Experten diskutierten den städtebaulichen Beitrag zur Energiewende auf 5. Kongress Bauhaus.SOLAR

Auf dem 5. Internationalen und wissenschaftlichen Kongress Bauhaus.SOLAR wurde am 13. und 14.11.2012 in Erfurt diskutiert, inwieweit der energetische Umbau von Städten und Siedlungen zur Energiewende beitragen kann.

Dafür müssten nicht nur technische Probleme gelöst, sondern auch wirtschaftliche und soziale Faktoren, bis hin zu kulturellen Transformationsprozessen berücksichtigt werden. Rund 250 Teilnehmer aus neun Ländern beleuchteten die vielschichtigen Herausforderungen und diskutierten praktische Lösungen.

Neue Produkte und Konzepte gebäudeintegrierter Photovoltaik
Dr. Hubert Aulich, Vorsitzender des Thüringer Solar-Branchenverbands SolarInput e.V., betonte die Notwendigkeit eines interdisziplinären Zusammenspiels von Forschung, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft: „Sinkende Preise für PV-Technologie bringen auch große Chancen mit sich: Neue Märkte öffnen sich. Hier bieten sich Ingenieuren, Planern und Architekten vielfältige Möglichkeiten für neue Produkte und Konzepte gebäudeintegrierter Photovoltaik. Aber auch die Politik ist gefordert, die Rahmenbedingungen dafür zu verbessern“.

Gebäudeumfeld soll in die Konzepte einbezogen werden
„Gleichermaßen wird es immer wichtiger, das Umfeld der Gebäude in die Konzepte mit einzubeziehen bis hin zu Stadtquartieren oder der gesamten Siedlungsstruktur. Nicht zuletzt sollte die Energie intelligent, möglichst am Ort ihrer Erzeugung genutzt werden. Ein teurer Netzausbau und die kostenintensive Übertragung werden so vermieden. Auf dem Weg dorthin konnte der diesjährige Kongress einen wichtigen Beitrag leisten.“

Ohne Mentalitätswandel keine Energiewende
Referent Prof. Dr. Harald Welzer (FUTRZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit) erklärte, die Energiewende könne nicht monolinear bzw. monokausal gelöst werden. Ausgehend von der Analyse, dass sich seit der Industriellen Revolution eine expansive, rein auf Wachstum orientierte Wirtschaftsweise auch kulturell durchgesetzt hat, forderte er einen tiefgreifenden kulturellen Wandel hin zu einer klimafreundlichen Gesellschaft. Denn, so seine These, die Energiewende scheitert, wenn dabei einzig auf neue Technologien gesetzt wird. Ohne einen Mentalitätswandel werde sie nicht gelingen.

Architekt Lars Krückenberg: Politik muss Initiativen aus der Gesellschaft ernst nehmen
Die Akzeptanz in der Gesellschaft hatte auch Lars Krückeberg (GRAFT Architekten) im Blick: Die Teilnahme der Bevölkerung werde nur dann ausreichend vorhanden sein, wenn sie für die Energiewende begeistert werden kann. Nur so werde sich eine von Nachhaltigkeit geprägte Moral entwickeln. Wer stattdessen mit erhobenem Zeigefinger argumentiere, werde die Menschen nicht dauerhaft erreichen. Auch müsse die Politik aufmerksamer werden für Initiativen und neue Ideen aus der Gesellschaft. Wichtig sei weniger die Bevölkerung mitzunehmen, als vielmehr, sie ernst zu nehmen.

Neues Konzept zur Speicherung von Solarenergie in 450 Meter tiefen Erdschichten
Eine Revolution sei das neue Konzept Sol2ergie, das Prof. Dr. Hansjürg Leibundgut (ETH Zürich) am zweiten Tag des Kongresses vorstellte: Ein innovatives Speichersystem, das überschüssige Sonnenenergie in 450 Meter tiefen Erdschichten abspeichert und sie von dort zurückholt, wenn sie benötigt wird. Diese Null-Emissions-Architektur basiert auf vier Komponenten: Hybridkollektor, saisonaler Wärmespeicher, Niederhubwärmepumpe und Niedertemperaturheizsystem. In den vergangenen fünf Jahren wurden die zum System zusammengebauten Technologien als Prototypen entwickelt und werden nun von der Industrie zur Serienreife gebracht.

22.11.2012 | Quelle: SolarInput e.V. | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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