Forschungsstelle für Energiewirtschaft: Ohne Wärmewende scheitert die Energiewende; Potenziale der Solarthermie im Gebäudebestand werden unterschätzt

Der Projektmanager der Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE, München), Dr. Roger Corradini, warnt in einem Interview auf der Internet-Plattform „Ecoquent Positions“ davor, dass die Energiewende scheitern könnte, wenn Wärmewende erfolge.

„Es sind einige Anstrengungen unternommen worden und auch schon wesentliche Weichen gestellt. Regenerative Strom-Anteile von knapp einem Viertel sind erfreulich und begrüßenswert – dennoch müssen zusätzlich im Verkehrssektor und vor allem im dominierenden Wärmesektor beschleunigt Maßnahmen ergriffen werden, um von einer energiepolitischen Vorreiterrolle Deutschlands sprechen zu können“, erklärt Corradini.

Energiewende ist derzeit eine Stromwende
Über die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfällt auf Wärmeanwendungen. Ereneuerbare Energien decken diesen Bedarf lediglich zu 10 Prozent. Dieser Wert stagniert seit mehreren Jahren. Bei der Stromversorgung ist bereits ein regenerativer Anteil von fast 25 Prozent erreicht, dieser Anteil stieg von Jahr zu Jahr. Somit beschränke sich die Energiewende derzeit auf eine Stromwende, von einer Wärmewende sei wenig sichtbar, betont Corradini.

Wärmewende muss Solarthermie im Gebäude-Bestand einbeziehen
In seiner Dissertation hat sich Corradini mit den unterschätzten Potenzialen der Solarthermie im Gebäudebestand beschäftigt. Der Schwerpunkt lag auf Gebäuden mit einer Wohneinheit. Diese Gebäude machen 80 Prozent des Bestands in Deutschland aus.
„Ausschließlich auf den energieeffizienten Neubau zu setzen wäre kurzsichtig, da aufgrund der geringen Neubau- und Modernisierungsrate von weniger als 1 Prozent jährlich die Einsparungen viel zu langsam erfolgen würden“, erklärt er.
Deshalb sei es unabdingbar, zeitnah im Gebäudebestand erneuerbare Energien wie die Solarwärme zu nutzen. Corradinis Untersuchungen haben gezeigt, dass je nach Dämmqualität der Gebäude und solarthermischer Anlagengröße 15 bis 40 Prozent des üblichen Energieverbrauchs für Heizung und Warmwasser eingespart werden könnten, ohne kostspieligere Schritte wie etwa eine Dämmung des Gebäudes. Die hierfür benötigten Anlagengrößen seien mit 10 bis 20 Quadratmeter Kollektorfläche überschaubar. „Dafür ist auf jedem Dach noch Platz“, sagt Corradini.
Weitere Informationen und Link zur Dissertation: Regional differenzierte Solarthermie-Potenziale für Gebäude mit einer Wohneinheit

27.01.2014 | Quelle: Forschungsstelle für Energiewirtschaft, FfE; Quelle der Daten: BMU | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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