Europäische PV-Branche vor politischer Neuorientierung

Solarthemen 432. Die European Photovoltaic Industry Associaton (EPIA) ist offenbar auf dem Weg, sich von Europa als Standort für die Solarindustrie zu verabschieden. Im Verband selbst ist die europäische Modul- und Zellfertigung aber auch kaum noch vertreten.

Der Vorstand von EPIA denke über eine Namensänderung des Vereins nach, erklärt EPIA-Präsident Oliver Schäfer gegenüber den Solarthemen. Es gehe in Richtung „Solar Europe“, denn der Begriff Photovoltaik sei in Europa sehr erklärungsbedürftig. Verschwinden könnte damit aber auch die „Industrie“ aus dem Namen der Verbandes, der seit fast 30 Jahren die PV-Branche in Europa vertritt. Schäfer sieht keine große Perspektive mehr für die Produktion von Solarzellen und -modulen in Europa. Die Forderung nach einer 1-Gigawatt-PV-Fabrik in Europa sei abwegig. Aus Sicht von Schäfer ist dies genauso chancenlos wie ein Zurückholen der Textilproduktion. Daher werde EPIA künftig nicht mehr von Politikern in Europa fordern, die Solarindustrie in Europa zu stützen. Europa als Industriestandort Widerspruch kommt von Winfried Hoffmann, dem Vorgänger von Schäfer als EPIA-Präsident. Er hat sich in den vergangenen Jahrzehnten bei EPIA engagiert. Ihm ist wichtig, dass der Stellenwert der Produktion in Europa anerkannt und eine aktive Industriepolitik betrieben wird. Europa könne nicht nur von Dienstleistungen leben. Und, so Hoffmann, es werde sich auch wieder lohnen, in Europa PV-Produkte zu produzieren. Die Kostennachteile der vergangenen fünf Jahre würden bereits verschwinden. Schäfer zollt Hoffmann Respekt. Er und die anderen EPIA-Verantwortlichen hätten viele Jahre wichtige Arbeit geleistet. Doch es gebe einen Generationswechsel und auch die Anforderungen an den Verband sowie die Branche hätten sich verändert. Jetzt gehe es darum, neue Allianzen – etwa mit der Wind- und auch der Gasbranche – zu schmieden, so Schäfer. Die Entwicklung eines Strommarktdesigns, in dem Solarstrom einen Anteil von deutlich über 5 Prozent haben könne, müsse Priorität haben. Europa müsse zeigen, dass das geht, um der PV den Weltmarkt zu öffnen. Milan Nitzschke von der SolarWorld AG hält diese Aussage nicht für falsch, sieht EPIA aber auf dem falschen Weg: „EPIA vertritt durch seine Mitgliederstruktur nicht mehr die Interessen der eigentlichen PV-Industrie.“ Er selbst ist bei der letzten Mitgliederversammlung im Frühjahr nicht mehr in den Vorstand gewählt worden. Dies kann auch auf die bei EPIA umstrittene Anti-Dumping-Initiative EU ProSun zurückzuführen sein, deren Präsident Nitzschke ist. Allerdings haben sich auch immer mehr europäische PV-Hersteller aus EPIA zurückgezogen und der Einfluss chinesischer Unternehmen sowie der Zulieferindustrie ist gestiegen. Im EPIA-Vorstand repräsentiert nur noch Schäfer mit SunPower ein Unternehmen, das in Europa Solarmodule produziert. Autor: Andreas Witt

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