Revolution per Verordnung?

„Die für das Gelingen der Energiewende wichtige Akteursvielfalt …“ wird gleich in der Präambel des heute vom Bundeskabinett verabschiedeten Paragraphenwerks beschworen. Die „Verordnung zur Einführung von Ausschreibungen der finanziellen Förderung für Freiflächenanlage“ ist nun beschlossen. Jetzt werden Solarparks von der Bundesnetzagenturausgeschrieben. Auf die Vielfalt unter den Bewerbern, die sich von 39 Paragraphen Verordnungstext nicht abschrecken […]

„Die für das Gelingen der Energiewende wichtige Akteursvielfalt …“ wird gleich in der Präambel des heute vom Bundeskabinett verabschiedeten Paragraphenwerks beschworen. Die „Verordnung zur Einführung von Ausschreibungen der finanziellen Förderung für Freiflächenanlage“ ist nun beschlossen. Jetzt werden Solarparks von der Bundesnetzagenturausgeschrieben. Auf die Vielfalt unter den Bewerbern, die sich von 39 Paragraphen Verordnungstext nicht abschrecken lassen, darf man gespannt sein. Schon dieses Wort: „Akteursvielfalt“! Wie viele Semester Soziologie muss man studiert haben, um sich so etwas auszudenken? Meine Textverarbeitung kennt das Wort noch nicht und malt Kringelchen darunter. In Sonntagsreden zur Energiewende hat sich „Akteursvielfalt“ jedenfalls schon einen Stammplatz erobert. Und das will doch auch schon was heißen. Wer hätte vor 20 Jahren vom „Erhalt der Akteursvielfalt“ in der Stromwirtschaft reden können, ohne verwundertangeschaut zu werden? Heute wundert sich keiner mehr. Denn heute hat Deutschland Millionen Besitzer von Photovoltaikanlagen. Und auch das Eigentum an Windrädern und Biogasanlagen ist relativ breit gestreut. Jedenfalls wenn man es mit dem Eigentum an anderen Produktionsmitteln der Energiewirtschaft wie Kohle- und Atomkraftwerken oder Hochspannungsleitungen vergleicht. Ich stelle mir gerade spaßeshalber vor, überall wo ich in letzter Zeit amtlicherseits das Wort „Akteursvielfalt“ gelesen oder gehört habe, würde stattdessen das Wort „Revolution“ verwendet: „Die für das Gelingen der Energiewende wichtige Revolution …“ Denn die Energiewende von unten, die durch das EEG ermöglicht wurde, ist tatsächlich eine Revolution, eine Umwälzung. Wenn Erneuerbare in Deutschland mittlerweile noch vor Braunkohle der größte Stromlieferant geworden sind, so geschah dies, ohne dass sich etablierte Stromkonzerne an den Investitionen nennenswert beteiligt hätten. Halten wir fest: Das Bundeskabinett hat heute die Revolution (alias „Akteursvielfalt“) beschlossen – aber nur in der Präambel. Guido Bröer Ein Interview zu PV-Freiflächen-Ausschreibungen mit BELECTRIC-Chef Bernhard Beck ist am 29.1.2014 in Solarthemen-Ausgabe 440 erschienen.

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