Längsregler in der Mittelspannung
Einen Prototyp des gemeinsam entwickelten Reglers will RWE Anfang Dezember in Bitburg in der Eifel installieren, um in einem Netzbereich mit viel Wind- und Solarstromeinspeisung die Spannung im Toleranzbereich zu halten. Typischerweise soll eine solche Anlage in einen langen Netzstrang eingebaut werden, in dessen Verlauf viele Einspeiser die Spannung anheben. Untergebracht in einer üblichen Betonstation kann er je nach Bedarf die Spannung in 2-Prozent-Stufen um jeweils 10 Prozent heben oder senken. Vor allem in ländlichen Netzen drehen die hohen Einspeiseleistungen aus Photovoltaik-, Windkraft- oder Biogasanlagen den Spannungsverlauf heute oftmals um. Klassische Antwort ist die Verlegung dickerer Kupferkabel – eine teure Angelegenheit. Alternativ wird die Aufnahmekapazität des Netzes für Solarstrom auf der Niederspannungsebene heute schon oft mit regelbaren Ortsnetztrafos (RONT) erhöht. Wenn nur einzelne Netzstränge belastet sind, kann auf der 400-Volt-Ebene ein Längsregler, wie ihn beispielsweise AEG seit dem vergangenen Jahr als „Tyrobox“ anbietet, den RONT ersetzen. Ähnlich sieht es auf der Mittelspannungsebene mit 10 kV oder 20 kV aus, an der die Ortsnetze hängen und in die Wind- und größere PV-Parks meist direkt einspeisen. Hier könne der Längsregler von ABB künftig die günstigere Alternative zu dickeren Kabeln sein, meint Frank Cornelius, der die Entwicklung des neuen Reglers im ABB-Transformatorenwerk in Brilon leitet. Typischerweise könnten an ein Mittelspannungskabel 20 bis 80 Ortsnetzstationen angeschlossen werden, die dank des Längsreglers dann idealerweise nicht auf RONTs umgerüstet werden müssten. Cornelius hebt den hohen Wirkungsgrad des Reglers von mindestens 99,75 Prozent in allen Regelstufen hervor. Er beherrsche drei verschiedene Betriebsmodi, erklärt der Entwickler: „Neben dem Handbetrieb – also Fernsteuerung aus der Leitwarte – kann es auch automatisch entweder einen festen Spannungs-Sollwert einhalten oder aber einen lastabhängigen Sollwert nach vorgegebener Kennlinie einstellen.“ Für die Genehmigung der Anlage sei auch deren geringe Geräuschemission wichtig, erläutert Cornelius: „Das Gerät steht auf dem freien Feld und verrichtet dort unspektakulär seine Arbeit.“ Interessant sei die Anlage für den Netzbetreiber auch, weil er damit kurzfristig reagieren könne und flexibel bleibe. Die Station sei schnell installiert, um einen Netzengpass zu beheben, könne aber per Kran später an einen anderen Einsatzort versetzt werden, wenn durch Zubau weiterer Regenerativ-Kraftwerke ein klassischer Netzausbau doch unumgänglich werde. Text: Guido Bröer