TÜV Rheinland: Vorstandsvorsitzender Dr.-Ing. Bayerlein fordert „Solar-Wende für Deutschland“

Der Vorstandsvorsitzende des weltweit führenden Prüfdienstleisters der Solarindustrie TÜV Rheinland, Dr.-Ing. Manfred Bayerlein, zeigt sich optimistisch für die Photovoltaik-Branche in Deutschland.

„Was wir brauchen, ist nicht nur eine Energiewende. Was wir brauchen, ist gleichzeitig eine Solarwende“, sagte Dr. Bayerlein vor führenden Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bei den traditionellen Villengesprächen der Technischen Universität Kaiserslautern.

Photovoltaik in intelligente Energie- und Speichersysteme von Gebäuden einbinden
Auch wenn auf Dauer Deutschland keine so große Rolle mehr als Herstellermarkt für Photovoltaik-Module spielen werde, gebe es zahlreiche positive Ansätze, um die Branche künftig in Deutschland zu erhalten.
„Photovoltaik ist eine vergleichsweise junge Technologie. Deutschland kann aufgrund der langjährigen Position als Leitmarkt auch künftig eine Vorreiterrolle einnehmen. Forschung und Entwicklung haben hier eine lange Tradition“, betont Bayerlein.
Ein wichtiges Zukunftsfeld sei die Einbindung der Photovoltaik in intelligente Energie- und Speichersysteme von Gebäuden. Zudem sei Deutschland mit rund 1,4 Millionen PV-Anlagen „das größte existierende Testfeld für die praktische Anwendung von Photovoltaik“, so Bayerlein weiter.

Wartung, Monitoring, und Bankability wichtig
Große Marktchancen ergeben sich aus Sicht von TÜV Rheinland in Fragen der Qualitätssicherung und beim dauerhaften, verlässlichen Betrieb der Anlagen. Die Stichworte lauten hier Wartung, Monitoring, und Bankability: Vor dem Hintergrund einer weltweit zunehmenden Zahl von Kraftwerken in der Multi-Megawatt-Klasse spielt für Investoren und Betreiber der dauerhaft verlässliche Solarstrom-Ertrag eine weiter wachsende Rolle. Bankability müsse auch technisch sichergestellt werden.

Versicherer fordern technische und betriebswirtschaftliche Sicherheit
„Keine nachhaltige Entwicklung der Solar-Branche ohne Qualität. Inzwischen rückt die Insurability weiter ins Blickfeld. Versicherer fordern bestmögliche technische und betriebswirtschaftliche Sicherheit“, so Dr. Bayerlein. Ertragsrisiken durch Planungsfehler, Installationsmängel sowie Ausfälle im Betrieb ließen sich im Vorfeld, durch Monitoring und durch regelmäßige Wartung erheblich minimieren.

Installations-Stress hat Planungs- und Installationsqualität beeinflusst
Hier eröffne sich großes Marktpotenzial für mittelständische Unternehmen, Planungsbüros und Ingenieurdienstleister. Allerdings hat aus Sicht von Dr.-Ing. Bayerlein die Förderpolitik der zurückliegenden Jahre in Deutschland bei diesen Qualitätsfragen kontraproduktiv gewirkt. „Gegen Ende einer Förderperiode hat stets ein regelrechter Installations-Stress dazu geführt, dass Planungs- und Installationsqualität zweitrangig behandelt wurden.“

Photovoltaik-Zubau wird dynamisch fortschreiten
Das anwendungsbezogene Know-how, das Experten hierzulande in großem Maße in der Solarstrom-Erzeugung erworben haben, ist aus Sicht von TÜV Rheinland auch eine wesentliche internationale Marktchance für deutsche Unternehmen. Weltweit wird nach Brancheneinschätzungen der Photovoltaik-Zubau dynamisch fortschreiten. Der europäische Branchenverband EPIA rechnet bis 2016 in Europa mit einem Plus von 9 Prozent, in allen anderen Regionen sogar mit 20 bis 30 Prozent.

„Ökostrom-Schwemme“ in Deutschland
Vor dem Hintergrund der Energiewende in Deutschland äußerte sich Dr.-Ing. Manfred Bayerlein kritisch zum nahezu unkontrollierten Ausbau erneuerbarer Energien: „Wir erleben eine Ökostrom-Schwemme.“ An der damit einher gehenden Kostensteigerung sei die Solar-Förderung erheblich beteiligt. „Die Anreize zur Errichtung von Solaranlagen waren und sind bis heute überzogen.“
Finanziell und technisch mache der Ausbau des Stromnetzes in Deutschland und transeuropäisch zudem gewaltige Anstrengungen erforderlich. „Unser Stromnetz ist unsere Lebensader. Seit die Energiewende begonnen wurde, hat die Gefahr von Blackouts bereits erheblich zugenommen“, mahnt Dr. Bayerlein zur Eile beim Netzausbau. „Der Netzausbau in Deutschland ist spät, aber hoffentlich durch die Entscheidungen der vergangenen Monate nicht zu spät in Gang gekommen.“

Solarstrom wird alltäglich
Positiv habe sich die millionenfache Installation von Solaranlagen in Deutschland jedoch bei der gesellschaftlichen Akzeptanz von Ökostrom und Energiewende bemerkbar gemacht: „Solarstrom wird ganz alltäglich erzeugt, in der Nachbarschaft oder auf dem eigenen Hausdach. Ökostrom ist keine Vision, sondern längst Realität“, so das Fazit von Dr.-Ing. Bayerlein.

22.01.2013 | Quelle: TÜV Rheinland | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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