Die optischen Eigenschaften der neuen Wunderschicht SolProSelect seien temperaturabhängig, erläutert Michael Beckmann, der Leiter des solaren Produktmanagements bei Viessmann. Ab einer Temperatur des Absorbers von 80 Grad ändere sich die Kristallstruktur und damit zunehmend der Emissionsfaktor der Schicht. Die Wärmestrahlung, die der Absorber an die Umgebung abgibt, nimmt oberhalb der Soll-Arbeitstemperatur also stark zu, wodurch der Wirkungsgrad des Kollektors im kritischen Temperaturbereich über 100 Grad schneller sinkt als mit einer herkömmlichen Hocheffizienzschicht. Damit soll ein Verdampfen der Kollektorflüssigkeit im Stagnationsfall verhindert werden. „Natürlich wirkt sich das auch positiv auf die Kosten aus“, sagt Beckmann. Einerseits, weil man sich den Einbau eines Stagnationskühlers vor dem Ausdehnungsgefäß sparen könne. Andererseits altere die Wärmeträgerflüssigkeit nicht mehr so schnell durch Überhitzung. Im gewollten Arbeits-Temperaturbereich leiste der Kollektor mit der neuen Absorberschicht nicht weniger als einer mit herkömmlichen hochselektiven Absorberschichten, versichert Beckmann. Testate von unabhängigen Prüflaboren stehen allerdings noch aus. Da an der Konstruktion der Kollektoren ansonsten nichts geändert werde, geht Produktmanager Beckmann davon aus, dass Viessmann in der zweiten Jahreshälfte die Massenfertigung einleiten und die meisten Flachkollektor-Typen nach und nach mit der neuen Beschichtung anbieten werde. Viessmann-Solarexperte Carsten Kuhlmann erwartet, dass die neuen Kollektoren in der Praxis einen höheren Jahresenergieertrag erwirtschaften können. Und zwar deshalb, weil ein Kollektor, dessen Fluid im Stagnationszustand flüssig bleibe, jederzeit wieder anlaufen könne. Ist bei einer heutigen Solaranlage der Speicher im Laufe des Nachmittags voll, so kommt der Solarkreislauf oft erst abends wieder in Gang, nachdem der Kollektor abgekühlt ist. Viessmann beschichtet seine Absorberbleche auf eigenen Anlagen im Werk Faulquemont in Frankreich. Text: Guido Bröer