Erneuerbare Energien in Indien: Grünstromzertifikate leiden unter Überangebot und unklaren Regelungen

Indische Analysten sorgen sich um den Markt der Grünstromzertifikate (renewable energy credits, REC) in ihrem Land: Im Juli 2012 wurden mehr als doppelt so viele RECs angeboten als nachgefragt. Laut Bridge to India (New Delhi, Indien) besteht derzeit zu wenig Klarheit über die Mindestgröße von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien, Regelungen für den Netzanschluss und […]

Indische Analysten sorgen sich um den Markt der Grünstromzertifikate (renewable energy credits, REC) in ihrem Land: Im Juli 2012 wurden mehr als doppelt so viele RECs angeboten als nachgefragt.
Laut Bridge to India (New Delhi, Indien) besteht derzeit zu wenig Klarheit über die Mindestgröße von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien, Regelungen für den Netzanschluss und innerstaatliche Regelungen über den freien Zugang zum Stromnetz für solche Anlagen.

REC-Angebot und -Nachfrage klaffen immer weiter auseinander
Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage von Grünstromzertifikaten wird seit August 2011 immer größer. Nach Angaben der Natural Group wurden zu diesem Zeitpunkt 31.800 RECs herausgegeben. Im diesem Monat wurden 25.100 davon nicht eingelöst, also fast 80%.
Mit dem Zubau von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien wuchs auch die Zahl der angebotenen Grünstromzertifikate auf über 334.000 im Juli 2012. Entsprechend klafften Angebot und Nachfrage weiter auseinander. Im selben Monat wurden 158.000 RECs zurückgegeben. Derzeit sind 350.000 Grünstromzertifikate nicht eingelöst.

Einige US-Bundesstaaten haben ähnliche Probleme
Nach Ansicht der Natural Group könnte dies bei Energieerzeugern aus erneuerbaren Quellen zu Liquiditätsproblemen führen. Einige US-Bundesstaaten haben ähnliche Probleme: Das Angebot an Solarstrom-Zertifikaten (solar renewable energy credits, SREC) ist wesentlich größer als die Nachfrage im Rahmen des staatlichen energiepolitischen Programms.
Dies führte dazu, dass einige Bundesstaaten wie beispielsweise New Jersey (U.S.) ihre energiepolitischen Programme angepasst haben, um einen Einbruch ihres Solar-Marktes zu verhindern. Im Falle New Jerseys ist es der zweitgrößte der USA.

Vier Staaten legen Mindestgröße für Anlagen fest
Bridge to India ist auch in anderer Hinsicht besorgt: Es ist den einzelnen Bundesstaaten überlassen, eine Mindestgröße für Anlagen festzulegen, damit sie Anspruch auf Grünstromzertifikate haben. Nur vier indische Staaten haben das bisher getan (Jammu & Kashmir, Kerala, Maharashtra und Orissa). Dies führte zu Verwirrung bei einigen mittelgroßen Photovoltaik-Anlagen, da nicht klar war, ob sie RECs erhalten oder nicht.

Anschlussregelung für höhere Spannung wurde in Maharashtra umgangen
Bridge to India kritisiert außerdem, dass die Regelungen keine gesonderten Bedingungen für den Netzanschluss von REC-Anlagen enthalten, obwohl gerade diese an das Stromnetz angeschlossen werden müssen, um Grünstromzertifikate zu erhalten.
Die bestehenden Regeln zum Netzanschluss besagen, dass die Anschlusspunkte sich in den Bereichen des Verteil- oder Übertragungsnetzes mit höherer Spannung befinden müssen. Dies könne dazu führen, dass Kleinanlagen übermäßig teuer werden, da sie Transformatoren zur Spannungserhöhung brauchen.
Tata Power hat diese Regelung im Bundesstaat Maharashtra beim Netzanschluss einer Photovoltaik-Aufdachanlage mit 500 kW Nennleistung umgangen, und dennoch formuliert der Staat immer noch neue Regeln zum Netzanschluss.

Gebühren machen Photovoltaik-Anlagen unrentabel
Und schließlich stellt Bridge to India fest, dass die Gebühren für den freien Netzzugang, die derzeit zwischen 1 und 3,50 indischen Rupien (0,014-0,05 Euro) je kWh liegen, den Verkauf von Solarstrom unrentabel machen, selbst wenn die Vorteile der Grünstromzertifikate eingerechnet würden. Einige Staaten wie Maharashtra verzichten auf derartige Gebühren, die meisten haben jedoch keine gesonderte Regelung.

REC-Markt könnte ein Volumen von 1 GW erreichen
Damit der Markt der Grünstromzertifikate Erfolg hat, sollte die indische Regierung laut Bridge to India Agenturen einrichten, die schnellstmöglich klare Regelungen einführen. Der REC-Markt könnte bis 2017 ein Volumen von über 1 GW erreichen, jedoch nur, wenn es klare Regelungen gebe.
Weitere Informationen: http://www.bridgetoindia.com

31.07.2012 | Quelle: Natural Group, Bridge to India | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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