Markt für Kombianlagen im Altbau bricht ein
Dies ergibt sich aus der Analyse, die der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) zusammen mit dem Heizungsindustrieverband BDH beim Symposium Thermische Solarenergie in Bad Staffelstein präsentierte. Insgesamt ging die neu installierte Solarkollektorfläche in Deutschland nach diesen Zahlen 2013 um 11 Prozent auf 1,05 Millionen Quadratmeter zurück. Erstmals differenziert der BSW seine Analyse des Kernmarktes der Ein- und Zweifamilienhäuser in einer Matrix nach Altbau/Neubau und Trinkwasser-/Kombianlagen. Nur das Segment, in dem aus Sicht der Industrie eigentlich das größte Potenzial schlummern müsste, die Kombianlagen im Altbau, verringerte sich 2013 im Vergleich zum Vorjahr rasant um etwa ein Drittel auf nur noch 30000 verkaufte Anlagen. Kombianlagen im Gebäudebestand machten im vergangenen Jahr nur noch 22 Prozent aller neu installierten Anlagen aus; gemessen an der Kollektorfläche waren es 30 Prozent. Und dies obwohl Kombisolaranlagen im Bestand seit 2010 das einzige Marktsegment im Ein- und Zweifamilienhaus sind, das noch vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert wird. Für Jörg Mayer, Geschäftsführer des BSW, stellt diese dramatische Entwicklung allerdings nicht die Anreizwirkung des BAFA-Programms grundsätzlich in Frage. Vielmehr setzen sich BSW und BDH derzeit dafür ein, auch Kombianlagen im Neubau, die im vergangenen Jahr sogar leicht zugelegt haben, wieder in die Förderung aufzunehmen. Immer dann, wenn die vom Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz definierte Mindest-Kollektorfläche von 4 Quadratmetern übererfüllt werde, möge der Staat die Investition bezuschussen, wünschen sich die Verbände. Dass die Statistik Anfang 2014 etwas sonniger aussieht, sorgt derzeit für etwas Hoffnung in der Branche. Die verkaufte Kollektorfläche wuchs laut BDH/BSW-Statistik im ersten Quartal um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allerdings dürfe man die Quartalszahlen nicht überbewerten, warnt BDH-Solarexperte Carsten Kuhlmann vom Heizungshersteller Viessmann. Im ersten Quartal werde traditionell der geringste Teil des Umsatzes gemacht und Witterungseinflüsse führten hier stets zu besonders großen Schwankungen. „Wir brauchen eine Verbesserung der Solarförderung“, nennt Jörg Mayer denn auch als erste Priorität, um der Branche aus der Misere zu helfen und das Klimaschutzpotenzial der Solarwärme wirksam zu nutzen. Mayers Prioritäten zwei und drei: „Wir müssen die Preise unserer Solarsysteme für Endkunden senken und wir müssen den Handwerker-Engpass beheben.“ Der wissenschaftliche Tagungsleiter des Solarthermie-Symposiums, Harald Drück vom ITW der Universität Stuttgart, pflichtete Mayer bei. Der Senkung von Installationskosten im Sinne von „Plug and Play“ müsse das Hauptaugenmerk der Branche gelten. Dabei sollten Alternativen zum dreistufigen Vertrieb entwickelt werden, so Drück. Etwas andere Schwerpunkte möchte Carsten Kuhlmann vom BDH setzen. Zwar bläst er in puncto Förderung ins gleiche Horn wie der BSW. Einen Handwerker-Engpass sieht er jedoch nicht. Den habe es schließlich auch im Rekordjahr der deutschen Solarthermiebranche 2008 nicht gegeben: „2008 war möglich. Da waren die Prioritäten der Handwerker eben andere. Über die Priorität der Handwerker entscheidet aber der Endkunde.“ Der Sprecher der Arbeitsgruppe Solarthermie im BSW, Matthias Reitzenstein, greift das Argument auf: „Das Image der Solarwärme und der erneuerbaren Energien insgesamt war 2008 ein anderes. Wir bräuchten eine Imagekampagne.“ Auch Helmut Jäger, Geschäftsführer beim Hersteller Solvis und stellvertretender Präsident des BSW, möchte bei der Psychologie der Kundschaft ansetzen: „Wenn der Kessel kaputt geht und schnell ersetzt werden muss, ist es zu spät für eine vernünftige Entscheidung, in der die Solarthermie vorkommt. Wir müssen weg vom unfreiwilligen Kesseltausch und die Leute stattdessen zu einer überlegten, freiwilligen Modernisierung bewegen.“ Eine Novelle der 1. Bundes- Immissions-Schutz-Verordnung wäre für Jäger das Mittel der Wahl. Hier müsse der Staat eine neue Deadline für Kessel mit zu hohen Wärmeverlusten setzen. (gb)