Greenpeace: Vier deutsche AKW sind gefährlicher als Fukushima; Mängel der vier ältesten Siedewasserreaktoren nicht zu beheben

Deutsche Atomkraftwerke haben nach Recherchen von Greenpeace zum Teil einen geringeren Sicherheitsstandard als das in Japan außer Kontrolle geratene Atomkraftwerk Fukushima 1. Die Sicherheitsbehälter der vier ältesten deutschen Siedewasserreaktoren seien schlechter gegen die Folgen einer Kernschmelze geschützt als die der japanischen Katastrophenreaktoren, warnt Greenpeace in einer Pressemitteilung. Zudem lägen die Abklingbecken mit stark strahlenden abgebrannten Brennelementen - ebenso wie in Japan - in allen sechs deutschen Siedewasserreaktoren außerhalb der Sicherheitsbehälter.Die unabhängige Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die sieben ältesten Reaktoren sowie den Pannenmeiler in Krümmel und das erdbebengefährdete Neckarwestheim 2 sofort und endgültig abzuschalten. Das letzte Atomkraftwerk…

Atomexperte Smital: Teure Nachrüstungen wurden verschleppt

"Kanzlerin Merkel lügt, wenn sie behauptet, die deutschen AKW seien die sichersten der Welt", sagt Heinz Smital, Kernphysiker und Atomexperte von Greenpeace. "Seit Jahrzehnten werden Sicherheitskriterien so hingebogen, dass selbst die ältesten deutschen AKW sie erfüllen. Teure Nachrüstungen wurden verschleppt. Alle Schwachstellen der Reaktoren müssen nun schonungslos offen gelegt werden. Die AKW, die sich nicht nachrüsten lassen, müssen sofort stillgelegt  werden."

Deutsche Sicherheitsbehälter und Abklingbecken sind Schwachpunkte

Die alten Siedewasserreaktoren Philippsburg 1, Isar 1, Brunsbüttel und Krümmel der so genannten Baulinie 69 (Planungsjahr 1969) leiden laut Greenpeace unter einem folgenschweren Konstruktionsfehler: Die Sicherheitsbehälter, die den inneren Reaktordruckbehälter mit den Brennstäben umschließen, beständen nicht aus einer mehrere Meter starken Betonhülle wie im AKW Fukushima. Sie verfügten lediglich über eine leicht schmelzende Stahlhülle mit einer Wandstärke von wenigen Zentimetern. So könnte es bei einem Unfall schneller zu radioaktiven Freisetzungen kommen und die Freisetzungsmengen wären größer. Diese Sicherheitslücke der Siedewasserreaktoren ist laut Greenpeace nicht zu schließen.

Die Abklingbecken mit stark strahlenden, abgebrannten Brennelementen liegen bei den vier Siedewasserreaktoren der Baulinie 69 und bei den beiden neueren Siedewasserreaktoren Gundremmingen B und C außerhalb des Sicherheitsbehälters, im oberen Stockwerk des Reaktorgebäudes. Wie in Fukushima lagern hier sogar mehr radioaktive Brennelemente als im Reaktorkern, berichtet Greenpeace. Im AKW Gundremmingen B und C liegen nach Angaben der Umweltorganisation normalerweise pro Block über 200 Tonnen an Brennelementen. Bei einem Wasserverlust in den Abklingbecken wäre auch bei den deutschen Reaktoren die Strahlung derart hoch, dass sie Not- und Rettungsmaßnahmen unmöglich machen könnte.

Ethikkommission diskutiert über die Risiken der Atomkraft

Greenpeace ist am 28.04.2011 zu Gast bei der Ethikkommission. Atomexperte Heinz Smital wird dort über die Risiken der Atomkraft sprechen. PHOENIX einen Live-Stream im Internet unter http://cockpit.phoenix.de/

Die Kurzanalyse und eine Linksammlung sind im Internet zugänglich unter www.greenpeace.de

28.04.2011 | Quelle: Greenpeace; Foto: Wikipedia; Michael Kauffmann | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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