Nachhaltigkeits-Branchenreport der Bank Sarasin zur Zukunft der erneuerbaren Energien: Photovoltaik wächst 2012 weltweit um 9 % auf 33 GW

Auch 2012 werden die Erzeugungskapazitäten für Strom aus erneuerbaren Energiequellen mehr als die Hälfte aller globalen Neuinstallationen ausmachen. Solar- und Windenergie sind mit 80 % des Zubaus weiterhin die bedeutendsten erneuerbaren Energiequellen.

Insgesamt steigt die kumulierte Kapazität zur Stromerzeugung aus regenerativen Quellen Ende 2012 auf 1.473 GW, berichtet die Bank Sarasin in ihrem aktuellen Nachhaltigkeitsbericht.
Die einzelnen Technologien konnten ihre Kosten in den vergangenen Jahren drastisch senken. Die Preise für Photovoltaik-Module beispielsweise fielen in den letzten zwei Jahren um mehr als 60 %. Einzelne Unternehmen hätten zusehends Schwierigkeiten, damit Erträge zu erwirtschaften, so die Bank.

Von Investoren gemieden

Die Börse habe dieses Marktwachstum nicht gewürdigt. Die Aktienkurse vieler börsennotierter Unternehmen aus dem Sektor der erneuerbaren Energien befinden sich auf einem tiefen Niveau. Der Erneuerbare-Energien-Index "RENIXX" sank seit der Bankenkrise im September 2008 um durchschnittlich 25 % pro Jahr.
Das liege einerseits am hohen Kosten- und Margendruck, der aufgrund der wachsenden globalen Konkurrenz zugenommen hat, andererseits sei die staatliche Unterstützung für regenerative Energien sehr schnell gesunken. Immer mehr "Pureplayer" würden zur Aufgabe gezwungen oder von finanzkräftigen Unternehmen übernommen. Das Interesse der Investoren wechsle auf die eigentlichen Infrastrukturinvestments wie Solar- und Windparks als neue attraktive Anlagemöglichkeit.

Paradigmenwechsel in der Energieversorgung

Der Energiebedarf in Schwellenländern wie China, Indien, Südafrika und Brasilien wird angesichts ihrer schnell wachsenden Wirtschaftskraft weiterhin steigen. Außerdem haben etliche konventionelle Kraftwerke in Industrieländern wie den USA, Japan oder der EU das Ende ihrer Laufzeit erreicht. Mehr als die Hälfte aller sich in Betrieb befindlichen Kraftwerke sind über 20 Jahre alt. Der Großteil der Atomkraftwerke steht sogar kurz vor Ablauf der vorgesehenen Betriebsdauer von 40 Jahren.
In vielen Ländern ergeben sich dadurch politische Diskussionen und Investitionsentscheide mit weitreichenden Folgen. Für die Schweiz, Deutschland und Japan könnte sowohl der frühe Entscheid zum Atomausstieg als auch der Vorsprung bei den erneuerbaren Energien zukünftig ein enormer volkswirtschaftlicher Vorteil sein.

Neue, sichere und stabile Stromversorgung; Speicher gewinnen an Bedeutung

Bis heute waren die erneuerbaren Energien ein kleiner Teil des alten Energiesysetms, das auf zentralen Grundlastkraftwerken basiert. Mit zunehmendem Anteil an fluktuierendem Wind- und Solarstrom benötigt das Gesamtsystem mehr regelbare Kraftwerke und weniger Grundlast. Zudem wird auch die Stromspeicherung immer wichtiger.
Gute Karten besitzen dafür laut Sarasin Pumpspeicherkraftwerke, "Power-to-Gas"-Speicher, Druckluftspeicher und verschiedene Batterien. Letztere sind vor allem lokal zur Stabilisierung von kleineren Netzeinheiten sehr sinnvoll. Durch diese neue Feinmaschigkeit vieler dezentraler Stromerzeuger wird das Stromnetz sogar stabiler.

Auf der Suche nach dem idealen Energiemix
Künftig geht es darum, das technische sowie ökonomische Optimum aus Erzeugungsarten, Speicherung und Netzausbau zu finden. Der ideale Erzeugungsmix aus erneuerbaren Energien scheine sehr länderspezifisch zu sein, betont Sarasin. In Deutschland ergebe sich der niedrigste Speicherbedarf bei einem Verhältnis von Wind- zu Solarstrom von 3:1. In der Schweiz mit ihren hohen Kapazitäten an Pumpspeicherkraftwerken liege ein Optimum für den Ersatz von 40 % Atomstrom bei rund 70 % Solarstrom und 30 % Wind und Biomasse.

Neue Herausforderungen verlangen stärkeres Miteinander der Akteure
Die veränderten Rahmenbedingungen verlangen von allen Mitstreitern eine übergeordnete Sicht, um ein verlässliches und kostengünstiges Gesamtsystem zu erschaffen. Gemeinsam könnten bis ins Jahr 2050 80 % und mehr regenerative Stromerzeugung in Europa, Amerika und in vielen Regionen der Welt erreicht werden. Dabei entstehen große Investitionsvolumina für eine nachhaltige Stromversorgung und machen die Energiewende auch in Zukunft zu einem attraktiven Anlagethema.

Weitere Kostensenkungen und positive Aussichten

Die verfügbaren Technologien zur Nutzung der erneuerbaren Energien werden auch in den kommenden Jahren kostengünstiger. Bis 2020 werden laut Sarasin alle Technologien Stromgestehungskosten unter 0,15EUR/kW erreichen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit weiter steigern.

Photovoltaik wächst 2012 um 9 % auf 33 GW
Die Photovoltaik-Installationen werden auch dieses Jahr trotz schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes um 9 % auf 33 GW zunehmen. Neue starke Solar-Märkte wie die USA, Brasilien, China, Indien und Südafrika gleichen den Rückgang in europäischen Märkten aus. Bis 2016 sieht die Bank Sarasin ein globales durchschnittliches Wachstum von jährlich 17 %. Damit werden 2016 mehr als 66 GW an neuer PV-Leistung installiert. Die Windinstallationen steigen bis 2016 auf rund 68 GW. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 10%.

Photovoltaik verschiebt sich in Richtung Elektronikindustrie
Sowohl die Photovoltaik- als auch die Windunternehmen folgen den allgemeinen Industrietrends (Massenproduktion, OEM-Fertigungslösungen, Konzentration und Verlagerung der Produktion in Niedrigkostenländer). Zudem steigen immer mehr Industriemultis aus der Elektronik- und der Maschinenindustrie bei den Erneuerbaren ein. Die Photovoltaik verschiebt sich somit vermehrt in Richtung Elektronikindustrie, die Windenergie stärker in Richtung Maschinen- und Anlagenbau. Dies führe zu einer strukturellen Marktbereinigung und beschleunige den Konsolidierungsprozess, so die Bank.

Nachhaltigkeits-Branchenreport bei der Bank Sarasin erhältlich
Der Nachhaltigkeits-Branchenreport "Gemeinsam zu einer sauberen und sicheren Stromversorgung – Perspektiven für erneuerbare Energien in der Energiewende" der Bank Sarasin & Cie AG (Autor: Dr. Matthias Fawer) ist in deutscher und englischer Sprache gegen eine Schutzgebühr von CHF 25 respektive EUR 20 (für Kunden und Medien gratis) erhältlich über media@sarasin.ch.

03.12.2012 | Quelle: Bank Sarasin & Cie AG | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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