Netzsteuerung für PV-Anlagen schon ab 250 Watt?

Solarthemen 429. Das Bundesenergieministerium bereitet derzeit ein Verordnungspaket „Intelligente Netze“ vor. Folgt es darin den Empfehlungen seiner Gutachter, so könnten in wenigen Jahren auch PV-Anlagen ab 250 Watt von den Netzbetreibern gesteuert werden.

Derzeit arbeitet das Energieministerium (BMWi) an den Verordnungen für die intelligenten Netze. Grundsätzlich sollen bislang laut Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) alle dezentralen Energieerzeuger ab 7 kW Leistung, die seit dem 4. August 2011 in Betrieb gingen, mit einem Messsystem ausgestattet werden, „das den tatsächlichen Energieverbrauch und die tatsächliche Nutzungszeit widerspiegelt“. Doch noch wurde die erforderlichen Verordnung nicht beschlossen. Ambitionierte Anforderungen Nun möchte aber das BMWi eventuell über diese Anforderung deutlich hinausgehen. Die Grundlage dafür lieferte bereits im vergangenen Jahr eine Studie von Ernst & Young zum flächendeckenden Ausbau mit intelligenten Mess- und Zählsystemen, dem Roll-out des Smart Meterings. Dieser wird in der EU-Energieeffizienzrichtlinie gefordert, aber nur wenn er nicht zu übermäßigen Kosten führt. Die Studie zeigt, dass ein flächendeckender Ausbau den Stromkunden nicht zuzumuten wäre. Allerdings kam die Studie zu dem Ergebnis, dass dezentrale Einspeiser zu intelligenten Messsystemen verpflichtet werden sollten. In einer im Juli dieses Jahres veröffentlichten weiteren Studie greift die Deutsche Energie-Agentur das Thema auf. Und auch hier findet sich das Szenario, alle Anlagen ab 250 Watt mit einem intelligenten Messsystem auszustatten. Dies soll in wenigen Jahren aber auch alle älteren Anlagen treffen. So könnten Netzbetreiber Investitionen in die Stromnetze vermeiden. Daher sollten Netzbetreiber in die Lage versetzt werden, selbst Mini-PV-Anlagen steuern zu können. Auf die kleinen Anlagen könnten damit erhebliche finanzielle Belastungen zukommen. Wie die Studie ermittelt, müssten für jedes „intelligente Messsystem“ mindestens 160 Euro investiert werden. Hinzu kommen jährliche Betriebskosten, die bei 60 Euro oder mehr liegen könnten. Bei einer 250-Watt-PV-Anlage würden also allein diese Betriebskosten schon zu einer Belastung von rund 25 Cent/kWh führen – plus die Investitionen in den Zähler und natürlich die Solarstromanlage selbst. Noch ist offen, ob das BMWi den Vorschlägen der Gutachten folgen wird. Um sie umsetzen zu können, wären Änderungen des EnWG und des EEG erforderlich. Für Kleinanlagen nicht angemessen Die Verbraucherzentrale NRW hält das schon jetzt gesetzlich geforderte Einspeisemanagement nicht für angemessen. Holger Schneidewindt, Referent für Energierecht bei der Verbraucherzentrale, verweist auf eine aktuelle Umfrage bei Netzbetreibern in NRW. Die von den Netzbetreibern geforderten Preise für das Einspeisemanagement unterschieden sich sehr stark und wirkten willkürlich. Zudem machten diese Aufwendungen von einigen hundert Euro aber auch keinen Sinn, weil die Netzbetreiber, so habe es die Umfrage gezeigt, bei Anlagen bis 10 oder sogar 30 kW die Steuerungsmöglichkeit in den kommenden Jahren gar nicht für erforderlich hielten. „Sinnvoll wäre es, die kleinen Anlagen bis mindestens 10 kWp aus dem Einspeisemanagement herauszunehmen anstatt sogar eine Smart-Meter-Pflicht bis herunter zu 250 Watt-Anlagen einzuführen, wie nun an verschiedenen Stellen diskutiert wird.“ (Andreas Witt)

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