Neue Studie: Deutsche wollen die Energiewende; Industrie setzt auf Erneuerbare; Energieversorger müssen Kundenverständnis stärken

Die Energiewende stößt in Deutschland auf breite Zustimmung. Dies geht aus der aktuellen Oliver Wyman-Studie "Gesundheitscheck Energiewende - Folgen und Herausforderungen der Energiewende für Haushalte, Industrie und Energiewirtschaft" hervor.

Mehr als drei Viertel der von Oliver Wyman (München) Befragten bewerten die Neuausrichtung des Energiesektors und die Vorreiterrolle Deutschlands positiv. Bei der Umsetzung seien jedoch noch einige Hürden zu nehmen.
Die Studie basiert auf Einschätzungen von mehr als 1.000 Privathaushalten und über 120 Unternehmen aus Energiewirtschaft und Industrie in Deutschland.

Energieversorger fordern stabilere gesetzliche Rahmenbedingungen
Haushalte und Industrieunternehmen wollen ohne entsprechende Förderung nur bedingt in eigene Kapazitäten zur Energieerzeugung investieren. Die Energieversorger sprechen sich insbesondere für stabilere gesetzliche Rahmenbedingungen aus. Gerade sie stehen indes vor der Herausforderung, sich im wandelnden Energiesektor neu zu positionieren.
Für sie gelte es, vor allem ein besseres Kundenverständnis aufzubauen und einfache, maßgeschneiderte Produkte zu entwickeln sowie mit neuen Werkzeugen und Geschäftsprozessen die erforderlichen Veränderungen im Unternehmen herbeizuführen, betont Oliver Wyman.

310 bis 360 Milliarden Euro sollen bis 2030 in die Energiewende investiert werden
Mit einem voraussichtlichen Investitionsbedarf von rund 310 bis 360 Milliarden Euro bis 2030 ist die Energiewende eines der größten Projekte in Deutschland. Die Akzeptanz in der Bevölkerung, bei Industrieunternehmen und Energieversorgern ist hoch.
58 Prozent befragten Privathaushalte würden ihre Wahlentscheidung vom Thema Energiewende abhängig machen. Aus ihrer Sicht leistet die Energiewende einen wichtigen Beitrag, um die Belastung der nächsten Generation zu reduzieren, Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen, die Wettbewerbsfähigkeit zu halten und auszubauen, Unabhängigkeit von Energieimporten aus dem Ausland zu gewährleisten, die Abhängigkeit von Stromkonzernen zu verringern und die Klimaschutzziele zu erreichen.

Erfolg der Energiewende kein Selbstläufer; grundsätzliche Bereitschaft zu einer Photovoltaik-Investition
Dennoch ist das Gelingen der Energiewende kein Selbstläufer. 80 Prozent der privaten Haushalte empfinden die steigenden Strompreise als starke Belastung. Obwohl eine klare Mehrheit grundsätzlich zu Investitionen in erneuerbare Energien bereit ist – neben Photovoltaik und Erdwärme steht dabei Windkraft hoch im Kurs -, wollen sich 66 Prozent nur bei einer entsprechenden Förderung engagieren. Und selbst dann ist ihre Investitionsbereitschaft eher schwach ausgeprägt.

Industrieunternehmen steigern ihr Image mit erneuerbaren Energien
Skepsis zeigt sich auch bei Industrieunternehmen: Rund 70 Prozent rechnen im Rahmen der Energiewende mit höheren Energiebeschaffungskosten. Dennoch wollen 67 Prozent der Industrieunternehmen keine eigenen Anlagen errichten. Allerdings geben alle Befragten an, dass eine entsprechende Förderung ihre Investitionsbereitschaft erhöhen könnte.
Investitionswillige Industrieunternehmen wiederum setzen vorrangig auf erneuerbare Energien, um das Firmenimage zu verbessern und Kosten zu senken. Fast 90 Prozent sehen Blockheizkraftwerke, 65 Prozent Photovoltaik-Anlagen und 59 Prozent Erdwärme als attraktive Investitionsobjekte an.
"Unsere Studie zeichnet ein klares Bild", erklärt Thomas Fritz, Energieexperte bei Oliver Wyman. "Die Energiewende findet in Deutschland zwar großen Anklang, wird jedoch weiterhin wesentlich vom Förderregime abhängen."

26.01.2015 | Quelle: Oliver Wyman | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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