umstritten. FDP und CDU billigten ihr "auf absehbare Zeit" weitere Bedeutung für das Land zu, so Minister Haseloff. Die LINKE will sie bis 2035 komplett durch erneuerbare Energieträger ersetzen, die SPD die Kohleverwertung zumindest senken und insbesondere die Verbrennung reduzieren.
Für die Verwirklichung seiner Strategie hat der Erneuerbaren-Verband drei Forderungen aufgestellt: die Schaffung einer handlungsfähigen Landesenergieagentur, die Auflegung eines Gesetzes zur Förderung des Regenerativ-Anteils bei der Wärmeerzeugung nach dem Vorbild Baden-Württembergs sowie die Vermeidung von Hemmnissen bei der Errichtung oder Erneuerung von Windkraftanlagen mit gleichzeitiger Leistungsverstärkung. Der Ausbau bestehender oder die Errichtung neuer Kraftwerke auf Basis fossiler Brennstoffe lehnte Tempke dagegen als nicht zukunftstauglich ab.

06.03.2011 | Quelle: Landesverband Erneuerbare Energie Sachsen-Anhalt | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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