IEA: Politische Unsicherheit könnte Ausbau der Erneuerbaren bremsen; Weltweite Photovoltaik-Leistung von 500 Gigawatt bis 2020 möglich

Der Ausbau der erneuerbaren Energien verlangsamt sich in den nächsten fünf Jahren, wenn die politische Unsicherheit nicht nachlässt, berichtete die Internationale Energieagentur (IEA) am 28.08.2014 in ihrem dritten Jahresbericht “Medium-Term Renewable Energy Market Report”.

Demnach wuchs 2013 die globale Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen wie Beispiel Solarenergie, Wind- und Wasserkraft, kräftig auf fast 22 % der gesamten Stromproduktion. Das entspricht dem Anteil der Gaskraftwerke, der relativ stabil blieb.

Ehrgeiziges Szenario rechnet mit rascherem Kostenrückgang bei der Photovoltaik
Mit Verbesserungen der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen könnte die installierte Photovoltaik-Leistung bis 2020 auf 500 Gigawatt steigen, heißt es in einem ehrgeizigen Szenario in dem Bericht.
Voraussetzung seien faire Regeln und passende Stromtarife, um die Kosten und Nutzen des dezentralen Photovoltaik-Ausbaus zu auszuweisen, eine verstärkte Umsetzung ehrgeiziger Ziele (z.B. im Mittleren Osten) und eine raschere Kostensenkung bei PV-Anlagen.

Erneuerbare Energien als kostengünstige Alternative
Die weltweite Stromerzeugung mit Erneuerbaren soll laut dem Bericht um 45 % steigen und im Jahr 2020 fast 20 % der gesamten Stromproduktion ausmachen. Das jährliche Wachstum verlangsame sich jedoch und werde sich nach 2014 stabilisieren. Es bestehe die Gefahr, dass die absoluten Ausbauziele für erneuerbare Energien im Rahmen der globalen Klimawandel-Ziele nicht erreicht würden.

In OECD-Ländern nutzen 80 % der neuen Anlagen zur Stromerzeugung erneuerbare Energien
Fast 70 % des Wachstums findet in Ländern statt, die nicht zur OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) gehören, wie China, das immer mehr Probleme mit der Luftverschmutzung hat. In diesen Ländern entfällt ein Großteil des Ausbaus bis 2020 auf Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Bisher decken sie erst 35 % des rasch steigenden Strombedarfs in den Nicht-OECD-Ländern und zeigen, dass fossile Brennstoffe dort immer noch eine große Rolle spielen und das Potenzial für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren groß ist.
In den OECD-Ländern nutzen 80 % der Anlagen zur Stromerzeugung, die neu installiert werden, erneuerbare Energien. Allerdings seien hier die Vorteile begrenzt, da in den Schlüsselmärkten die Nachfrage zurückgeht und immer mehr politische Risiken drohten.
„Erneuerbare haben einen wesentlichen Anteil an der Energiesicherheit. Aber gerade dann, wenn sie eine kostengünstige Alternative werden, steigen die politischen und regulatorischen Unsicherheiten in einigen wichtigen Märkten“, sagte Maria van der Hoeven, Direktorin der IEA.

IEA-Direktorin Hoeven: Erneuerbare brauchen ein Marktumfeld, das Investoren vorhersagbare Renditen ermöglicht
“Regierungen müssen klarer zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unterscheiden, da die Kosten mit der Zeit sinken”, fügte sie hinzu. „Viele erneuerbare Energien müssen nicht mehr so stark gefördert werden. Sie brauchen eher ein Marktumfeld, das Investoren vernünftige und vorhersagbare Renditen ermöglicht. Deshalb müssen wir ernsthaft darüber nachdenken, wie der Markt beschaffen sein muss, damit wir einen nachhaltigeren Energiemix auf der Welt erreichen.“
Politische und wirtschaftliche Risiken drohen laut dem Bericht, die Marktdynamik zu bremsen. In vielen Märkten außerhalb der OECD, wie China, gebe es technische Hemmnisse. Es fehlten zum Beispiel Maßnahmen zur notwendigen Netzintegration, und Finanzierungen seien zu teuer oder nicht zugänglich. In der EU bestehe nach wie vor Unklarheit über den politischen Rahmen für Erneuerbare nach 2020 und den Ausbau eines gesamteuropäischen Stromnetzes, um deren Integration zu erleichtern.

Bis 2020 sollen jährlich 230 Milliarden USD in die erneuerbare Stromerzeugung investiert werden
Zum ersten Mal liefert der Bericht auch eine Investitionsprognose. Demnach sollen bis zu Jahr 2020 jährlich im Durchschnitt 230 Milliarden US-Dollar in die erneuerbare Stromerzeugung investiert werden. Das ist weniger als 2013, als rund 250 Milliarden USD investiert wurden. Grund für den Rückgang sei sowohl, dass die Investitionskosten für einige Technologien sinken als auch, dass der globale Ausbau sich verlangsamen werde.

Je nach Land und politischen Rahmenbedingungen ergeben sich immer mehr Möglichkeiten für den Ausbau der Erneuerbaren
Da die Kosten sinken, ergeben sich immer mehr Möglichkeiten für den Ausbau der Erneuerbaren, je nach Land und politischen Rahmenbedingungen. Brasilien bietet beispielsweise gute natürliche Voraussetzungen und Finanzierungsbedingungen, so dass hier Windkraftwerke an Land in Auktionen Gaskraftwerke abgehängt haben. In Nordchile tut sich aufgrund der hohen Großhandels-Strompreise und einer kräftigen Sonneneinstrahlung ein neuer Solar-Markt auf, der ohne Förderung auskommt.

Markt für erneuerbares Heizen und Kühlen unterentwickelt
Über die Hälfte des weltweiten Endenergie-Verbrauchs dient der Wärmeerzeugung und wird hauptsächlich durch fossile Brennstoffe bereit gestellt. Der Beitrag der Erneuerbaren zu diesem Markt ist nach wie vor zu gering, da die politischen Rahmenbedingungen hier mehr einschränken als die im Strom- und Transportsektor. Der Anteil der Erneuerbaren am Wärmemarkt soll bis 2020 nur auf 9 % steigen (2013: 8 %), während er im gesamten Energiemarkt voraussichtlich auf fast 25 % wachsen wird.
Die Präsentation von Maria van der Hoeven gibt es hier, ein Datenblatt zum Bericht hier.

28.08.2014 | Quelle: IEA | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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