EUROSOLAR: Praxisferne EEG-Vorschläge von Agora Energiewende sind Angriff auf die dezentrale Energiewende

Die Vorstandsmitglieder der deutschen Sektion von EUROSOLAR, Dr. Axel Berg, Stephan Grüger, Rosa Hemmers und Dr. Fabio Longo, kritisieren das Konzept von Agora Energiewende für eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG):

„Die Vorschläge sind praxisfern, wenn man voraussetzt, dass Agora den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien wirklich zum Ziel hat. Die Vorschläge bremsen die Energiewende aus, stärken die großen Energiekonzerne und ignorieren die bestehenden positiven Entwicklungen zur dezentralen Energiewende!“

Die gravierendsten Eingriffe, die Agora vorschlägt, sind ein Vergütungshöchstsatz für alle Erneuerbaren von 8,9 Cent/kWh und die verpflichtende Direktvermarktung für Anlagen ab 1 MW.

Projektrisiken von kleinen mittelständischen Unternehmen, Stadtwerken und Bürger-Energiegesellschaften nicht zu tragen
„Würde dieser Vorschlag umgesetzt, wären alle üblichen Windkraftanlagen automatisch in der verpflichtenden Direktvermarktung. Projekte würden von Schwankungen bei den Marktpreisen abhängig gemacht. Marktprämien können einfach gekürzt werden – ohne Vertrauensschutz für Investoren per Regierungsverordnung“, kritisieren die EUROSOLAR-Vorstandsmitglieder.
Die Finanzierung würde durch höhere Eigenkapitalanteile und Risikoaufschläge bei Zinsen für Fremdkapital teurer, warnt EUROSOLAR. Diese Projektrisiken seien von kleinen mittelständischen Unternehmen, Stadtwerken und Bürger-Energiegesellschaften nicht zu tragen. Die neuen Träger der dezentralen Energiewende, die den Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland geschafft haben, würden regional und dezentral nicht mehr investieren. Große Energiekonzerne hätten ohnehin kein Interesse an Konkurrenz für ihren Kraftwerkspark.
„Die Vorschläge bedeuten also den Tod für die Windkraft an Land und damit das wichtigste Arbeitspferd der dezentralen Energiewende“, fasst EUROSOLAR zusammen.

„Der Tod der Solar-Freifläche wird von Agora eingepreist“
Freiflächen-Solarparks, die nach der Onshore-Windkraft preiswerteste Möglichkeit der Stromproduktion aus erneuerbaren Energiequelle, seien schon durch die Photovoltaik-Novelle des EEG gestorben. Bei den jetzigen knapp 10 Cent/kWh finde praktisch kein Zubau mehr statt.
Möglich war der vernünftige Zubau in Konversions- und Gewerbegebieten im Frühjahr 2013 noch bei 11 Cent/kWh, betont EUROSOLAR. Danach sei die Kürzung durch den atmenden Deckel und den monatlichen Rhythmus so schnell gegangen, dass die Branche dieses Tempo nicht mitgehen konnte. Es sei daher völlig illusorisch, dass die günstigen Solarparks wieder gebaut werden, wenn ohne aktuellen Zubau nur 8,9 Cent/kWh erzielt werden können. „Der Tod der Solar-Freifläche wird also von Agora eingepreist“, heißt es in der Pressemitteilung.

Markt für Photovoltaik-Dachanlagen würde einbrechen
Photovoltaik-Dachanlagen können sich nach dem Agora-Modell nur noch rentieren, wenn ein schlüssiges Eigenverbrauchsmodell zugrunde liege. Investitionen seien jedoch äußerst riskant, weil das so genannte Energiemarktdesign (EEG-Umlagebefreiung, Netzentgelte, Solarsteuern etc.) jederzeit ohne Vertrauensschutz geändert werden kann. Die Rentabilität von Solarstrom-Dachanlagen könne dadurch nicht mehr seriös berechnet werden. Der Markt würde einbrechen.

„Die Höhe der nicht tragbaren Zumutungen von Agora ist die Einführung zubauabhängiger Vergütungskürzungen (sog. atmender Deckel) bei allen Erneuerbaren. Bei der Solarenergie haben sie schon zum Tod der Freifläche geführt“, warnt EUROSOLAR.
Viel dramatischere Folgen hätte ein atmender Deckel bei der Windkraft an Land. Wegen der langen Vorplanungszeiträume und erheblicher Kosten im sechsstelligen Bereich bei der Projektierung könnten Windparks nicht mehr wirtschaftlich geplant werden, weil zu Anfang des Projekts keinerlei Sicherheit mehr bezüglich der zu erwartenden Vergütung bestehe.

„Die Risiken wären enorm: Nichts für Mittelstand, Kommunen, Energiegenossenschaften, regionale Banken und Sparkassen. Die Konsequenz ist klar: Das Ende der dezentralen Energiewende und damit auch das Ende für regionale Wertschöpfung“, so die EUROSOLAR-Vorstände.

11.10.2013 | Quelle: EUROSOLAR | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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