Q-CELLS: Gläubiger stimmen dem Verkauf an Hanwha zu; südkoreanischer Mischkonzern will den Großteil des Personals an Standorten in Deutschland und Malaysia übernehmen

Die Gläubiger der Q-Cells SE (Bitterfeld-Wolfen), haben auf ihrer Versammlung am 29.08.2012 in Dessau-Roßlau dem Verkauf des Geschäftsbetriebs des Photovoltaik-Unternehmens an den südkoreanischen Mischkonzern Hanwha mit großer Mehrheit zugestimmt. Insolvenzverwalter Henning Schorisch hatte den Vertrag am vergangenen Sonntag unterzeichnet.

Im Rahmen einer "übertragenden Sanierung" übernimmt die Hanwha-Gruppe rund 1.250 der rund 1.550 Mitarbeiter sowie den weitaus größten Teil der gesamten Q-CELLS Gruppe.


Abbau von Arbeitsplätzen überwiegend in der Verwaltung von Q-CELLS geplant
In Deutschland übernimmt Hanwha den Standort in Bitterfeld-Wolfen mit Forschung, Entwicklung und Produktion von Solarzellen und Photovoltaik-Modulen sowie den Verwaltungsstandort Berlin; im Ausland will Hanwha den Produktionsstandort in Malaysia mit unverändert rund 500 Mitarbeitern fortführen sowie einige der internationalen Vertriebsgesellschaften übernehmen. Ein Abbau von Arbeitsplätzen im Zuge der Integration werde überwiegend in der Verwaltung von Q-CELLS erfolgen, da zahlreiche Dopplungen mit der Organisation der Hanwha-Gruppe bestünden. 

Kartellbehörden müssen dem Kaufvertrag noch zustimmen
Der Kaufpreis setzt sich aus der Übernahme von betriebsbezogenen Verbindlichkeiten in niedriger dreistelliger Millionenhöhe sowie einem Bar-Kaufpreis in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe zusammen, wobei der Bar-Kaufpreis abhängig ist vom Umfang noch weiter zu übernehmender Verbindlichkeiten. Der Kaufvertrag steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden. Die Transaktion wurde von Deloitte & Touche Corporate Finance GmbH als exklusivem M&A-Berater des Insolvenzverwalters und der Gesellschaft betreut.

Insolvenzverwalter Schorisch: Starker Partner wird dem Unternehmen, der Marke und den Mitarbeitern wieder eine langfristige Perspektive geben
"In diesem für Q-CELLS extrem schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfeld ist es ein großer Erfolg, dass es gelungen ist, nicht nur Forschung und Entwicklung, sondern auch die Produktion am Standort Bitterfeld-Wolfen zu erhalten", betonte Schorisch in Bitterfeld-Wolfen am Hauptsitz von Q-CELLS. "Zwar bedauere ich den Verlust von Arbeitsplätzen. Doch freue mich sehr, dass Q.CELLS mit Hanwha einen starken Partner gefunden hat, der über die nötigen Mittel verfügt, Unternehmen, Marke und Mitarbeitern wieder eine langfristige Perspektive zu geben."

Hanwha will seine Position in der Photovoltaik-Industrie ausbauen
Mit der Übernahme von Q-CELLS plant Hanwha, seine Position als eines der weltweit führenden Unternehmen der Photovoltaik-Branche auszubauen. Hanwha gehört zu den größten südkoreanischen Konzernen mit einem Umsatz von 31,6 Milliarden US-Dollar (2011). Das Unternehmen ist unter anderem in den Branchen Chemie, Versicherungen, Banken, Maschinenbau, Pharma und Bau tätig und beispielsweise mit dem chinesischen Tochterunternehmen Hanwha SolarOne bereits in der Photovoltaik engagiert.
Schorisch lobte erneut das enorme Engagement der Arbeitnehmer: "Der Wert des Unternehmens und der Marke Q-CELLS beruht auf dem Know-how und der Loyalität der Mitarbeiter."
"Der erfolgreiche Verkauf wäre nicht möglich gewesen, wenn die Beschäftigen dem Unternehmen während dieser schwierigen Zeit nicht die Stange gehalten hätten. Natürlich bedauere ich es deshalb, dass nicht alle Mitarbeiter übernommen werden können", so der Insolvenzverwalter. Schorisch bedankte sich auch beim Management; der Q-CELLS-Vorstand habe sich stets professionell und loyal verhalten und habe bis zuletzt am Erhalt des Unternehmens mit aller Kraft mitgearbeitet.

Insolvenzverwalter stellt Mittel für Transfergesellschaft in Aussicht
Schorisch hat bereits die Gespräche mit dem Betriebsrat zum Abschluss eines Interessenausgleichs und eines Sozialplans wegen der erforderlichen Personalanpassungsmaßnahmen begonnen. Der Insolvenzverwalter hat zudem Mittel in Aussicht gestellt, um eine Transfergesellschaft einzurichten. Dort können die betroffenen Beschäftigten Weiterbildungsangebote in Anspruch nehmen und werden bei der Suche nach neuen Arbeitsplätzen unterstützt.
Die Q-Cells SE hatte am 3. April 2012 Insolvenz angemeldet, nachdem der in den Monaten davor angestrebten Finanzrestrukturierung durch eine Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt die rechtliche Grundlage entzogen worden war. Insolvenzverwalter Henning Schorisch von der Kanzlei hww wienberg wilhelm war es schnell gelungen, den Geschäftsbetrieb so zu stabilisieren, dass während des Insolvenzverfahrens keine Entlassungen ausgesprochen werden mussten. Zudem hatte er umgehend mit der Investorensuche begonnen.

30.08.2012 | Quelle:  Q-Cells SE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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