Großes Interesse an Experten-Workshop zur Photovoltaik in Polen; Polnische Solar-Förderung wird ungeduldig erwartet

"Obwohl noch gar kein Markt besteht, herrscht bereits ein sehr großes Interesse am polnischen Photovoltaik-Markt", fasste Grzegorz Wisniewski vom IEO (Instytut Energetyki Odnawialne) beim Experten-Workshop: Photovoltaik in Polen die Situation zusammen.

Das große Interesse zeigte sich auch bei der mit rund 160 Teilnehmern sehr gut besuchten Veranstaltung. Der Workshop des Wissensdienstleisters Solarpraxis AG fand am 06. November 2012 in Berlin statt.

Höhere Solarstrom-Einspeisevergütung als in Deutschland und Italien erwartet
Die polnische Regierung verhandelt seit einiger Zeit eine Neuregelung der Solar-Förderung. Dabei soll erstmalig auch eine Einspeisevergütung eingeführt werden. Auch wenn die endgültigen Vergütungssätze noch nicht feststehen, verspreche diese sehr großzügig zu sein und werde voraussichtlich die Sätze in Deutschland und Italien übertreffen, berichtet die Solarpraxis.

Neues Solar-Gesetz wird vermutlich Mitte 2013 in Kraft treten
Mit gerade einmal 2,3 Megawatt (MW) installierter Photovoltaik-Leistung ist der polnische PV-Markt derzeit noch sehr überschaubar. Zwar stiegen die Zubauzahlen ab 2011, doch sei 2012 nicht mehr viel passiert, da nun alle auf das neue Gesetz warten, erklärte Wisniewski. Er rechne wie viele Experten nicht damit, dass das Gesetz wie geplant zum 1. Januar 2013, sondern eher gegen Mitte kommenden Jahres in Kraft treten werde.

Förderung kleiner Anlagen im Mittelpunkt
Die Regierung will dabei vor allem kleine Anlagen bis 100 Kilowatt Leistung fördern, die dann eine Einspeisevergütung erhalten. Große Anlagen werden voraussichtlich über das bereits bestehende Zertifikatsystem gefördert, das in Zukunft durch einen Korrekturfaktor für die verschiedenen Erneuerbaren ergänzt wird.
Piotr Rudyszyn vom Projektentwickler W4E berichtete davon, dass die Flächensicherung bereits in vollem Gange sei. Allerdings sei die Auswahl der Flächen begrenzt und die Pacht für diese teilweise sehr teuer. Rudyszyn riet, sich auf Flächen zu konzentrieren, die keinen festgeschriebenen Flächennutzungsplan besitzen. Die Änderung eines Flächennutzungsplans könne bis zu einem Jahr dauern, so Rudyszyn. Auch komme es darauf an, sich Flächen zu suchen, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen lägen, da die Kosten für Solarprojekte ansonsten stark in die Höhe getrieben werden, betonte Konrad Klimek von SolarTech Invest S.A..

Hürde Netzanschluss
Als größte Hürde für große Anlagen wurde im Laufe des Tages wiederholt der Netzanschluss genannt. Bei Solarparks mit mehr als zwei Megawatt Leistung muss zunächst ein Gutachten zur Netzprüfung erstellt werden. Dies verzögert die Zeit bis zum Anschluss. Die Probleme mit dem Netzanschluss könnten letztlich auch dazu führen, dass es in Polen trotz attraktiver Einspeisebedingungen nicht zu einem enormen Photovoltaik-Boom kommen werde wie beispielsweise in Italien oder Tschechien, erklärte Rechtsanwalt Christian Schnell. In diesem Zusammenhang erläuterte er auch, dass bisher noch keine Deckelung der Photovoltaik im Gesetz vorgesehen sei.

Einzelhandel interesseiert sich für Alternativen zur derzeitigen Energieversorgung
Private Haushalte zahlen in Polen geringere Strompreise als Unternehmen. Aus diesem Grund sei das Bewusstsein der Verbraucher hinsichtlich erneuerbarer Energien noch sehr gering. Aufgrund der hohen Strompreise für Unternehmen zeige dafür besonders der Einzelhandel großes Interesse an Alternativen zur derzeitigen Energieversorgung, unterstrichen Katarzyna Klimkiewicz von der DPPA Group und Grzegorz Wisniewski. So kaufe IKEA Windparkprojekte und u. a. auch Tesco und die Metro Group seien sehr aktiv auf der Suche nach Erneuerbare-Energien-Projekten.
Mehr Informationen zum polnischen Markt erhalten Interessierte auf dem 13. Forum Solarpraxis, das am 22. und 23. November 2012 in Berlin stattfindet.

12.11.2012 | Quelle: Solarpraxis AG | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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