Forscher bestätigen hohe Solarthermie-Deckungsanteile von „Solar-Aktiv“-Häusern

Ende 2012 gab es in Deutschland bereits mehr als 1.300 „Solar-Aktiv-Häuser“, bei denen Solarthermie-Anlagen mindestens 50 bis 100 Prozent des Wärmebedarfs decken, berichtet der BINE Informationsdienst (Bonn).

Forscher haben dieses Konzept nun erstmals wissenschaftlich untersucht. Jetzt liegen die ersten Messergebnisse von sieben Ein- und Mehrfamilienhäusern vor.
Das Projekt wird seit September 2010 mit 1,13 Millionen Euro vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.

Projekt „HeizSolar“ will solarthermisches Heizen wissenschaftlich fundieren
Im Projekt „HeizSolar“ untersuchen das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), Solar- und Wärmetechnik Stuttgart (SWT), die Technische Universität Ilmenau sowie das Sonnenhaus-Institut Gebäude, deren Energiebedarf zur Heizung und Trinkwassererwärmung zu 50 bis 100 Prozent mit Solarenergie gedeckt wird.
Ziel ist es, das Konzept des solarthermischen Heizens wissenschaftlich zu fundieren und mit den gewonnenen Messdaten aus neun typischen Gebäuden dynamische Simulationsmodelle zu entwickeln und auszuwerten.

Beispiel: Solar-Aktiv-Haus in Rottenburg
Im baden-württembergischen Rottenburg steht ein Solar-Aktiv-Haus, das als Vorbild dienen könnte. Es wird rein regenerativ mit Solar-Anlage und Pelletofen beheizt. Zusätzlich hat es eine kontrollierte Lüftung, die an einen Erdwärmeübertrager gekoppelt ist. Die 34 Quadratmeter Sonnenkollektoren sind in die 15° geneigte Südfassade integriert und dienen zusätzlich als Wärmedämmung. Die steile Anordnung der Kollektoren reduziert den solaren Ertrag im Sommer; ein Dachüberstand verschattet die Kollektoren teilweise.
„Beides führt dazu, dass in den Sommermonaten wenig Überschusswärme entsteht. Gleichzeitig kann das Solarwärmeangebot in den Wintermonaten durch die steile Anstellung der Sonnenkollektoren gesteigert werden“, so Sven Kobelt, der für die wissenschaftliche Begleitforschung mitverantwortlich ist.
Dies sei ein typisches Problem: Um im Jahresdurchschnitt hohe solare Erträge zu erreichen, ist unter anderem eine große Kollektorfläche erforderlich. Dadurch ist im Sommer das Solarwärmeangebot meist deutlich größer als der Wärmeverbrauch. Thermische Speicher mit einer großen Kapazität sind erforderlich. Um eine Überhitzung des Systems zu vermeiden, könne der Speicher in einigen Gebäuden in der Nacht über die Sonnenkollektoren abgekühlt werden.

Hohe solare Deckungsanteile für unterschiedliche Gebäudetypen
Alle sieben Solar-Aktiv-Häuser erreichen solarthermische Deckungsanteile zwischen 50 und 100 Prozent. „Um die einzelnen Gebäude objektiv miteinander vergleichen zu können, müssen aber noch weitergehende Untersuchungen stattfinden“, so Kobelt. „Ein Grund ist, dass sich das Nutzerverhalten stark auf das Betriebsverhalten der solarthermischen Anlagen und damit auch auf den solarthermischen Deckungsanteil auswirkt."

15.04.2013 | Quelle: BINE Informationsdienst (Bonn); Bild: Klaus Lambrecht, www.solaroffice.de | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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