Index des Fraunhofer ISE zeigt: Brasilien, Italien und Schweden sind bei Energiewende weiter als Deutschland

Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE, Freiburg) hat einen Index entwickelt, der ermittelt, wie weit die Energiewende in verschiedenen Ländern weltweit fortgeschritten ist. Der Energy Transformation Index (ETI) misst sowohl die Etablierung erneuerbarer Formen der Stromerzeugung wie Photovoltaik als auch die effiziente Nutzung der Energie.

Deutschland liegt gemäß dem ETI bei der Energiewende hinter den Schweden, Brasilien und Italien, gleichauf mit Japan und Großbritannien auf Platz vier.

Energy Transformation Index ETI macht Energiewende messbar
„Bislang gab es keinen methodischen Ansatz, mit dem wir den Fortschritt einzelner Länder und Regionen auf dem Weg zur Energiewende quantitativ beschreiben könnten“, sagt Prof. Dr. Eicke Weber, Leiter des Fraunhofer ISE. Der ETI erlaube es erstmals, die Situation eines Landes diesbezüglich durch eine griffige Zahl zu beschreiben.
„Im Vergleich zu anderen Staaten zeigt sich dabei, dass die Energiewende hierzulande gar nicht so weit fortgeschritten ist, wie es allgemein angenommen wird“, so Weber.

Index berücksichtigt erneuerbare Energien, Bruttoinlandsprodukt und Energiebedarf
„Grundlage für diesen neuen Index ist eine Idee, die vor zwei Jahren auf der Jahrestagung des ForschungsVerbunds Erneuerbare Energien FVEE vorgestellt wurde“, berichtet Weber. Die damalige Darstellung beschrieb auf der x-Achse den Anteil regenerativer Energien am gesamten Strommix. Auf der y-Achse fand sich die Energieeffizienz als Quotient von Bruttoinlandprodukt und Energieverbrauch. „Dieser Wert beschreibt, wie viel Dollar an Wirtschaftsleistung man für eine Energieeinheit erhalten kann und sollte so groß wie möglich sein.“

Ziel: 100 % erneuerbar, 2 Dollar Wirtschaftsleistung pro eingesetzter Kilowattstunde
Um einen konsistenten, griffigen Wert zu erhalten, fehlte noch ein Bezug der X-Achse zum gesamten Energieverbrauch. „Als Zielpunkt der Transformation des Energiesystems sollte hier natürlich ein Anteil von 100 Prozent regenerativer Energien stehen.“ Als Zielwert für die auf der y-Achse aufgetragene Effizienz wählten die Wissenschaftler zwei Dollar Wirtschaftsleistung pro eingesetzter Kilowattstunde, etwa das Doppelte der heutigen Energieeffizienz in Deutschland.
Der Index ist definiert als Projektion des Vektors eines bestimmten Landes auf die Diagonale, geteilt durch die Länge des idealen Vektors.

Deutschland und Großbritannien haben höchste Zuwachsraten
Im Resultat liegt Schweden in dem auf der ISES-Tagung vorgestellten ersten Ranking von 17 Staaten an erster Stelle mit einem ETI von 40 knapp vor Brasilien mit 39. Deutschland (30) folgt hinter Italien (34) zusammen mit Japan (30) und Großbritannien (30) gleichauf auf dem vierten Rang.
Bei der Zuwachsrate seit dem Jahr 1990 liegt Deutschland jedoch zusammen mit Großbritannien an der Spitze. Auf abgeschlagenen Plätzen beim aktuellen Indexwert finden sich derzeit die USA (18) und China (11).

Fraunhofer ISE und International Solar Energy Society ISES planen regelmäßige ETI-Rankings
„Künftig möchten wir jährlich ein derartiges Ranking veröffentlichen, um zu dokumentieren, welche Länder die Energiewende ernsthaft angehen, und wer dabei zurückbleibt“, kündigt Weber an. Als Basis sollen dabei die Werte für die 82 wichtigsten Staaten berücksichtigt werden. „Wir erwarten, dass diese regelmäßige Veröffentlichung einen weiteren Ansporn liefert, die globale Aufgabe der Energiewende auch wirklich effektiv anzugehen“, sagt Weber.

27.11.2013 | Quelle: Fraunhofer ISE | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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