Solarkollektoren kühlen Obst-Großmarkt
Das Energiesystem des von einer Erzeugergenossenschaft von 3000 Obstbauern betriebenen Kühlhallenkomplexes wurde komplett umgestellt. Für Planung und Bauausführung zeichnet als Generalunternehmer die im bayerischen Kolbermoor ansässige aeteba GmbH verantwortlich. aeteba-Geschäftsführer Günter Kimmig rechnet damit, dass sich die Aufwendungen des Großmarktes für Strom und Gas von derzeit jährlich 467000 Euro künftig halbieren werden. Dabei kann sogar die bisher ungekühlte Versteigerungshalle, in die das frisch geerntete Obst teils mit hohen Temperaturen angeliefert wird, zusätzlich gekühlt werden. „Wir haben nichts neu erfunden“, betont Kimmig. „Wir nehmen nur vorhandene Techniken und fügen sie neu zusammen“. Wurden die 53 Kühlzellen, in denen jeweils 250 Tonnen Obst bei null Grad Celsius gelagert werden, bislang einzeln durch elektrisch angetriebene Kompressionskälteaggregate gekühlt, so soll dies ab sofort in der Grundlast durch eine zentrale Absorptionskältemaschine geschehen. Diese wird primär durch 2520 Vakuumröhren von Narva mit insgesamt mehr als 400 Quadratmetern Kollektorfläche versorgt, die an der Südfassade zweier Hallen installiert sind. „Auf dem sanierungsbedürftigen Dach kam eine Installation nicht in Frage“, erzählt Kimmig. Außerdem sei es der OGM-Geschäftsleitung wichtig, dass die klimaschonende Technologie von der Straße aus zu sehen sei. Die Kollektoren, die von s-power aus Meppen geliefert und installiert wurden, sollen auf einer Betriebstemperatur von 95 Grad arbeiten und bei Sonnenschein bis zu 286 kW leisten. Ergänzend steuert das neue Gas-BHKW bis zu 256 kW thermischer Leistung bei. Die vorhandenen Gas-Heizkessel sollen nur noch als Back-up-System dienen. Alle Wärmeerzeuger speisen einen 30 Kubikmeter großen Pufferspeicher, der dem System, so Kimmig, „als Feder“ dient. Neben der Kältemaschine versorgt dieser Puffer auch die Büros mit Wärme. Auch die 200 kW an Strom, die das BHKW erzeugt, werden größtenteils im Unternehmen selbst und ebenfalls vor allem für Kühlzwecke verwendet. Herbert Menhart von s-power bezeichnet die Anlage in Oberkirch als „größte solarthermische Fassadenanlage Europas“. Ein Erfolgsrezept bei solch einer Anlage seien „absolut synchrone Kollektorfelder“. So könnten die 42 identischen Felder mit je 60 direkt durchströmten Röhren nicht nur bei maximaler Solarstrahlung, sondern auch im Teillast-Betrieb effizient zusammenarbeiten. Für die Konstruktion der Solarfassade sei entscheidend, dass die 2 Meter langen Narva-Röhren so stabil seien, dass sie lediglich an den beiden Enden gelagert werden müssten. Menhart sieht in der Anlage ein gutes Beispiel dafür, wie Solarthermiehersteller künftig im Projektbereich in Kooperation mit erfahrenen Planungsbüros mit schlüsselfertig errichteten Anlagen erfolgreich sein könnten. Im Projektgeschäft mit größeren Anlagen verzeichne s-power entgegen dem allgemeinen Trend bei Solarthermie-Kleinanlagen ein solides Wachstum. Foto: s-power, Herbert Menhart