Index Elektromobilität: Japan baut Industrieführerschaft und Absatzzahlen aus; Preissenkungen und breite Ladeinfrastruktur sind Wachstumstreiber

Japan legt in Sachen E-Mobilität weiter zu: Sowohl bei Neuwagenverkäufen als auch bei der technologischen Weiterentwicklung von Fahrzeugen und Funktionen drängt das Land weiter an die Spitze.

Das bestätigt der neue "Index Elektromobilität" von Roland Berger Strategy Consultants und der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH Aachen (fka) für das erste Quartal 2014. Der Index vergleicht die Wettbewerbsposition der führenden Automobilnationen Deutschland, Frankreich, Italien, USA, Japan, China und Südkorea anhand der Indikatoren Technologie, Industrie und Markt.
„Japanische OEMs haben die Preise für Elektroautos im Heimatmarkt im Vergleich zu anderen Ländern stark gesenkt", sagt Thomas Schlick, Partner von Roland Berger Strategy Consultants. "So zahlen japanische Kunden für einen Neuwagen bis zu 40 Prozent weniger als in Europa. Und das verbesserte Preis-Leistungsverhältnis führt dazu, dass mittlerweile 80 Prozent der Elektroautos in Japan privat genutzt werden." Hinzu komme die immer umfangreichere Ladeinfrastruktur für Elektro-Fahrzeuge in Japan.

Verschiedene Strategien beim Bau von Elektromotoren
Während OEMs ihre Verbrennungsmotoren in der Regel selbst herstellen, herrscht beim Bau von Elektromotoren bislang keine einheitliche Strategie. Deutsche OEMs produzieren ihre Elektromotoren entweder selbst oder gründen Gemeinschaftsunternehmen mit Zulieferern, um deren Know-how gezielt nutzen zu können.
Japanische Autohersteller fahren eine duale Strategie: Sie beziehen Elektromotoren teils aus eigenen Produktionsstätten, teils von externen Lieferanten. Französische und amerikanische Autobauer dagegen verzichten auf jede Eigenproduktion.

Japanische Autohersteller können gesamte Wertschöpfungskette abdecken
So bleibt die Herstellung von Lithium-Ionen-Batteriezellen fast ausschließlich in der Hand von Unternehmen, die ursprünglich nicht als Autozulieferer tätig waren. Diese sind zum größten Teil in Japan und Südkorea aktiv. "Das erklärt auch, warum japanische Autohersteller einen deutlichen Wettbewerbsvorteil haben", sagt Markus Thoennes von der fka "Sie schaffen es, die gesamte Bandbreite an Komponenten selbst herzustellen bzw. direkt vor Ort zu beziehen, und können so die gesamte Wertschöpfungskette abdecken."

Südkorea führt im Technologie-Ranking
Bei der Bewertung der wichtigsten Automobilnationen ergaben sich unterschiedliche Länder-Rankings: Deutschland gibt seine technologische Spitzenposition wieder an Südkorea ab, da sich das Preis-Leistungsverhältnis in Deutschland leicht verschlechtert hat. Denn genau wie die USA setzt Deutschland verstärkt auf das hochpreisige Segment des E-Mobilitätsmarktes.
Während es in Frankreich an Dynamik in der Modellpalette mangelt, verzeichnen China und Italien keinen technologischen Fortschritt auf diesem Gebiet. Koreanischen Automobilherstellern fehlen hingegen immer noch E-Autos in den Showrooms als Nachweis ihrer Spitzentechnologie.

Japan im Industrie-Ranking vorne
Japan führt erneut das Industrieranking an und baut seinen Vorsprung leicht aus. USA und Japan bleiben weiterhin die wichtigsten Produktionsstandorte für Elektromobilität. Dabei profitiert Japan vor allem von seiner starken Stellung in der Zellproduktion: bis 2016 soll das Land mit rund 60 Prozent zur weltweiten Batteriezellproduktion beitragen. Der Anteil von Südkorea wird bei etwa 16 Prozent liegen; Deutschland wird einen Marktanteil von gerade einmal 4 Prozent erreichen.
Wichtigster Produktionsstandort für E-Fahrzeuge bleiben die USA: Bis 2016 werden dort voraussichtlich über 460.000 Elektrofahrzeuge hergestellt. Deutschland und Frankreich rangieren bei der jährlichen EV-Produktion ab dem Jahr 2016 auf Augenhöhe: Bis dahin werden sie jeweils zwischen 250.000 und 260.000 Fahrzeuge herstellen – etwa die Hälfte der amerikanischen Produktion.

USA bleiben Leitmarkt für E-Mobilität
Die USA bleiben mit fast 96.000 verkauften Elektro- und Plug-In-Autos im Jahr 2013 der Leitmarkt für E-Mobilität. Vergleichen die Experten die Anzahl der E-Fahrzeuge mit dem gesamten Automobilmarkt eines Landes, so schneidet Frankreich mit 0,83 Prozent Marktanteil am besten ab. Deutschland liegt mit 7.400 abgesetzten Elektroautos im Jahr 2013 auf Rang 5 deutlich hinter den führenden Nationen; Die E-Mobilität trägt hier nur zu 0,25 Prozent der Autoverkäufe bei.

04.03.2014 | Quelle: Roland Berger Strategy Consultants | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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