Statistik 2014: Erneuerbare erfüllen Plansoll – aber nur zum Teil
Wie in jedem Jahr lassen die ersten bekannt gewordenen Daten zum Energieverbrauch 2014 wieder einigen Interpretationsspielraum. Auf der einen Seite betont die Agora Energiewende in ihrer neuesten Analyse, dass sich der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch im vergangenen Jahr genau in dem Tempo gesteigert habe, den die Bundesregierung laut dem neuen EEG bis zum Jahr 2025 jährlich anstrebe. Dieses Tempo ist allerdings geringer als in den Vorjahren und obendrein verfälscht selbst im Strombereich die milde Witterung diese Aussage. So kann die Tatsache, dass die Erneuerbaren die Braunkohle laut BDEW erstmals von Platz 1 der Bruttostromerzeugung verdrängt haben, nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Zubau bei Photovoltaik und Biomasseverstromung radikal eingebrochen ist. Lediglich die Windbranche konnte in Deutschland mehr Leistung installieren als im Vorjahr, was Eurosolar im Wesentlichen als Vorzieheffekt aufgrund der Unsicherheiten bewertet. Bei der Photovoltaik, wo der Weltmarkt nach Aussage des Bundesverbandes Solarwirtschaft um rund 10 Prozent auf mehr als 40 Gigawatt gewachsen ist, schrumpfte der deutsche Markt – vorbehaltlich der noch nicht veröffentlichen Dezemberzahlen der Bundesnetzagentur – vermutlich auf weniger als 2 Gigawatt. Den Zubau beim Biogas prognostiziert der Fachverband Biogas gerade einmal auf 41 Megawatt elektrisch. In beiden Bereichen werden damit die bescheidenen Ausbauziele der Bundesregierung 2014 nicht erreicht. Lorbeer der Vergangenheit Im Vergleich der 2014er Werte zum langjährigen Durchschnitt der deutschen Nettostromerzeugung, wie ihn Bruno Burger vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) zu Jahresbeginn vorgelegt hat, wirkt die Bilanz der erneuerbaren Energien freilich nach wie vor beeindruckend. Die Grafik unten zeigt deutlich, dass die Erneuerbaren nicht nur die Abschaltung der Kernkraftwerke kompensiert haben, sondern zusätzlich den fossilen Energieträgern Steinkohle und Erdgas Marktanteile weggenommen haben. Hätte nicht Deutschland in der letzten Dekade seinen Stromexport in die Nachbarländer stark gesteigert, so wäre der Effekt sogar noch viel deutlicher. Viel weniger auf Zielkurs als beim Strom sind die erneuerbaren Energien freilich in den Sektoren Wärme und Verkehr. Schaut man sich die Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) an (Grafik oben), so zeigt sich die Dominanz von Öl und Erdgas ungebrochen. Am gesamten Energieverbrauch erreichen die Erneuerbaren bislang nur 11,1 Prozent. Und der Zuwachs gegenüber dem 2013er Wert von 10,4 Prozent ist zum Teil auf die milde Witterung und die damit verbundene Verschiebung zwischen den noch weitgehend getrennten Bereichen Wärme, Strom und Verkehr zurückzuführen. Insgesamt sank der Primärenergieverbrauch in Deutschland deshalb trotz eines vergleichsweise hohen Wirtschaftswachstums um 4,8 Prozent. Am höchsten sank laut AGEB der Primärenergieverbrauch von Gas (– 14 %) und von Steinkohle (– 7,9 %). Grafik AG Energiebilanzen