centrotherm photovoltaics AG nach gerichtlicher Aufhebung des Insolvenzverfahren vollständig saniert

Das Amtsgericht Ulm hat den Insolvenzplan der centrotherm photovoltaics AG (Blaubeuren) in der Fassung vom 29. Januar 2013 bestätigt und das seit Oktober 2012 laufende Insolvenzverfahren mit Ablauf des 31. Mai aufgehoben. Das Unternehmen ist Anbieter von Produktionslösungen für die Photovoltaik-, Halbleiter- und Mikroelektronikindustrie.

„centrotherm ist nun wieder ein vollständig eigenständiges, saniertes und langfristig stabil finanziertes Unternehmen mit einer positiven Zukunftsperspektive“, so die beiden für die Sanierung in Eigenverwaltung zuständigen Vorstandsmitglieder Tobias Hoefer und Jan von Schuckmann.
„Wir haben in einem schwierigen Branchenumfeld unsere Sanierungshausaufgaben gemacht und sind ein gestärkter, zuverlässiger Partner für Kunden sowie Lieferanten“, betonen die Vorstände.
Bereits am 29. Januar 2013 hatte centrotherm die entscheidende Hürde für die Sanierung und Rekapitalisierung des Unternehmens genommen: Gläubiger und Aktionäre stimmten bei dem vom Amtsgericht Ulm anberaumten Erörterungs- und Abstimmungstermin dem vorgelegten Insolvenzplan mit großer Mehrheit zu.

Insolvenzverfahren auch für die Tochtergesellschaften aufgehoben
Dieser Plan wurde vom Amtsgericht Ulm geprüft und nach Erfüllung aller Bedingungen bestätigt, so dass nun das mit dem Schutzschirmantrag nach dem „Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen“ (ESUG) im Juli 2012 begonnene Verfahren aufgehoben werden konnte. Gleiches gilt auch für die Tochtergesellschaften centrotherm thermal solutions GmbH & Co. KG und centrotherm SiTec GmbH, für die eigenständige Verfahren liefen.

Rund 900 Arbeitsplätze sowie Millionenwerte für Aktionäre und Gläubiger erhalten
„centrotherm kann nun seine Neuausrichtung erfolgreich abschließen und seine Position als weltweit führender Anbieter von Produktionstechnik für thermische  Oberflächenprozesse in der Photovoltaik-, Halbleiter- und Mikroelektronikindustrie weiter stärken. Die Umsetzung des Sanierungsplans führt zu einem für Aktionäre, Arbeitnehmer und Gläubiger gleichermaßen vorteilhaften Ergebnis. Für die Aktionäre bleiben Millionenwerte, die Börsennotierung und Wertsteigerungspotenziale ihrer Anteile erhalten. Die Gläubiger bewahren sich die Chance, 100 Prozent ihrer Forderungen zu realisieren und schließlich können so auch alle derzeit rund 900 Arbeitsplätze in der centrotherm Gruppe erhalten werden“, bilanzierten Hoefer und von Schuckmann.

Investitionen trotz schwierigem Photovoltaik-Marktumfeld geplant
Das Photovoltaik-Marktumfeld gestaltet sich weiterhin sehr schwierig und auch in den nächsten Monaten erwartet das Unternehmen keine positiven Signale. centrotherm will weiterhin in den folgenden Jahren zweistellige Millionenbeträge in die Entwicklung neuer Technologien und Produkte in den Bereichen Photovoltaik und Halbleiter investieren, um den führenden technologischen Anspruch weltweit zu sichern und auszubauen.

Unternehmen wird maßgeblich entschuldet
Wie es der Plan vorsieht, wird nun die Kapitalstruktur durch eine Umwandlung der Forderungen der ungesicherten Gläubiger in Aktien der Gesellschaft  gestärkt. Dazu treten die Gläubiger 70 Prozent ihrer unbedingt und ohne Beschränkung festgestellten Forderungen an eine Verwaltungsgesellschaft ab, und bringt diese im Wege der Kapitalerhöhung in die centrotherm photovoltaics AG ein. Die eingebrachten Insolvenzforderungen erlöschen, das heißt die centrotherm photovoltaics AG wird maßgeblich entschuldet.

Alt-Aktionäre müssen beim Kapitalschnitt nicht aktiv werden
Im ersten Schritt wird das Grundkapital der Gesellschaft durch Zusammenlegung der Aktien im Verhältnis von fünf zu eins um EUR 16.929.904 Euro auf 4.232.476 Euro herabgesetzt (Kapitalschnitt). Die Alt-Aktionäre müssen dazu nicht aktiv werden. Sie werden von den Depotbanken nach Eintragung der Kapitalmaßnahme angeschrieben und informiert. In einem sich unmittelbar anschließenden Schritt folgt dann im Wege einer Sachkapitalerhöhung durch die Einbringung der Gläubigerforderungen wieder eine Erhöhung des Grundkapitals auf 21.162.380 Euro (Debt to Equity-Swap). Damit wird die Verwaltungsgesellschaft 80 Prozent der Aktien der centrotherm photovoltaics AG halten, die restlichen 20 Prozent verbleiben den Altaktionären.

Fairer Interessenausgleich als Präzedenzfall
„Ein Interessenausgleich, wie er mit diesem Plan erfolgt, ist beispielhaft für die Sanierung eines Unternehmens, wie sie der Gesetzgeber mit dem ESUG (Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen) fördern wollte. Es ist damit innerhalb von wenigen Monaten gelungen, einen weltweit tätigen, börsennotierten Konzern wieder fit für die Zukunft zu machen und dabei einen fairen Interessenausgleich zu schaffen. Das ist in dieser Größenordnung bislang in Deutschland ein einzigartiger Präzedenzfall“, betonen Hoefer und von Schuckmann.

03.06.2013 | Quelle: centrotherm photovoltaics AG  | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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