Ärzteorganisation IPPNW zu Atomausstieg und Energiepolitik: Die Lösung liegt in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg

Nach Auffassung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW liegt der Schlüssel für den Atomausstieg in einer Korrektur der Energiepolitik insbesondere in den Bundesländern Hessen, Bayern und Baden-Württemberg. Dazu IPPNW-Energieexperte Henrik Paulitz:

"In diesen drei Bundesländern stehen mit zehn Blöcken die meisten Atommeiler. Nur für zwei Anlagen gab es das vage Versprechen einer endgültigen Stilllegung. Nicht ausgeschlossen, dass nach den bevorstehenden Wahlen und wenn sich die Aufregung mit Japan gelegt hat, alle Blöcke weiterbetrieben werden".

Ausbau der heimischen Photovoltaik statt Solarstrom-Import aus fernen Ländern
Die Politiker dieser drei Bundesländer würden gerne auf hypothetische Solarstrom-Importe aus fernen Ländern verweisen, statt die Bürgerinnen und Bürger sowie die eigenen Stadtwerke offensiv beim Ausbau der Photovoltaik und beim Bau dezentraler Stromspeicher zu unterstützen, kritisiert Paulitz. "Sinn macht allein der weitere dezentrale Ausbau der Solarenergie, so der IPPNW-Energieexperte.
"Hinzu kommt: Wie nirgendwo sonst wird in Hessen, Bayern und Baden-Württemberg die Windenergie politisch blockiert und bekämpft. Als Heilsbringer und zur Absicherung der Marktmacht der Konzerne setzt man stattdessen auf Offshore-Windstrom und auf neue umstrittene Verbundstromtrassen. Dabei geht es bis 2020 gerade mal um eine Offshore-Kapazität von wenigen tausend Megawatt (MW)", erläutert Paulitz.
Ungleich bedeutsamer sei die Windenergienutzung an Land. Die installierte Leistung betrug Ende 2010 bereits rund 27.700 MW. Ende 2011 sollen es 29.600 MW sein. Bis 2020 werden mehr als 60.000 MW als realistisch erachtet. "Und fallen endlich die Genehmigungsblockaden in Süddeutschland, dann kann die Windenergie bis 2020 noch weitaus mehr zulegen", betont Paulitz.

Nach Vorstellung der baden-württembergischen Landesregierung sollen 2020 nur 20 % der Energie erneuerbaren Quellen kommen
Nach Vorstellung der baden-württembergischen Landesregierung aber sollen im Jahr 2020 noch immer Atomkraftwerke 50 % des Stroms liefern und 30 % die konventionellen Kraftwerke. Nur 20 % sollen aus erneuerbaren Quellen kommen, überwiegend aus den großen Wasserkraftwerken der EnBW. "Das ist skandalös vor dem Hintergrund, dass laut Prognose die Erneuerbaren im Bundesschnitt bis 2020 rund 50% des Stroms beisteuern werden. Bis spätestens 2030 können es 100% sein", heißt es in der IPPNW-Pressemitteilung.

Paulitz: Stromkonzerne geben Kostensenkungen durch Solarstrom-Einspeisung zur Mittagszeit nicht an die Stromkunden weiter
"Das eigentliche Ziel dieser Energiepolitik besteht schlichtweg darin, dass die EnBW auch weiterhin das lukrative Geschäft in der Hand behält, bei dem Strom zu extrem überhöhten Preisen an die Bevölkerung verkauft wird. Reale Kostensenkungen durch die Einspeisung riesiger Solarstrom-Mengen zur Mittagszeit und der Verdrängung von teurem Spitzenlaststrom geben die Stromkonzerne nicht an die Stromkunden weiter, obwohl sie dazu rechtlich verpflichtet sind. Das alles mit Billigung der Politik, die allzu eng mit den Atomkonzernen verwoben ist", so Paulitz weiter.
"Dies alles bedarf nun nach der Atomkatastrophe von Fukushima der deutlichen Korrektur. Das ganze System der Begünstigung weniger Großkonzerne durch die Politik muss ein Ende haben", fordert Paulitz.

26.03.2011 | Quelle: Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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