Fraunhofer IWES: Sonnenfinsternis war aus Sicht des Stromnetzes anstrengend, aber kein ernsthaftes Problem

Die Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES in Kassel haben den Verlauf der Sonnenfinsternis aus der Sicht des Stromnetzes verfolgt und ausgewertet.

„Sowohl für das Stromnetz als auch alle beteiligten Akteure war es anstrengend, aber kein ernsthaftes Problem. Wie vorausberechnet nahm die Einspeisung aus Photovoltaik mit zunehmender Bedeckung der Sonne ab. Konventionelle Kraftwerke wurden zum Ausgleich hochgefahren und konnten die Netzfrequenz damit am Sollwert von 50 Hertz halten, Verbrauch und Erzeugung elektrischer Energie waren ausbalanciert“, fassen die IWES-Wissenschaftler Yves-Marie Saint-Drenan, Rafael Fritz und Dominik Jost zusammen.

Physik steht dem Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland nicht entgegen
Tennet-Chef Urban Keussen ergänzt: „Ich sehe kein technisches K.O.-Kriterium für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Es gibt kein physikalisches Gesetz, das dem entgegensteht.“
Allerdings seien zahlreiche Anpassungen des Systems nötig. Keussen fordert etwa, dass sich die erneuerbaren Energien künftig stärker an der Stabilisierung des Netzes beteiligen.

Große Einspeise-Schwankungen werden künftig von den Erneuerbaren selbst ausgeglichen
Das Fraunhofer IWES konnte in den Projekten „Kombikraftwerk 2“ und „Regelenergie durch Windkraftanlagen“ bereits zeigen, dass die Bereitstellung von Regelleistung durch Pools von Windparks und anderen erneuerbaren Energien möglich ist. Aktuell läuft das Projekt „Regelenergie durch Wind und PV“ und soll demonstrieren, dass schon heute beide fluktuierenden Erzeugungsarten zur Systemstabilität beitragen können.
So werden die großen Einspeise-Schwankungen, die aktuell nur durch ein solches Extremereignis wie die heutige Sonnenfinsternis verursacht werden, aber im Jahr 2030 durchaus an ca. 100 Tagen im Jahr üblich sein können, zukünftig auch von den Erneuerbaren selbst ausgeglichen.
Das kürzlich abgeschlossene Projekt „Dynamische Bestimmung des Regelleistungsbedarfs“ untersuchte bereits erfolgreich Strategien dafür, die Menge an vorgehaltener Regelleistung wirtschaftlich sinnvoll an vorhersagbare Situationen anzupassen. Statt aufgrund seltener Extremereignisse dauerhaft zu viel Regelenergie auszuschreiben, kann damit auch auf zukünftig häufiger auftretende Schwankungen rechtzeitig im Vorfeld reagiert werden.
Weitere Informationen: Hintergrundpapier „Auswertung des Effekts der Sonnenfinsternis vom 20.03.2015 auf das deutsche Energieversorgungssystem“

23.03.2015 | Quelle: Fraunhofer IWES | solarserver.de © EEM Energy & Environment Media GmbH

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