Erneuerbare Energien: Zahl der Beschäftigten 2013 um sieben Prozent gesunken; geringerer Photovoltaik-Zubau kostet Tausende Arbeitsplätze

371.400 Menschen arbeiteten im Jahr 2013 in Deutschland im Bereich der erneuerbaren Energien, etwa sieben Prozent weniger als noch im Vorjahr. Einen regelrechten Einbruch der Beschäftigtenzahlen gab es bei der Solarenergie, eine Zunahme dagegen in der Windenergie-Branche.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Abschätzung, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) und der Prognos AG vorgenommen hat.

Photovoltaik-Installationsrückgang führt zu Arbeitsplatzabbau
Der Umbau des deutschen Energiesystems kommt stetig voran, betont das DLR. Die Erneuerbaren Energien konnten 2013 bereits mit über 25 Prozent zum deutschen Stromverbrauch beitragen. Sowohl die Investitionen in Deutschland als auch die Umsätze der deutschen Unternehmen waren hingegen das zweite Mal in Folge rückläufig. Verantwortlich für diese Entwicklung war im Jahr 2013 vor allem der Rückgang des Photovoltaik-Marktes. In Deutschland wurden 2013 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von 3,3 Gigawatt (GW) errichtet, das entspricht einen Rückgang um 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Gleichzeitig konnten die Photovoltaik-Systempreise erneut gesenkt werden. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Investitionen in Solarstromanlagen damit in Summe um 62 Prozent zurückgegangen.

44.300 Photovoltaik-Arbeitsplätze gestrichen
„Der Rückgang der Installationen führte dazu, dass insbesondere Dienstleister wie Projektierer, Systemhäuser und Installateure, die den Aufbau der Anlagen übernehmen, Stellen abbauen mussten oder sich gar nicht mehr am Markt halten konnten“, beobachtet Marlene O’Sullivan, Autorin der Studie beim DLR-Institut für Technische Thermodynamik. In der Photovoltaik führte dies zu einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen von 100.300 auf 56.000, also um 44 Prozent. Weniger stark ging die Zahl der Arbeitsplätze in den anderen Bereichen der Solarenergie zurück, der Solarthermie und bei den solarthermischen Kraftwerken.

Windenergie: Beschäftigung erreicht neuen Rekord
So schlecht das Jahr für die Photovoltaik verlief, die Windenergie hatte allen Grund zur Zufriedenheit. Der deutsche Markt hat – im Vergleich zur weltweiten Entwicklung – mit einem Zubau von knapp drei GW an seine besten Jahre anknüpfen können. Gleichzeitig ist es den deutschen Unternehmen gelungen, ihre Exporterfolge aufrechtzuerhalten. Dementsprechend arbeiteten mit insgesamt 137.800 Menschen mehr denn je für die Windenergie-Branche. Die Studie hat neben der Wind- und der Solarenergie auch die Entwicklungen im Bereich Wasserkraft, Geothermie, Biomasse sowie öffentlichen Forschungsaufträge untersucht. Für die meisten dieser weiteren Sparten der erneuerbaren Energien beobachteten die Forscher Schwankungen im einstelligen Prozentbereich. „Interessant ist hierbei, dass die teilweise negative Entwicklung auf dem deutschen Markt in allen betroffenen Sparten durch erhöhte Exportaktivitäten abgemildert werden konnte“, erläutert O’Sullivan.

Größter Arbeitsmarkt ist weiterhin der Anlagenbau
Der größte Teil der 371.400 Personen, die im Jahr 2013 direkt wie indirekt im Bereich der erneuerbaren Energien arbeiteten, ist weiterhin im Anlagenbau für das In- und Ausland beschäftigt (62 Prozent). Mittlerweile arbeiten jedoch bereits 36 Prozent im Anlagenbestand, das heißt sie kümmern sich um den Betrieb und die Wartung von Anlagen sowie um die Brennstoff- und Kraftstoffbereitstellung. Der größte Teil der Arbeitsplätze war 2013 erstmals der Windenergie zuzuordnen. Der Bereich Biomasse hatte den zweiten Rang vor der Solarenergie inne. 70 Prozent der Beschäftigten konnten 2013 auf die Wirkung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zurückgeführt werden, was auch Exporterfolge der Sektoren mit einschließt, die ohne das EEG nicht entstanden wären.

Kurzfristige Perspektive ist uneinheitlich
Die Aussichten der Erneuerbare-Energien-Branche in Deutschland sind in den kommenden Jahren eher schwierig einzuschätzen.
„Die anvisierte Revision der Förderung sowie eine mögliche Neugestaltung des Marktes lassen vermuten, dass vorerst kein nennenswertes Beschäftigungswachstum zu beobachten sein wird. In vielen Firmen werden Themen wie die Stärkung der Exportaktivitäten sowie die Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen im Vordergrund stehen“, blickt O’Sullivan in die Zukunft.

Wachstum vor allem in China, Japan und den USA
Wachstum erwarten die Forscher in den kommenden Jahren vor allem im Ausland. Dabei nimmt die Relevanz von Regionen außerhalb Europas für die erneuerbaren Energien ständig zu. In den kommenden Jahren werden insbesondere China, Japan sowie die USA die weltweite Entwicklung anführen. O’Sullivan geht davon aus, dass aber auch neue Zukunftsmärkte in Lateinamerika, Afrika sowie dem nahen Osten besondere Exportmöglichkeiten für die deutsche Industrie bieten werden.
Im Abschlussbericht des Forschungsprojektes, „Beschäftigung durch erneuerbare Energien in Deutschland: Ausbau und Betrieb – heute und morgen“, der voraussichtlich im November 2014 vorliegt, werden die Forscher einen Ausblick auf die künftige Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Bereich der erneuerbaren Energien in Deutschland bis 2050 geben sowie die wichtige Frage der Nettobeschäftigung erneut beleuchten.
Der vollständige Bericht zur Bruttobeschäftigung durch erneuerbare Energien in Deutschland im Jahr 2013 ist auf den Internetseiten des BMWi veröffentlicht.

27.05.2014 | Quelle: DLR | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

Schließen