BSW-Solar: 50% Umsatzeinbruch und Entlassungswelle bei Photovoltaik-Unternehmen in Deutschland infolge drastischer Förderkürzungen

Die von der Bundesregierung geplanten harten Einschnitte bei der Solarstrom-Förderung haben bereits jetzt großen Schaden in der Solarstrom-Branche verursacht, berichtet der Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar).

Laut einer am 09.05.2012 veröffentlichten Umfrage des BSW-Solar verzeichneten Photovoltaik-Unternehmen im April dieses Jahres einen Umsatzeinbruch von über 50 Prozent. In den nächsten Monaten und auch für das Jahr 2013 werde mit einem weiteren Auftragsrückgang gerechnet. Schon jetzt würden über der Hälfte der Photovoltaik-Unternehmen Mitarbeiter entlassen.

Solar-Branche hofft auf Korrekturen durch den Bundesrat
Die Solar-Branche appelliert angesichts der dramatischen Zahlen an die Ministerpräsidenten der Bundesländer, die drastischen Einschnitte bei der Solarstrom-Förderung zu entschärfen. Am 11.05.2012 entscheidet sich, ob im Bundesrat eine Mehrheit für die Anrufung eines Vermittlungsverfahrens zustande kommt. Dann steht das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit den geplanten Kürzungen der Solarstromförderung in der Länderkammer auf der Tagesordnung. Sollte es zu keiner Einigung im Vermittlungsverfahren kommen, kann die Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes mit einer Zweidrittel-Mehrheit vom Bundesrat aufgehalten werden.

BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Körnig: Investitionsklima vergiftet
„Die viel zu starken Einschnitte bei der Solarstrom-Förderung haben das Investitionsklima in Deutschland vergiftet, die Umsätze einbrechen lassen und bereits weit über 10.000 Menschen ihren Solar-Job gekostet“, kritisiert Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar).

Massiver Stellenabbau
In der Umfrage unter BSW-Solar-Handwerkern, Großhändlern und Produktionsunternehmen sei das Ausmaß der geplanten Kürzungen deutlich geworden: Über 50 Prozent der Solarunternehmen hätten in den letzten Wochen bereits Stellen abgebaut. Bis Jahresende würden es 65 Prozent sein, wenn die Kürzung der Photovoltaik-Förderung wie vom Bundestag beschlossen umgesetzt werde. Bei den Umsätzen erwarten die Unternehmen 2012 gegenüber 2011 trotz eines starken, ersten Quartals Einbußen um 50 Prozent und 2013 rund 60 Prozent.
„Nur die Bundesländer können den Schaden jetzt noch begrenzen. Ihr Widerstand muss die Bundesregierung jetzt zum Einlenken bewegen“, so Körnig. Die Solarbranche fordert die Landesministerpräsidenten auf, sich schützend vor die Beschäftigten der Branche zu stellen und die Kürzungspläne über den Bundesrat deutlich abzumildern.

Bundesregierung will rückwirkend zum 1. April weiter kürzen
Seit Amtsantritt im Herbst 2009 hat die Bundesregierung das entscheidende Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vier Mal zum Teil grundlegend geändert, ganze Marktsegmente aus der Förderung genommen und die Solarstrom-Einspeisevergütung halbiert. Zuletzt ist eine Neufassung des Gesetzes am 1. Januar 2012 in Kraft getreten. Jetzt soll rückwirkend zum 1. April 2012 wieder eingegriffen werden. Bis Anfang 2013 summieren sich die neu geplanten Einschnitte bei der Solarstrom-Förderung laut BSW-Solar auf bis zu 45 Prozent. Die Bundesregierung verfolge damit das Ziel, den Zuwachs an Solarstromleistung gegenüber den Vorjahren mindestens zu halbieren.
Der BSW-Solar kritisiert, dass gegenwärtig ohne nachvollziehbaren Grund eine ganze Zukunftsbranche aufs Spiel gesetzt werde. Sachlich fundierte Gründe für die überzogene Reduktion der Solarstrom-Förderung gebe es nicht. Der weitere Ausbau der Solarenergie fällt nach Expertenmeinung kostenseitig kaum noch ins Gewicht und ist technisch zweifelsfrei machbar. Körnig: „Die Bundesregierung muss sich endlich klar zur Energiewende bekennen. Jetzt entscheidet sich, ob Deutschland auch die ökonomischen  Früchte seiner Pionierrolle ernten wird oder diese anderen Ländern überlässt.“ 

Branche erhofft Nachbesserung bei PV-Anlagen zwischen 10 und 100 Kilowatt
Schnelle Nachbesserung durch die Bundesländer erhofft sich die Solarbranche insbesondere bei Solarstromanlagen in der Größenklasse 10 – 100 Kilowatt peak, in der bis Anfang 2013 mit bis zu 45 Prozent besonders starke Fördereinschnitte vorgesehen sind und sich der Betrieb neuer Solarstromanlagen andernfalls kaum noch rentieren dürfte. Dieses Marktsegment machte 2011 rund 50 Prozent der neu installierten Solarstrom-Leistung und damit des Marktes aus. Betroffen sind Solarstromanlagen auf Schuldächern, Mehrfamilienwohnhäusern, landwirtschaftlichen Gebäuden und Gewerbebetrieben.
An der internetbasierten Umfrage nahmen vom 26.4. bis 8.5. 2012 laut BSW-Solar 555 Photovoltaik-Unternehmen aus den Segmenten Handwerk, Großhandel und Produktion teil.

09.05.2012 | Quelle: BSW-Solar | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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