Merkel skeptisch in Bezug auf Kapazitätsmarkt

Solarthemen 440: Beim Neujahrsempfang des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE) hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel von Ideen zur Einführung eines Kapazitätsmarkts im Strombereich deutlich distanziert.

„Ich teile Ihre Skepsis zu Kapazitätsmärkten, um das ausdrücklich zu sagen“, rief sie zum Schluss ihrer ansonsten eher konturarmen Rede den Vertretern der gastgebenden Regenerativverbände zu. Noch nie zuvor hatte sich Merkel in dieser Deutlichkeit von der zentralen Forderung der klassischen Stromwirtschaft nach Kapazitätsmärkten distanziert. Sie stärkte damit ihrem Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel den Rücken, dessen im September vorgelegter Entwurf des Grünbuches zum neuen Strommarktdesign klar gegen die Einführung von Kapazitätsmärkten tendiert. Die Kanzlerin erläuterte: „Wir wollen eine möglichst kosteneffiziente Lösung, die technologieoffen und wettbewerbsfähig ausgerichtet sein soll.“ Es geht um die politisch umstrittene Grundsatzfrage, wie bei einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien in den kommenden Jahren die Wirtschaftlichkeit der noch gebrauchten fossilen Reservekraftwerke gewährleistet werden soll. Der BEE favorisiert hier die Einführung einer möglichst kleinen „strategischen Reserve“, die von der Bundesnetzagentur überwacht werden könnte. Stattdessen haben die führenden Verbände der Stromwirtschaft, BDEW und VKU, mehrfach seit der Kanzlerinnenrede in der Öffentlichkeit ihre Forderung nach einem börsenfähigen Kapazitätsmarkt bekräftigt, der neben den bisherigen Handel mit Strommengen treten soll. Kritiker eines solchen Kapazitätsmarktes fürchten, dass er den Umbau zu einem rein regenerativen Energiesystem bremsen würde, weil er die Preissignale aushebeln würde, die schwankende Wind- und Solarstrommengen an der Strombörse bewirken. Weniger Gegenliebe als mit ihren Aussagen zum Strommarktdesign erntete die Bundeskanzlerin auf dem BEE-Neujahrsempfang, als sie im Zusammenhang mit der Photovoltaik sagte: „Es ist richtig, dass wir bei der Photovoltaik eine gewisse Atempause (…) haben.“ Auf das Raunen im Saal reagierte Merkel schmunzelnd: „Ist doch ein schönes Wort!“ Text Guido Bröer Foto: Guido Bröer

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