Konzentrator-Photovoltaik: Fraunhofer ISE und SOITEC entwickeln Vierfach-Stapelsolarzelle mit 43,6 Prozent Wirkungsgrad

In einem Industrieprojekt mit dem französischen Unternehmen SOITEC SA (Bernin, Frankreich) arbeitet das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE, Freiburg) gegenwärtig an einer neuen Generation von Mehrfach-Solarzellen, die das Potenzial haben, in Zukunft Wirkungsgrade bis zu 50 % unter konzentriertem Sonnenlicht zu erreichen.

Am 22.05.2013 meldeten die Partner die Herstellung einer Vierfach-Solarzelle mit 43,6 Prozent Wirkungsgrad. Solche Solarzellen werden in Konzentrator-Photovoltaikmodulen (CPV) und CPV-Kraftwerken eingesetzt.

Neuartige Produktionstechnologie ermöglicht höhere Wirkungsgrade
»Wir freuen uns sehr über den gemeinsamen Erfolg einer 43,6 Prozent-Solarzelle, den wir mit Hilfe der Technologie des Wafer-Bondens erzielen konnten“, sagt Dr. Frank Dimroth, Abteilungsleiter III-V – Epitaxie und Solarzellen am Fraunhofer-Institut ISE.
„Dieses Verfahren erlaubt es uns, die besten III-V Halbleitermaterialien miteinander in einer Solarzelle zu vereinen und so den Übergang zu einer neuen Generation besonders hocheffizienter Mehrfach-Solarzellen zu realisieren.“
Bei der Fertigung werden anstelle der bisher gängigen Dreifach-Solarzellen, die aus Halbleitermaterialien der Gruppen III und V des Periodensystems bestehen, nun erstmals Vierfach-Solarzellen eingesetzt. Dabei werden zunächst zwei Tandem-Solarzellen separat auf unterschiedlichen III-V Trägermaterialien abgeschieden und anschließend durch das so genannte Wafer-bond-Verfahren so fest miteinander verbunden, dass die Grenzfläche den Stromfluss durch die Vierfach-Solarzelle erlaubt.

Produktionsverfahren wird seit Jahrzehnten in der Mikroelektronikindustrie eingesetzt
„Dabei kombinieren wir Kristalle miteinander, die eigentlich nicht zueinander passen und daher mit herkömmlichen Verfahren auch nicht mit hoher Qualität direkt aufeinander abgeschieden werden können“, erläutert Dr. Dimroth.
Wafer-Bonden ist man eine Methode, bei der Halbleiterkristalle mit unterschiedlicher Gitterkonstante so verpresst werden, dass sich an der Grenzfläche atomare Bindungen ausbilden. Diese Technologie ist ein zentrales Know-how von SOITEC und des Entwicklungspartners CEA-Leti. Sie wird seit Jahrzehnten bei der Herstellung spezieller Substrate für die Mikroelektronikindustrie eingesetzt.
SOITEC und CEA-Leti haben es gemeinsam geschafft, das Wafer-Bonden so weiterzuentwickeln, dass die spezifischen Anforderungen der Solarzellenanwendung erfüllt werden. Hierbei sind neben einer hohen Stabilität insbesondere optische Transparenz und elektrische Leitfähigkeit von hoher Bedeutung.
Mehr als 30 Halbleiterschichten mussten am Fraunhofer ISE für die neue Vierfach-Solarzelle verfahrenstechnisch optimiert werden. Ein Teil der Struktur wurde am Helmholtz Zentrum Berlin – Arbeitsgruppe Prof. Thomas Hannappel, heute TU Ilmenau – entwickelt, an das Fraunhofer ISE transferiert und in den Epitaxieprozess integriert.

Durchgehend über 43 % Wirkungsgrad bei einem Konzentrationsfaktor zwischen 250 und 500 Sonnen
Das Ergebnis dieser deutsch-französischen Zusammenarbeit ist eine Vierfach-Solarzelle, die einen herausragenden Wirkungsgrad von 43,6 % bei 319-facher Konzentration des Sonnenlichts erreicht. Bei einem Konzentrationsfaktor zwischen 250 und 500 Sonnen liegt der Wert durchgehend über 43 %. Erstmals wurde ein derartig hoher Wirkungsgrad mit einer Solarzelle aus vier in Serie verschalteten pn-Übergängen nachgewiesen. Die weitere Entwicklung der neuen Vierfach-Solarzellen verspricht in Zukunft noch höhere Wirkungsgrade bis 50 %.

Photovoltaik-Kraftwerke an Standorten mit besonders hoher Sonneneinstrahlung
Die besonders effizienten Mehrfach-Solarzellen sollen in den Photovoltaik-Konzentratormodulen von SOITEC, ehemals Concentrix Solar GmbH, zum Einsatz kommen. Concentrix Solar, eine Ausgründung des Fraunhofer ISE, wurde 2009 von der französischen SOITEC SA übernommen. Seither entwickelt das Fraunhofer ISE die höchst effizienten Solarzellen und punktfokussierenden Konzentratormodule im Auftrag von SOITEC weiter. Die Technologie wird weltweit in CPV-Kraftwerken an Standorten mit besonders hoher Sonneneinstrahlung eingesetzt.
„Die konzentrierende Photovoltaik erreicht immer höhere Wirkungsgrade und senkt damit flächenproportionale Kosten“, sagt Prof. Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer ISE.
„Die neuen Solarzellen mit dem herausragenden Wirkungsgradpotenzial durch die neue Produktionstechnologie werden einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der konzentrierenden Photovoltaik leisten. Wir sind stolz darauf, diese Entwicklung mit der Firma SOITEC durchzuführen.“
Die deutsch-französische Kooperation zwischen dem Fraunhofer ISE, dem CEA-Leti und SOITEC startete mit dem Fraunhofer-Carnot Projekt „SolarBond“, das zwischen 2009 und 2011 von der französischen Agence Nationale de la Recherche (ANR) und dem deutschen Bundesforschungsministerium BMBF gefördert wurde.
Die Partner konnten in diesem Projekt erstmals den Transfer ultradünner III-V Solarzellenschichten und den Einsatz wiederverwendbarer Substrate demonstrieren – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Kommerzialisierung der neuen Vierfach-Solarzellen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit war 2011 mit dem Deutsch-Französischen Wirtschaftspreis ausgezeichnet worden.


23.05.2013 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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