Mehr Förderbescheide durch neues MAP?

Solarthemen 442. Stückzahlen fördern oder Innovationen anreizen, das ist der Spagat, an dem sich die Bundesregierung seit gut zwei Jahrzehnten bei der Förderung von regenerativen Wärmesystemen versucht. Je nach Ambition und Haushaltslage schlug das Pendel mal mehr zur einen, mal mehr zur anderen Seite aus. Im Moment sprechen einige Indizien dafür, dass die Bundesregierung bei der nächsten Novelle des Marktanreizprogramms gerade rechtzeitig zur Leitmesse ISH den Branchenwunsch nach Masse vor Klasse erhören wird.

„Wir müssen uns wieder mal überraschen lassen“, sagt Carsten Kuhlmann, Obmann für die Solarwärme beim Heizungsindustrieverband BDH mit Blick auf die von der Bunderegierung angekündigte Novelle des Marktanreizprogramms (MAP). Lieber würde die Branche natürlich ein paar Wochen vor ihrer großen Leitmesse ISH Klarheit, was an Förderung in der neuen Saison zu erwarten ist. Dann könnten in Ruhe Prospekte gedruckt werden und die Vertriebsleute könnten sich darauf vorbereiten, wass sie den gut 200000 Handwerkern und Endkunden erzählen sollen, die an den fünf Messetagen in der zweiten Märzwoche nach Frankfurt strömen werden. Denn bei deren Fragen steht traditionell das Thema Förderung ganz obenan. Doch bislang hat die Bundesregierung die Katze noch nicht aus dem Sack gelassen. Noch läuft die Abstimmung zwischen dem federführenden Ministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) von Sigmar Gabriel, dem Finanzressort von Wolfgang Schäuble und den ebenfalls beteiligten Ministerien für Bauen und Umwelt sowie dem Landwirtschaftsministerium. Beteiligt an den Gesprächen sind auch die beiden Förderstellen, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) in Eschborn und die bundeseigene KfW-Bank in Frankfurt. Deadline ISH-Eröffnung Auf Anfrage der Solarthemen versicherte die zuständige Referatsleiterin im BMWi, Katja Neumann, dass der Zeitplan für die MAP-Novelle definitiv auf die ISH ausgerichtet sei. Traditionell nutzt die Politik den Anlass der Messe-Eröffnung gern, um etwaige finanzielle Segnungen zu verkünden. Ob vorher etwas durchsickert, auf das sich die Branche verlassen kann, ist allerdings in diesem Jahr fraglicher als bei früheren Anlässen. „Solange wir nichts schwarz auf weiß gesehen haben, werden wir sicherlich keine Prospekte drucken“, sagt Kuhlmann, der neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für den BDH hauptamtlich bei Viessmann für das Solargeschäft zuständig ist. Wunschzettel der Verbände Eindeutig ist, dass die Wünsche der Branche in Berlin aufmerksam gehört wurden – in wie weit sie erhört werden, wird man vielleicht erst am ersten Messetag wissen. Oberstes Ziel auf dem Wunschzettel der Verbände ist die Ausweitung der Zahl der Förderfälle. Reine Trinkwasser-Solaranlagen möchten der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) und der BDH wieder bezuschusst sehen. Diese einfachen Anlagen mit zwei bis drei Kollektoren für ein Einfamilienhaus waren in den letzten Jahren nicht mehr im Förderkatalog enthalten gewesen. Für die etwas größeren raumheizungsunterstützenden Solarsysteme hätten die Verbände die pauschale Mindestförderung gern um ein Drittel auf 2000 Euro angehoben. Denn gerade in diesem für die aktuelle MAP-Förderung zentralen Segment war der Markt in den letzten Jahren deutlich geschrumpft. Besser sieht es auf den ersten Blick bei den größeren Anlagen über 20 Quadratmetern aus, die vom BAFA im Rahmen der sogenannten „Innovationsförderung“ mit erhöhten Fördersätzen belohnt werden. Während der übrige Solarmarkt schrumpfte, stieg die geförderte Kollektorfläche hier in den letzten vier Jahren ingesamt um rund zehn Prozent auf 32000 Quadratmeter an. Vom gesamten deutschen Solarmarkt macht dies allerdings nicht viel mehr als 3 Prozent aus. Und von diesen 3 Prozent entfällt bislang lediglich der zehnte Teil auf das mit 50 Prozent der Investitionssumme besonders hoch geförderte zarte Pflänzchen der solaren Prozesswärme. 64 Anlagen mit 2996 Quadratmetern wurden im Jahr 2014 vom BAFA bezuschusst. Sehr überschaubar blieb auch die Zahl der Solarwärmeanlagen, die aufgrund ihrer Größe oder Art in das Fördersegment der KfW fielen. Dies waren im Jahr 2014 genau 55 Systeme, für die bei einer 30-prozentigen Förderquote eine gesamte Darlehenssumme von nur 6 Millionen Euro ausgezahlt wurde. Insofern ist nachvollziehbar, dass die Solarverbände weiterhin den Förderschwerpunkt auf dem bisherigen Kerngeschäft der Ein- und Zweifamilienhäuser gelegt sehen wollen. Denn nur hier ist in ihren Augen das kurzfristige Wachstum zu realisieren, mit dem die Branche aus ihrem seit dem Jahr 2009 stets tiefer werdenden Jammertal herauszuklettern hofft. Was bringen Abschreibungen Ob den Solarspezialisten dabei die geplanten neuen steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten für Gebäudesanierungen helfen können, auf die in der Heizungsbranche große Hoffnungen gesetzt werden, scheint allerdings derzeit ungewiss. Zweieinhalb Monate nach der Ankündigung der Bundesregierung im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz steht eine Einigung zwischen Bund und Ländern über die Finanzierung immer noch nicht in Aussicht. Abgesehen davon war in einem Eckpunktepapier des Wirtschaftsministeriums eine Kumulation der Abschreibungen mit einer Förderung durch das Marktanreizprogramm ausdrücklich abgelehnt worden. Wenn wenigstens darüber Klarheit bestünde, wäre der Solarbranche auch schon ein kleines bisschen geholfen. Text: Guido Bröer  

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