Freiburg kann laut Öko-Institut bis 2050 klimaneutrale Stadt werden, wenn Energieversorgung und Verkehr nahezu vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden

Freiburg kann bis zum Jahr 2050 zu einer klimaneutralen Stadt werden. Das ist das Fazit einer Studie des Öko-Instituts e.V. (Freiburg), die unter Beteiligung der Energieagentur Regio Freiburg und des Fraunhofer ISE entstand.

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, müssten in Freiburg der Energieverbrauch massiv reduziert sowie Energieversorgung und Verkehr nahezu vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden, berichtet das Öko-Institut in einer Pressemitteilung.

OB Salomon: Rahmenbedingungen schaffen
„Die Vision einer klimaneutralen Stadt kann nur dann verwirklicht werden, wenn wir und alle verantwortlichen Handlungsträger heute bereits die Rahmenbedingungen schaffen“, betont Oberbürgermeister Dieter Salomon. Die große Herausforderung könne nur dann gestemmt werden, wenn sie vom Land, vom Bund und auch von der EU unterstützt werde.

Mobilitätsmanagement für Freiburg
„Klimaneutrale Stadtteile und ein modernes Mobilitätsmanagement sind wichtige künftige Aufgaben für Freiburg. In diesem Bereich werden wir uns verstärkt engagieren“, so der Freiburger Baubürgermeister Martin Haag.
Der Weg in ein so genanntes Post-Öl-Zeitalter sei eine der größten Herausforderungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte. Die in der Studie des Öko-Instituts berechneten Investitionen müssten in Bezug zu den möglichen Folgekosten des Nichthandelns gesetzt werden.

Vision einer klimaneutralen Stadt ist Ausgangsbasis für die Studie
Freiburg bewarb sich 2010 beim baden-württembergischen Wettbewerb „Klimaneutrale Kommune“. Um dafür verlässliche Daten zu erhalten, beauftragte die Stadt das Öko-Institut. Die jetzt vorgelegte Studie geht einen neuen Weg: Sie nimmt die Vision einer klimaneutralen Stadt Freiburg im Jahr 2050 als Ausgangsbasis.
In der Studie werden der gesamte Energieverbrauch der Privathaushalte, von Gewerbe, Industrie und Verkehr sowie die Energieumwandlung für 2050 abgeleitet. In einem Rückblick aus der Zukunft, dem „back-casting“, beschreibt die Studie dann, welche Voraussetzungen und Entwicklungen nötig wären, damit Freiburg im Jahr 2050 diese Vision der klimaneutralen Stadt erreichen kann.

Fossile müssen durch erneuerbare Energieträger ersetzt werden
In der Studie wurden zahlreiche allgemeine Rahmendaten fortgeschrieben, wie beispielsweise die Bevölkerungs- oder Wirtschaftsentwicklung.
Im Zielszenario wird beschrieben, welche Voraussetzungen bis 2050 erfüllt sein müssen, um das Ziel der Klimaneutralität erreichen zu können. Dazu gehört auch der fast vollständige Ersatz fossiler durch erneuerbare Energieträger, betont das Institut.

Verdoppelung der Stromerzeugung aus Photovoltaik
Für Freiburg bedeute dies bis zum Jahr 2020 zwei neue moderne Windkraftanlagen sowie eine Verdoppelung der Stromerzeugung aus Photovoltaik.
„Wenn sich die Zuwächse wie in den letzten Jahren fortsetzen lassen können, ist dies im Solar-Bereich ein nicht zu ambitioniertes Ziel“, so Christof Timpe, Projektleiter für die Studie im Öko-Institut. Darüber hinaus müssten aber auch Wärmenetze weiter konsequent ausgebaut werden.
Insgesamt lägen die Anforderungen an die Endenergieeinsparung und Treibhausgas-Emissionen deutlich über denen des Szenarios der Freiburger Klimaschutz-Strategie von 2007. Grundsätzlich könne und müsse, so die Studie, der Endenergieverbrauch bis 2050 um rund 52 Prozent gesenkt werden.

Investitionen und Einsparungen
Dies erfordere zusätzliche Investitionen von durchschnittlich 71 Millionen Euro jährlich bis 2050 gegenüber dem Referenzszenario, das die heutigen Klimaschutz-Aktivitäten einfach fortschreibt.
Demgegenüber stünden jedoch enorme Einsparungen bei den Ausgaben für den Import von fossilen Energieträgern wie Erdöl und Erdgas. Anstelle des teuren Bezugs aus dem Ausland könnten laut der Studie Investitionsmittel für die den lokalen Wirtschaftskreislauf zur Verfügung stehen, verbunden mit einer Schaffung von Arbeitsplätzen.

Handlungsempfehlungen
Die Studie schlägt zahlreiche Maßnahmen vor: Der größte Handlungsbedarf bestehe in der Gebäudesanierung. Außerdem solle das Volumen der städtischen Förderung erhöht und im Rahmen einer langfristigen Strategie jeweils auf bestimmte Gebiete fokussiert werden, die vorhandenen Fernwärmenetze optimiert und die erneuerbaren Energien weitreichend ausgebaut werden.

26.11.2011 | Quelle: Öko-Institut e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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