Messejahr 2015: Bewährtes trifft Neues

Foto: Guido Bröer
Solarthemen 438.Die Veränderungen in der regenerativen Energiebranche zeigen sich auch im Wandel von Messen und anderen Branchentreffen. Span­nend ist der Wettbewerb unter den Veranstaltern deshalb vor allem dort, wo neue Technologien und Geschäftsmodelle im Anmarsch sind.    

Eines dieser Themen, das Messe­planer in Aufregung versetzt, sind Energiespeicher. Bislang ist nicht abzusehen, welcher Messeplatz für die mit der Energiewende eng verbundene Querschnittstechnologie künftig das Rennen machen wird. Es ist noch nicht einmal klar, ob sich für das Thema überhaupt dereinst eine eigene Leitmesse herausbilden wird. Speicher haben so verschiedene Berührungspunkte mit unterschiedlichen Energiethemen, dass sich das Thema bei verschiedenen großen Leitmessen andocken und somit auf verschiedene Messeplätze verteilen könnte. Eine dieser Docking-Stations ist schon jetzt die weltgrößte Solarmesse Intersolar in München. Die electrical energy storage (ees) zog als Parallelveranstaltung zur Intersolar bei ihrer Premiere 2014 bereits 48 Aussteller an. „Wir gehen davon aus, dass es in 2015 über 100 Aussteller sein werden. Die Fläche wird sich wahrscheinlich verdreifachen“, sagt Messechef Markus Elsässer vom Veranstalter Solar Promotion. Zusammen mit der ees erwartet er unter den 1000 Ausstellern der Intersolar 290 Solarunternehmen, die sich unter anderem mit Speicherthemen präsentieren wollen. Aber auch ohne ihre große Schwester sei die Messe ees 2014 nach Ausstellern, Besuchern (20000) und Hallenfläche mit Abstand die weltweit größte eigene Veranstaltung zu Energiespeichern gewesen, nimmt Elsässer für sich in Anspruch. Messen buhlen um Speicher An Internationalität steht die Veranstaltungsreihe Energy Storage der Messe Düsseldorf der Intersolar nicht nach. Heiko Stutzinger, verantwortlich für erneuerbare Energien bei der Messe Düsseldorf, setzt allerdings auf eine andere Strategie: „Die Marktentwicklung im Bereich der Speicher und ihre Auswirkungen auf die konventionelle Energieerzeugung sowie die ultraschnellen Innovationszyklen machen eine eigene Konferenz notwendig. Die Energy Storage gibt als einzige einen Überblick über sämtliche Speichertechnologien.“ Ausgehend vom Kongress Energy Storage, der vor einigen Jahren mit einigen hundert Experten aus Forschung, Unternehmen und Politik begann, soll sich die kongressbegleitende Ausstellung Schritt für Schritt zu einer großen Messe auswachsen. Im März 2015 werden in Düsseldorf bereits 100 Aussteller erwartet. Dann wird es erstmals einen direkten Zugang zur Expo, unabhängig von der Kongressteilnahme, geben. Mit der anwendungsorientierten Informationsveranstaltung „Storage Days“ sollen nun auch Planer und Handwerker auf die Ausstellung gelockt werden. Und erstmals wird die in Berlin groß gewordene wissenschaftliche Speicherkonferenz IRES von Eurosolar und der Energieagentur NRW zusammen mit der Energy Storage in Düsseldorf laufen. Das Themenspektrum der Gemeinschafts-Veranstaltung erweitert, wie bereits im Vorjahr, die Power-to-Gas-Konferenz des OTTI. Themenübergreifend bindet hingegen die Messe Stuttgart vom 12. bis 14. Oktober ihre Battery+Storage in den Messeverbund der World of Energy Solutions ein. Schwesterveranstaltungen sind hier die f-cell und die e-mobil-conference. Querschnittsthemen Um Themen wie Energiespeicherung und Eigenverbrauch buhlen allerdings auch Veranstaltungen, die in Energiewirtschaft und Industrie bereits über ein starkes Standing verfügen, wie die Hannovermesse als weltgrößte Industriemesse und die bei Energieversorgern beliebte Essener e-world. Und auch bei der besucherstarken Light & Building in Frankfurt, wo das Thema Energiemanagement für Gebäude zuhause ist, zeigen Branchengrößen wie Siemens, wie sie sich in Smart Buildings und Smart Citys die Rolle der Erneuerbaren und der Speicher vorstellen. 2015 – ein ISH-Jahr In Frankfurt ist 2015 allerdings nicht die Light & Building angesagt, sondern die ISH, die Leitmesse für das SHK-Gewerbe. Auch für den Bereich der erneuerbaren Wärme ist die ISH alle zwei Jahre der Dreh- und Angelpunkt. Mehr als 2400 Aussteller wollen sich dort vom 10. bis 14. März präsentieren und Pressereferentin Aleksandra Götz erwartet „wieder mehr als 200000 Besucher“. 2013 war die magische Grenze zwar verfehlt worden, aber wohl nur deshalb, weil Frankfurt damals im Schnee-Chaos versank. In diesem Jahr könnte die Politik zur ISH für gutes Wetter sorgen. Schafft sie es, den jüngst verabschiedeten Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz rechtzeitig in konkrete Förderprogramme zu überführen, könnte die Wärmebranche zu ihrer Leitmesse ISH tatsächlich den lange vermissten Aufwind spüren. Mit der riesigen ISH möchte Projektleiter Erich Haudum seine Energiesparmesse vom 27. Februar bis 1. März im österreichischen Wels zwar nicht messen. Aber Angst muss er vor der nur eine Woche später in Frankfurt stattfindenden Konkurrenz auch nicht haben. Wels hat sich mit über 90000 Besuchern, davon einem Drittel Fachbesucher, in 30 Messejahren zur ISH der Alpenrepublik gemausert und gilt auch in Süddeutschland als Geheimtipp. Haudum legt Wert darauf, die zwei Fachbesuchertage fein säuberlich von den drei Endkundentagen zu trennen. Und er ist stolz darauf, dass die Energiesparmesse unter ihrem Dach nicht nur im Wärmesektor, sondern inzwischen auch in den Bereichen Bad und Bau zum Branchenevent geworden ist. Mag der Süden auch im Windsektor zunehmend aufholen, so trifft sich diese Branche doch weiterhin im hohen Norden. Im September 2015 wird sich erstmals zeigen, wie die Arbeitsteilung zwischen den Messestandorten Husum und Hamburg klappt. Seit im September 2014 in Hamburg die Premiere der WindEnergy mit Unterstützung der Husumer Messeveranstalter 33000 Besucher anlockte, soll nun im jährlichen Wechsel Husum die deutschsprachige Windszene anziehen. Frühere Dimensionen mit 1200 Ausstellern werde die Husum Wind vom 15. bis 18. September sicher nicht wieder erreichen und das sei auch gar nicht das Ziel, versichert Johanna Kruse von der Husumer Messegesellschaft. 600 Aussteller und 20000 Besucher peile die Messeleitung an. „Jeder, der sich für den Windmarkt im deutschsprachigen Raum interessiert, ist uns willkommen.“ 75 Prozent der Ausstellungsfläche sei schon verkauft worden. Fachbesucher und Endkunden Derweil geht die Neuausrichtung auch bei der kleinen Schwester der nordischen Windmesse, der NewEnergyHusum, weiter. Photovoltaik und Biogas verkaufen sich auch im landwirtschaftlich geprägten Schleswig-Holstein nicht mehr so leicht wie nach dem Boomjahr der NewEnergy 2011, als die Messe wenige Tage nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima regelrecht überrannt wurde. Die Messeleitung setzt heute neben ihrem Sonderthema Kleinwind stärker auf Hausbesitzer, die mit Gebäudesanierung und Eigenverbrauch gelockt werden. Und auch bei der Renexpo, die vom 1. bis 4. Oktober 2015 bereits zum 16. Mal in Augsburg stattfinden soll, geht der Zug in diese Richtung. Neben der Konsumenten-Ansprache will der langjährige Renexpo-Chef Günter Armbruster allerdings erstmals eine reine B-to-B-Halle anbieten, in der Aussteller weitgehend ungestört vom Laufpublikum Fachkunden ansprechen können. Armbruster selbst steht inzwischen nicht mehr in Diensten der Reeco GmbH, sondern er richtet die Messe erstmals mit seinem neuen Arbeitgeber, der Augsburger Messegesellschaft, aus. Die Reeco GmbH von Johann-Georg Röhm nutzt die Marke Renexpo weiterhin auf zahlreichen Veranstaltungen in Osteuropa. Von dort und aus allen anderen Teilen der Welt werden auch 2015 wohl wieder 3000 Teilnehmer vom 14. bis 18. September zur größten Photovoltaik-Konferenz der Welt, der PVSEC, jetten. Veranstaltungsort ist in diesem Jahr wieder Hamburg, wo die kongressbegleitende Messe in den Jahren 2009 und 2011 ihre Höhepunkte erlebte und sich fast mit der Intersolar messen konnte. In den letzten Jahren hat sich die Messe neben der Konferenz allerdings stark verkleinert. Für manchen ist sie vielleicht gerade deswegen ein guter Ort zur Kundenansprache.

Textund Foto: Guido Bröer

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