Solarthermische Kraftwerke: Algerien will erstes Turmkraftwerk in Nordafrika bauen

In Algerien soll das erste solare Turmkraftwerk in Nordafrika gebaut werden. Für dieses Projekt haben das Ministerium für Hochschulwesen und wissenschaftliche Forschung der Demokratischen Volksrepublik Algerien und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit der Bundesrepublik Deutschland (BMU) ihre Zusammenarbeit vereinbart.

Angestrebt wird der Bau eines Gas-Solarthermie-Kraftwerks mit einer Leistung von bis zu sieben Megawatt (MW). Wichtige Teile der Kraftwerkstechnologie wurden maßgeblich vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit Partnern entwickelt.

Hybridkraftwerk kann zusätzlich mit Gas betrieben werden
Das Solarturm-Kraftwerk soll in Boughezoul am nördlichen Rand der Sahara entstehen und in erster Linie als Pilot- und Forschungskraftwerk dienen. Es kann ausschließlich mit Sonnenenergie oder auch als Hybridkraftwerk noch zusätzlich mit Gas betrieben werden. Diese Kombination ermöglicht dem Land, das über große Gasvorkommen verfügt, einen weichen, kostengünstigen und versorgungssicheren Übergang von einer fossilen hin zu einer solaren Stromerzeugung zu bewältigen.
"Wir freuen uns, in diesem Projekt die Beziehungen zwischen Algerien und Deutschland im Bereich der Umwelttechnologien und erneuerbaren Energien weiter vertiefen zu können", sagte der deutsche Botschafter in Algerien, Götz Lingenthal, der eine Absichtserklärung zur Förderung bei der EnviroAlgérie Messe in Oran unterzeichnete. Algerien will die notwendigen Mittel zur Umsetzung des Projektes zur Verfügung stellen. Das BMU beabsichtigt mit einem Höchstbetrag von sieben Millionen Euro zum Bau des Kraftwerks und der Errichtung eines regenerativen Testzentrums beizutragen.

Von ersten Laborarbeiten in Köln bis zum Kraftwerk in Algerien
Wesentliche Teile der Technologie des geplanten Turmkraftwerks wurden beim DLR entwickelt. Im Labormaßstab entwarfen und testeten die Solar-Forscher den Strahlungsempfänger HITREC (High Temperature Receiver) zunächst am Sonnenofen in Köln. Ein Strahlungsempfänger sammelt an der Spitze des Turms die Sonnenstrahlen der auf ihn gerichteten Spiegel und wandelt die Sonnenenergie in Wärme um. Der HITREC-Strahlungsempfänger nutzt dafür die immer verfügbare Umgebungsluft, wodurch er sehr robust arbeitet, was für den Einsatz in Nordafrika ein wichtiger Vorteil ist. Der Receiver arbeitet mit einer Betriebstemperatur von bis zu 700 Grad Celsius. Dadurch kann die Solarenergie sehr effizient in Wärme und anschließend in Strom umgewandelt werden.
Die erste größere Pilotanlage eines solchen Receivers testeten die Forscher auf der Plataforma Solar de Almería in Südspanien. Zum Durchbruch wurde die neue Technologie durch das Pilot-Turmkraftwerk in Jülich gebracht, das 2009 vom Anlagenbauer Kraftanlagen München (KAM) fertiggestellt wurde.

DLR Receiver-Technologie wird erstmals im Sonnengürtel eingesetzt
"Wir freuen uns sehr, dass ein Turmkraftwerk mit der im DLR entwickelten Receiver-Technologie nun erstmals im Sonnengürtel gebaut wird. Dies ist ein großer Erfolg, der durch das Pilot-Turmkraftwerk in Jülich erst ermöglicht wurde. Gemeinsam mit den algerischen Forschern können wir zukünftig wertvolle Erfahrungen zur weiteren Verbesserung der Technologie unter realen Wüstenbedingungen sammeln", sagt Prof. Bernhard Hoffschmidt, Co-Direktor des DLR-Instituts für Solarforschung.
"Das DLR hat diese Technologie von den Grundlagenforschungen im Labor in Köln bis zur Anwendung im Sonnengürtel in Nordafrika geführt und mit seinen Partnern stetig weiterentwickelt."
 

18.10.2012 | Quelle: DLR | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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